Review

Ich habe dies schon seit einiger Zeit nicht mehr geschrieben: Es ist wirklich kaum zu glauben, dass ein Film wie VIZI PRIVATI, PUBBLICHE VIRTU bis heute in der OFDb noch nicht einmal von einer einzigen Person benotet wurde...

VIZI PRIVATI, PUBBLICHE VIRTU lief vor einigen Jahren in Amerika auf dem „Playboy Channel“. Der typische Zuschauer konnte mit diesem außergewöhnlichen Film – natürlich – nichts anfangen, bereits nach kurzer Zeit wurde er wieder aus dem Programm genommen.

Klar, der Durchschnittszuschauer der sich eine Produktion mit einem Titel wie DIE GROSSE ORGIE anschaut, hat vermutlich kaum ein besonderes Interesse an der Story des Films und vermutlich auch nicht die besten Geschichtskenntnisse...

Dieser phantastische Film handelt von Rudolf, dem Kronprinzen von Österreich-Ungarn. Rudolf erschoss sich in der Nacht vom 29. auf den 30. Januar 1889. Die erst 17-jährige Baronesse Mary von Vetsera wurde von ihm kurze Zeit vor seinem Selbstmord getötet.
Dies war zumindest die offizielle Version des tragischen Ereignisses, welches (indirekt) viel verändern sollte. Der genaue Tathergang konnte nie geklärt werden, nicht wenige Experten gehen auch heute noch von einem Mordkomplott aus.
Welche Version in diesem außergewöhnlichen Werk gezeigt wird, werde ich jetzt natürlich nicht verraten.

DIE GROSSE ORGIE ist mit SALO von Pier Paolo Pasolini vergleichbar, der fast zur gleichen Zeit realisiert wurde. Nein, in VIZI PRIVATI, PUBBLICHE VIRTU gibt es keine einzige derbe Folterszene zu sehen. Aber Genrekenner, die nicht zu stark von den zahlreichen nackten Körpern abgelenkt werden, können einzelne inhaltliche Parallelen mit Sicherheit erkennen.

Ich kenne nicht einmal viele amerikanisches Nudies, in welchen Nacktheit so zelebriert wird, wie in diesem unglaublichen Film aus dem Jahre 1975. Auch die männlichen Darsteller sind immer wieder splitternackt zu sehen.
Obwohl eine große Orgie zu sehen ist (wer hätte dies aufgrund des deutschen Filmtitels vermutet?), bietet VIZI PRIVATI, PUBBLICHE VIRTU jedoch nur wenige wirklich erotische oder explizitere Sexszenen. Besonders eine längere Liebeszene wurde jedoch sehr ästhetisch gefilmt.

Eine Filmsequenz sieht zum Beispiel so aus:
Ein nackter Mann rennt durch die Gegend, auf seinem Kopf trägt er einen spitzen Hut, an seiner Haut kleben einige weiße Federn. Zahlreiche Soldat rennen um ihn herum, er tut so als ob er ein Ei legen würde. Das Hühnerei zerdrückt er dann auf der Stirn des Kommandanten...
Solche Szenen haben mich immer wieder an den verrückten Genremix MONDO CANDIDO oder an den genialen THE HOWL von Tinto Brass erinnert.

DIE GROSSE ORGIE ist ein einzigartiger Film der inhaltlich weit mehr bietet, als die meisten Zuschauer erkennen werden/würden.

Dies ist einer der genialsten subversiven Meisterwerke aller Zeiten!

10 Punkte

Details