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Freddys Schöpfer Wes Craven hatte für den vierten Teil von A Nightmare on Elm Street so seine ganz eigenen Vorstellungen, die er auf Anfrage von Robert Shaye nach dem gigantischen Erfolg des Vorgängers Anfang 1988 voller Stolz präsentierte. Doch Cravens etwas eigenwillige Vision um einen innerhalb der Träume zeitreisenden Freddy Krüger stieß beim Haus und Hof Produzenten  der Nightmarereihe auf wenig Gegenliebe, so dass dieser sich für das ebenso vorliegende, bodenständigere Dreammaster-Konzept von William Kotzwinkle entschied. In Anbetracht der teilweise lächerlich wirkenden Superkräfte Idee von Nightmare 3 war dies meiner Meinung nach nicht unbedingt die schlechteste Entscheidung, sonst hätte Freddy womöglich noch mehr von seiner Bedrohlichkeit eingebüßt. Den Regieposten konnte sich Renny Harlin dank enormer Beharrlichkeit sichern, trotz mehrfacher Absagen von New Line Cinema ließ er nicht locker, bis er letzten Endes doch eingestellt wurde. Für die Umsetzung erhöhte das Studio auch auf Grund der seit dem ersten Teil immer steigenden Absatzzahlen das Budget auf stattliche 13 Millionen Dollar. 

Der von Robert Englund empfohlene Brain Helgeland erhielt den Auftrag, aus Kotzwinkles Entwurf ein produktionsreifes Drehbuch zu basteln. Da der Film bereits ein festes Startdatum hatte und Robert Shaye auf Termineinhaltung drängte, blieb Helgeland insgesamt nur 7 Tage Zeit, seine Arbeit fertig zu stellen. Freddy Krüger (Robert Englund) schmort nach seinem Begräbnis auf dem Autofriedhof am Ende von Nightmare 3 wieder einmal in der Hölle, als er dank urinhaltigen Unterstützung eines kleinen Hundes namens Jason zu neuem Leben erweckt wird. Freddy metzelt nach und nach die letzten noch lebenden Elm Street Kinder der Eltern, die ihn einst verbrannten, in ihren Träumen nieder. Roland Kincaid (Ken Sageos) und Joey Crusel (Rodney Eastman) sterben auf grausame Weise und auch Kristen Parker (Tuesday Knight) muss daran glauben, nachdem sie der Tagträumerin Alice Johnson (Lisa Wilcox) von ihren grauenhaften Albträumen berichtet hatte und ihre Fähigkeit, andere Personen in ihre Träume einzubinden, ihr weitergab. Fortan terrorisiert Freddy Alice, da er nun durch ihre Träume an neue Opfer herankommen kann, so müssen ihr Bruder Rick (Andras Jones) und ihre Freundin Sheila (Toy Newkirk) ebenfalls mit ihrem Leben bezahlen. Doch Alice lässt sich nicht unterkriegen und  versucht gemeinsam mit Ihrem Bekannten Dan (Danny Hassel) Freddy ein für alle Mal unter die Erde zu bringen...

Renny Harlin und seinem Team gelang es für Freddy eine optimale Umgebung mit einem angenehmen Verhältnis zwischen phantasiereichen Traumwelten, kreativen Tötungsmethoden, sadistisch-ironischen Inhalten und paranormalen Einfällen bereitzustellen und ihn damit auf seinem Weg zur unbestrittenen Genreikone des Horrorkinos gewinnbringend zu unterstützen. Krüger bedankt sich mit gesteigertem Ideenreichtum, forcierter Boshaftigkeit, gnadenlos sarkastischen Sprüchen und  einem ausgedehnten Bodycount. Außerdem hat er für jedes Opfer seinen ganz persönlichen Tod parat, welcher sich nach den Ängsten bzw. den Vorlieben der Probanden richtet. Debbie (Brooke Theiss) hasst Käfer, verwandelt sich aber nach missglücktem Hanteltraining in ein häßliches Untier, welches Freddy zermatscht. Der Asmatikerin Sheila bleibt die Luft weg, als Freddy ihr bei einem leidenschaftlichen Kuss die Gedärme aussaugt. Kampfsportfan Rick wird nach seinem Martial-Arts Duell mit Freddy durch dessen Handschuh aufgeschlitzt. Die Albtraumsequenz schlechthin ist für mich der geniale Kniff mit der Zeitspirale, als sich eine Szene immer und immer wieder revolviert, bis es den Akteuren auffällt, dass sie träumen, so einfach und doch so brillant kann Kino sein. Trotz dezent schwarzem Humoreinfluss und der vielen auch übernatürlichen Raffinessen verfällt Nightmare on Elm Street 4 aber meiner Meinung nach nie in totale Albernheit, sondern achtet feinsäuberlich auf eine gewisse Grundernsthaftigkeit, ein Gespür, welches ich vor allem beim direkten Vorgänger vermisst habe.

