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Die Romanfigur Sherlock Holmes dürfte wohl zu den berühmtesten der Welt zählen. Der britische Autor Sir Arthur Conan Doyle erschuf ihn Ende des 19. Jahrhunderts, es folgten zahlreiche Verfilmungen. "Sherlock - Case of Evil" ist da eher ein Prequel, jedoch ist die Steven Spielberg Produktion "Das Geheimnis des verborgenen Tempels" aus dem Jahr 1985 deutlich vorzuziehen. Hierbei handelt es sich nämlich um eine TV-Produktion, die nicht mal lose auf einer Geschichte von Doyle basiert und für jeden Fan des Detektivs einem Schlag ins Gesicht gleichkommt.

Sherlock Holmes (James D´Arcy) ist es endlich gelungen Professor Moriarty (Vincent D´Onofrio) unschädlich zu machen, doch plötzlich geht in London ein Serienkiller um. Nacheinander werden alle Opiumdealer aus dem Weg geräumt, irgendjemand scheint den gesamten Markt für sich haben zu wollen. Sherlock lernt bei seinen Ermittlungen den Gerichtsmediziner Dr. Watson (Roger Morlidge) kennen, zusammen stoßen sie auf eine Droge, gegen die Opimum wie kalter Kaffee wirkt. Langsam dämmert es Sherlock, wer hinter dem Ganzen steckt, die hübsche Rebecca Doyle (Gabrielle Anwar) will er als Köder benutzen. Doch stattdessen wird Sherlock selbst entführt und bekommt die Wirkung der neuen Droge am eigenen Leib zu spüren.

Professor Moriarty war Holmes in zahlreichen Fällen immer mehrere Schritte voraus, ein Superhirn welches sich hier wie ein Stümper aufführt. Die Story ist dermaßen leicht zu durchschauen, Holmes braucht für seine Ermittlungen die erste Filmhälfte, während der Zuschauer schon in den ersten fünf Minuten Bescheid weiss. Bei der neuen Droge handelt es sich natürlich um Heroin und wer alle Opiumdealer aus dem Weg räumt, ist mehr als offensichtlich. Das große Problem, "Sherlock" hat nur einen Verdächtigen zu bieten und so macht die Mördersuche keinen Spass. Unser Meisterdetektiv ist hier noch sehr jung, raucht wie ein Schlot (aber keine Pfeife) und trinkt wie ein Loch, desweiteren vergnügt er sich gerne mal mit einer Prostituierten. Holmes Charakter wurde in den vielen Verfilmungen schon so unterschiedlich dargestellt und er muss auch nicht unbedingt Doyles Sichtweise entsprechen. Doch hier will das Gesamtbild einfach nicht passen, seine Ausdrucksweise und auch seine berühmte Kombinationsgabe werden hier minimiert. Auch harmonieren Holmes und Watson in keinster Weise miteinander. Stattdessen sägt man den ermordeten Dealern den Schädel auf, holt das (sichtbar unechte) Gehirn heraus, was immer in Nahaufnahme zu begutachten ist. Dabei werden die Opfer auch immer schön mit der neuen Droge vollgepumpt, damit es ja offensichtlich ist. Nebenbei bekommen sie noch die Kehle durchgesäbelt, soll wohl ein wenig an Jack the Ripper erinnern, der auch in London sein Umwesen trieb.

Kommen wir zum nächsten negativen Aspekt, die Kulisse Londons. Die will selbst bei Nacht und Nebel nicht glaubwürdig wirken, Regisseur Graham Theakston (Dunkle Kammern, Die Dreibeinigen Herrscher) hat seine seine Sets viel zu feundlich in Szene gesetzt, man treibt sich eigentlich immer am selben Fleck herum, obendrein will der Score nur selten passen. So fallen spannende Momente schon mal flach, die Ermittlungen von Holmes und Watson bleiben ereignislos, während Inspector Lestrade (Nicholas Gecks) immer hinterher hinkt. Und wenn schon langweilig, dann auch richtig, so darf eine kleine Lovestory am Rande nicht fehlen. Im letzten Drittel wacht Theakston dann endlich auf und spendiert unseren Helden eine kleine Barkeilerei, nebst einem kurzen Shootout. Einen Endkampf darf es auch geben, doch alles von unspektakulärer Natur. Leider entpuppt sich auch die Darstellerriege als totale Niete, ganz besonders James D´Arcy (Master and Commander, Der Fluch der Betsy Bell), der die größte Fehlbesetzung als Sherlock Holmes darstellen dürfte. Roger Morlidge (Shakespeare in Love, Der Englische Patient) als Dr. Watson ist hart an der Grenze, Nicholas Gecks (Mutant Chronicles, Othello) als Lestrade eine Witzfigur. Gabrielle Anwar (Die Drei Musketiere, Body Snatchers) und Vincent D´Onofrio (Full Metal Jacket, Jugger - Kampf der Besten) können auch nicht mehr viel reißen.

Die mit Abstand schlechteste Verfilmung von Doyles berühmter Romanfigur. Das Ganze ist dermaßen leicht durchschaubar, langweilig und unspannend, dass man schnell die Lust verliert. Die Darsteller sind entweder fehlbesetzt oder unterfordert, im letzten Drittel kommt immerhin ein wenig Action auf. Trotzdem rate ich jedem ab, der den Detektiv gerne in Aktion sieht, "Sherlock - Case of Evil" ist wahrlich zum Abgewöhnen.

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