„Mich interessiert nur eins: Videospiele!“
US-Low-Budget-Regisseur Greydon Clark begann seine Karriere in den 1970ern mit Blaxploitation-Beiträgen wie „Tom“ und „Black Shampoo“, bevor er diverse Genres exploitativ beackerte. Sein 1980er-Science-Fiction-Film „Alien Shock“ ist möglicherweise sein bekanntester. Nach der Slasher-Parodie „Wacko... da wackelt die Bude“ folgte 1983 die Komödie „Die Vidioten“ alias „Joysticks“ (so der Originaltitel), die der Arcade-Videospiel-Kultur ein, nun ja… filmisches Denkmal setzte. Oder so.
„Das ist nicht nur ein Spiel!“
River Citys Jugend rennt dem Videospielhallenbetreiber Jefferson (Scott McGinnis, „Star Trek III - Auf der Suche nach Mr. Spock“) förmlich die Türen ein. Der nerdige Berufsanfänger Eugene (Leif Green, „Grease 2“) und der etwas abgeranzte Game-Crack Dorfus (Jim Greenleaf, „Night Shift - Das Leichenhaus flippt völlig aus“) helfen vor Ort, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Der spießige alte Sack Joseph Rutter (Joe Don Baker, „Ein Mann nimmt Rache“), genannt Onkel Joe, jedoch sieht das schändliche Treiben gar nicht gern und sucht nach einer Möglichkeit, die Pforten schließen zu lassen. Im Anführer der Videospiel-Punks „Die Vidioten“ (Jon Gries, „The Party Is Over... Die Fortsetzung von American Graffiti“) findet er einen Verbündeten, denn dieser ist seit seinem Rausschmiss aus der Zockerhalle gar nicht mehr gut auf Dorfus & Co. zu sprechen…
„Die Vidioten“ ist ein typisches Produkt des ‘80er-US-Zeitgeists, eine knallbunte Komödie voll infantilen, pubertären, derben (Fäkal-)Humors, heillos überzeichneter Charaktere, dargestellt durch chargierende Schauspieler, und vielen nackten Brüsten. Von besonderem Interesse ist es für mich auch immer, wie Punks in älteren Filmen repräsentiert werden: Mit seiner spielautomatensüchtigen, völlig überdrehten Punk-Clique, den „Vidioten“, nimmt diese Variante zweifelsohne einen der vordersten Plätze auf der Kuriositätenskala ein. Jim Greenleaf erinnert in seiner Rolle als Dorfus fatal an John DiSanti aus „King Frat“, nicht zuletzt, weil er ein ähnlich radikaler Flatulenzer ist (im Übrigen auch ein erstaunlicher guter Schauspieler für eine Produktion wie diese). Interessanterweise schien die Jugend ferner bereits damals Sneakersocken zu tragen, die ich bisher als Trend des aktuellen Jahrzehnts verbucht hatte.
Nach einer unfassbaren Gerichtsverhandlung, die zu sehen eigentlich fast schon die Sichtung dieses Kleinods lohnt, dreht sich die Handlung auf der Beklopptenspirale immer weiter hoch: Ein Videospiel-Duell zwischen „King Vidiot“ stellvertretend für den sinisteren Onkel Joe, welcher dem Punk ein eigenes Videospiel versprochen hat, und dem nie spielenden Enkel des Besitzers, Betreiber Jefferson, wird anberaumt – und es geht um nicht weniger als die Existenz der Spielhalle (und damit offenbar der gesamten Jugend River Citys)! Eine Rückblende offenbart, warum Jeff nicht m ehr spielt: Er lag nackt mit seiner Freundin Sandy (Erin Halligan, „Die Jagd nach dem Leben“) im Bett, als ihr Vater sie dabei erwischte, seine Tochter verprügelte und mit ihr wegzog – seither ist der Ärmste traumatisiert. Eugene nimmt sich seiner an und trainiert ihn fürs schicksalhafte Duell und der Bürgermeister hat derweil großen Gefallen an „Space Invaders“ gefunden…
Neben viel nackter Haut, die der Film integriert, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, dass sich hübsche junge Damen bevorzugt halbnackt bis nackt in Videospielhallen aufhalten, bekommt der Zuschauer auch viele schöne Bilder alter – damals zeitgenössischer – Arcade-Automaten zu sehen, die „Die Vidioten“ heutzutage einen großartigen Retro-Gamer-Anstrich verleihen. Im Hintergrund dudelt unablässig der Pop-Rock-Soundtrack und unterlegt diesen durchgeknallten Wahnsinn musikalisch, der mit einer solch dreisten Unbeschwertheit seinen Stiefel durchzieht, wie es sich heutzutage niemand mehr trauen würde – und falls doch, nur wie ein Abklatsch dieses und ähnlicher ‘80er-Knallbonbons des schlechten Geschmacks und der freiwilligen Debilität wirken könnte.
Was haben wir Spätgeborenen damals nur für geile Spielhallenpartys verpasst?!