Til Schweiger, neben Benno Fürmann auf nationaler und Ben Affleck auf internationaler Ebene, wohl einer der minderwertigsten Schauspieler die mir spontan einfallen würden, darf jetzt, sei es PR-Gag oder Größenwahn, sich selbst als Regisseur profilieren. Ganz toll. Um mich gleich mal zu rechtfertigen: Ich liebe Dramen, vornehmlich deutsche Dramen und ich liebe deutsche Filme, vornehmlich die, die nachts um 3 auf Dritten Programmen vergammeln ( Sophiiie, Härtetest, In den Tag hinein ) und andererseits hasse ich deutsche Filme, vornehmlich wenn sie "Goodbye Lenin", " FC-Venus" oder "Der bewegte Mann" heißen. Je gehypter, desto schlechter. Jetzt habe ich Barfuß gesehen und muß sagen: Oh mein Gott, ist das bodenlos! Ich gebe zu, der Film hat einige wirklich süße, bzw. wirklich verdammt witzige Szenen und Ideen, aber genau darin, liegt das erste große Problem: Es sind Szenen. Szenen wie Abziehbildchen, die auf eine Wand geklebt werden. Das einzige was sie gemein haben, ist die Wand bzw. im Film eben den Titel, oder Mr. Schweigers Permanentanwesenheit. Für sich betrachtet sind sie teilweilse wirlich gut, auch wenn man doch immer wieder auf Szenen trifft, die schwer gewollt, bzw. schwer cool wirken sollen ( Schweigers verzweilfelter Versuch U.S.-Optik in den Film reinzuwürgen nervt doch des öfteren ). Aber ob gut oder schlecht es sind eben mehr oder weniger zusammenhanglose Bildfetzen. Es fehlt ein Fluß, es fehlen ordentliche Montage und Continuity. Kurzum, der Film strotzt vor "technischen" Fehlern und erzählerischen Mängeln. Aber gut, es ist Til Schweigers erster Film und, auch wenn mich diese Fehler eigentlich etwas überraschen ( irgendein erfahrener, federführender Produzent wird ja wohl doch da gewesen sein ), könnte man diese eigentlich verschmerzen. Hey, es ist ein Erstlingswerk und da funktioniert eben nicht alles. Ein netter Film könnte es trotzdem noch werden. Allerdings gibt es noch ein weiteres Problem: Die unglaubliche Unentschlossenheit der Story. Barfuß torkelt total planlos zwischen deutschem Drama mit Realitätsanspruch und Märchen mit Holzhammerhumor, herum. Aber gut, das wäre immer noch nicht tödlich für den Film. Mitlerweile wäre er ein Durchschnittsfilm, den man anschaut und empfehlungslos wieder vergißt. Aber da kam noch etwas... Der "Killer" des Films: Die Besetzung ! Welcher halbintelligente Affe ist um Gottes Willen auf diese Darstellerriege gekommen ! O.K. das Michael Mendl und Michael Gwisdek als Standard Ü-50iger wieder mal dabei sind, is ja verständlich, aber JANINE KUNZE ??? Die Frau, die mit ihrem peinlich, prolligen Blondinenhumor das Niveau jeder noch so anspruchslosen Müllshow von Sat.1 oder Pro Sieben nochmal um zwei Klassen herabsetzt ??? Ja, Janine Kunze darf hier eine relativ ernste Rolle spielen !!! Die absolute Vollkommenheit der Fehlbesetzung ! Ich habe sie miterlebt ! Sollte man diesen Schock irgendwie vedaut haben, kommt gleich die nächste Breitseite ( man könnte es auch als filmische Kernschmelze bezeichnen ): Axel Stein als Lastwagenfahrer und Markus Maria Profitlich als sein Gebrauchtwagen dealender Papi. Wieder zwei Comedypappkameraden, die so überhaupt nichts, aber wirklich überhaupt nichts, in einem ernsten, bzw. "seriösen" Film zu suchen haben. Spätestens hier hatte der Film bei mir bodenlos verschissen, weil ich mir nun ernsthaft die Frage gestellt habe: Was soll das alles eigentlich ? Was will der Film von mir ? Ich für meinen Teil, bin zu einer Lösung gekommen, die wie folgt aussieht: ( Ein deutsches Filmstudio ): Chef: " Wir brauchen einen guten Film...mit Anspruch oder so...und Preise... Untergebener: " Ja Chef, ich hab da was für sie...ein Holocaust-Drama...da hätten wir den Dekadenzbonus...und viele Preise..." Chef: " Aha... nicht schlecht Meier...haben sie vielleicht noch mehr ?" Untergebener: " Natürlich Chef...Kinder und Tiere...Niedlichkeitsbonus, sie verstehen " Chef: "Meier, Meier...sie sind mein Mann. Aber hätten sie vielleicht noch ein bißchen mehr, so dieses gewisse etwas...?" Untergebener: " Ja...Behinderte ! Der Mitleidsbonus wird den Film adeln." Chef: "Meier, ich liebe sie (ha,ha,ha)...wer führt Regie?" Untergebender: "Ähm...Till Schweiger." Chef: " Mhm...aber für den Fall, daß das alles nicht hinhaut, stecken wir noch ein paar ganz coole Comedians mit rein...quasi als Zugpferd und Sicherheit. Das wollten sie mir doch sagen Meier oder ?" Tja, damit wäre die ohnehin nur rudimentär vorhandene Auseinandersetzung mit dem Thema psychisch Kranke wohl endgültig zur Freakshow degeneriert. Auch wenn meine Theorie über diesen Dialog an den Haaren herbeigezogen sein mag, muß ich sagen, daß mir das alles einfach nicht gefällt. Schließlich und endlich bleibt von dem Film nicht unbedingt viel übrig. Ja, es sind wirklich nette Szenen drin und ja, der Schluß ist wirklich herzallerliebst. Wenn man über Janine Kunze and friends hinwegschauen kann, bleibt wahrscheinlich sogar ein durchschnittlicher,streckenweise durchaus unterhaltsamer Film, mit einer halbwegs kreativen Grundidee, die oberflächlich betrachtet auch noch ganz gut gemeint ist. Ich für meinen Teil kann aber nicht darüber hinwegschaun.