Geringfügiges Verbesserungspotenzial sehe ich im etwas eindimensionalen und linearen Handlungsaufbau, welcher sich im Prinzip eigentlich nur von einer Grausamkeit zur nächsten hangelt, was trotz all der unterhaltsamen Freddy-Momente für einen überschaubaren Spannungsbogen sorgt. Außerdem fehlt mir für das Besiegen Freddys ein nachvollziehbarer Plan, die Art und Weise seiner finalen Vernichtung hat mich persönlich nur bedingt überzeugen können, es wirkt so als wäre ihnen nichts besseres eingefallen. Dafür stimmt aber die komplette Optik des Streifens. Die verwendeten Kulissen und auch die Special Effekts spiegeln die gestiegenen finanziellen Möglichkeiten auffällig wieder, dass gesamte visuelle Erscheinungsbild wirkt ansprechend und hochwertig produziert. Der Härtegrad der Blut und Gore-Effekte ist eher im Mittelfeld angesiedelt und kann irgendwo zwischen Teil 2 und 3 eingeordnet werden. Für die zahlreichen gelungenen Deformierungs- und Mutationssimulationen hätten die Maskenbilder eigentlich einen extra Orden verdient, ein technischer Augenschmaus ist beispielsweise Krügers Kampf mit den verlorenen Seelen in seinem Inneren oder auch die allseits bekannte Pizzaszene mit den gefangenen Miniköpfen im Teig, welche Freddy aufspießt und genüsslich verspeist. Buon appetito, Mr. Englund.

Extra zu erwähnen, was für einen phänomenalen Job Robert Englund hier abliefert, ist als würde man gesondert unterstreichen, dass sich die Erde um die eigene Achse dreht oder in einem Flussbett Wasser entlang fließt. Da es ihm aber gelungen ist, sich jedes Mal von Teil zu Teil zu steigern, kann ich mich der lobenden Worte nur schwer erwehren. Die Diabolik, seine schadenfrohe Mimik und die trockenen auf den Punkt gebrachten One-Liner stehen der Weiterentwicklung des Freddy Krügers vom reinen Psychopathen zur Horrorkultfigur glänzend zu Gesicht. Die fast schon heldenhafte Glorifizierung seiner Person und seiner grauenhaften Taten sorgt beim Publikum für Applaus und Furcht zugleich. Auch die Leistung von Tuesday Knight, welche Patricia Arquette als Kristen mindestens gleichwertig ersetzt, Andras Jones charismatische Darbietung als Rick, oder Lisa Wilcoxs versierte Performance als tapfere Alice verdienen volle Anerkennung. Neben den gefälligen Hauptdarstellern bietet Nightmare on Elm Street 4 auch solide agierende Nebendarsteller und einen zusätzlichen Gastauftritt von Produzent Robert Shaye, der einen Vortrag als Lehrer über die Philosophie von Träumen halten darf.

Alleine in Amerika konnte Nightmare on Elm Street 4 knapp 50 Millionen Dollar einnehmen und ist somit der kommerziell erfolgreichste Vertreter des gesamten Franchises, wenn man das 2003 erschienene Spin off Freddy vs. Jason einmal außen vor lässt. Die Reaktionen der Kritiker waren eher zwiegespalten. Einerseits wird die enorme Vielseitigkeit mit den daraus resultierenden grenzenlosen Möglichkeiten für Freddy gelobt, anderseits gibt es genügend Stimmen, die in diesen Veränderungen einen nicht tolerierbaren Schwund von dessen Bedrohlichkeit sehen. Für mich persönlich ist das Original unerreicht und definitiv das Maß aller Dinge. Allerdings sehe ich in Nightmare on Elm Street 4 auch die bis dato gelungenste Fortsetzung , weil hier der schwierige Balanceakt zwischen Fortschritt, Witz, Grauen, Fantasie und Intelligenz harmonierend in Einklang gebracht wird. Defizite konnte ich lediglich an der fehlenden durchgängigen Hintergrundgeschichte und der etwas dünn, unvollständig und lückenhaft wirkenden Plausibilisierung der finalen Krügerzerstörung ausmachen. MovieStar Wertung 8 von 10 Punkte.

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