Review

Alles startet so friedlich und freundlich: Buck Yuen (Jackie Chan) ist ein normaler Mann wie du und ich und verkauft Fitnessgeräte, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Nach Feierabend genehmigt er sich einen kleinen Snack im Einkaufszentrum und entdeckt dabei zwei sich verdächtig benehmende Gestalten. Seine Intuition täuscht ihn nicht: es stellt sich heraus, dass die beiden Bankräuber sind. Buck macht sich auf die Verfolgung und schafft tatsächlich, die Gangster zu schnappen. Er landet deswegen auch im Fernsehen und kurz danach wird er von der koreanischen Reporterin Carmen Wong (Kim Min Jeong) kontaktiert, die Buck eröffnet, dass er der Sohn eines reichen Geschäftsmannes ist. Zusammen reist er mit Carmen nach Korea und macht sich auf die Suche nach seinem Vater. Der ehemalige Doppelagent liegt aber leider im Sterben, was Buck veranlasst, etwas über die Vergangenheit seines alten Herren herauszufinden. Die Spuren führen ihn in die Türkei...dort spitzt sich die Situation extrem zu, als er die schöne Yong (Vivian Hsu) kennen lernt und plötzlich in ein Netz von Verbrechern gerät, die um einen gefährlichen Lungenvirus kämpfen.
Die Story ist zugegebenermaßen etwas weit hergeholt, aber funktioniert dennoch. Zwar ist es dem Zuschauer nicht immer sofort klar, was eigentlich im Moment gerade abläuft, aber das hat auch etwas Geheimnisvolles an sich und unterstützt somit auch etwas die Atmosphäre. Außerdem ist der Plot etwas verzwackter als bei den üblichen Jackie Filmen, auch mit ein paar Storytwists hier und da - und das ist durchaus zu begrüßen. Vereinzelte Plotlöcher und schwammige Stellen im Script findet man auch hier, aber die sind zum Glück fast komplett vernachlässigbar.
In der Rubrik "Kampfszenen" kann der Spion wider Willen allerdings nicht so punkten wie andere Chan-Werke. Hin und wieder findet man die inzwischen leider schon obligatorischen 08/15-Prügeleien, die aber weder besonders originell, noch beeindruckend wirken. Vielmehr konzentrierte man sich auf die Demolation der Umgebung - es gibt zum Beispiel einige nett inszenierte Autostunts zu sehen...und die Sequenz, in der Jackie mit einem übergroßen Kran durch ein ganzes Hochhaus kracht, ist einfach ein spitzenmäßiges Highlight, dass der Fan nicht missen sollte. Der Fakt, dass seine Martial Arts Stunts hier nicht dieselbe Güteklasse erreichen, könnte die actionbetonten Anhänger etwas enttäuschen.
Trotz der eher ernsthaften Atmosphäre des Streifens bleibt genug Platz für die Chan-typischen Gags, und die sind überraschenderweise recht nett ausgefallen. So darf Jackie im Fitnessladen rumblödeln, Bösewichte mit Elektroshocks ärgern oder nackt durch die Straßen Istanbuls laufen. Einige Sequenzen hätte man sich dann aber trotzdem sparen können - besonders zu nennen seien einige Szenen gen Schluß, vor allem die Italiensequenz beim Abspann. Die versaut das positive Gesamtbild des Filmes leider ordentlich.
Die Darsteller hingegen sind wieder wunderbar. Jackie Chan gibt als vermeintlicher Spion eine gute Rolle ab - das erinnert beinahe schon an seine alten, ernsthaften Werke wie "Heart of Dragon". Auch die restlichen Schauspieler tun ihr Bestes, und das sieht man auch. Durchwegs findet man sympathische Charaktere - sogar den Bösewichten kann man etwas Gutes abringen. An den Charakter von Eric Tsang als tollpatschigen und unfreiwillig komischen Many Liu hingegen muss man sich etwas gewöhnen. Fürs Auge gibt's auch genug: die chinesische Sängerin und Schauspielerin Vivian Hsu wird von der äußerst hübschen Koreanerin Kim Min Jeong unterstützt, die beide glücklicherweise neben gut aussehen auch schauspielern können. Allgemein interessant ist die bunte Mixtur der Darsteller, die aus allen Bereichen der Erde kommen. Somit entsteht ein schönes und auch interessantes Stück Multi-Kulti-Kino, dass mit beinahe fünf Sprachen und auf verschiedenen Erdteilen gedreht wurde.
Insgesamt gesehen ist der Film eigentlich schon ein kleines Kunstwerk. Regisseur Teddy Chen, der schon für Werke wie Purple Storm verantwortlich war, zeigt sich hier von der besten Seite. Mit atemberaubenden und ästhetischen Landschaftsaufnahmen aus Korea, der Türkei und anderen Teilen der Welt macht er den Film interessanter und läßt eine beinahe schon kulturelle Komponente in den Streifen einfließen. Langweilig wirkt das nie, eher vielmehr wie Kunst. Und komischerweise verträgt sich das prima mit der typischen Jackie-Haudrauf-Eigenart. Als Beispiel für die fantastische Cinematographie sei unter anderem die Szene genannt, in der Buck das erste Mal Yong erblickt, die am Treppengeländer eines türkischen Hauses entlang schlendert und dabei ein Lied singt. Das tolle Licht- und Farbenspiel und das hervorragende Kamerawerk beeindrucken dabei den technisch fixierten Filmfreund. Leider sind viele dieser Szenen für die internationale Version geschnitten worden. So muss sich zum Beispiel der europäische Zuschauer mit einer 35 Minuten kürzeren Version zufrieden geben. Wie immer fehlen schöne Einstellungen, massig Dialoge und leider auch etwas Action.
Abgerundet wird das durchaus überzeugende, teilweise ernste und geheimnisvolle Werk durch die Auswahl schöner Locations und dem Einsatz eines sehr ordentlichen Soundtracks (Hong Kong Version). Der Streifen ist in jeder Hinsicht ein toller Mix geworden - es vermischen sich verschiedenste Nationen zu einem respektablen Ganzen, so wie Jackies Klamaukkomponenten sich mit einem ernsten und ästhetischen Aspekt vermischen.
Ein wahrer Agentenfilm ist "The Accidental Spy" nicht, aber das ist eigentlich gut so. Auch hier präsentiert Jackie seine obligatorischen Kampfeinlagen und die nett inszenierte Situationskomik, dennoch kommt der solide Film ernster rüber, als der Großteil seiner anderen (und vor allem neuen) Werke. "The Accidental Spy" ist der etwas andere Chan-Film, primär nicht auf Klamauk oder waaghalsige Fightszenen ausgelegt, aber dennoch mit einem gewissen Reiz. Reinschauen sollte man auf jeden Fall einmal!
Am Ende sei gesagt, dass die 7 Punkte eigentlich nur der Hong Kong Cut verdient hat - die internationale Version würde wohl spontan zwei Punkte von mir abgezogen bekommen, denn für eine solch hohe Wertung fehlen einfach zu viel schöne Szenen. Wie immer eine Frechheit!

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