Review

ACHTUNG SPOILER

Wer nicht über diverse Details des Films informiert werden möchte, sollte hier aufhören zu lesen.
(Hinweis: Dieses Review beruht auf der deutschen FSK 18 - Fassung von CBS FOX)

NIGHTMARE 4 - THE DREAM MASTER

Story:
Kristen, eine der Überlebenden der Mordserie in der Jugendpsychiatrie, wird erneut von Alpträumen heimgesucht, die nichts Gutes verheißen. Sie wendet sich an ihre Schicksalsgefährten Joey und Kincaid, die über Kristen’s Vermutungen, der verbrannte Killer Fred Krueger würde wiederkommen, zunächst nur müde lächeln – wenig später wir Kincaid Zeuge, wie sich das Narbengesicht wieder aus seinem Grab erhebt und zum Rachefeldzug anbläst. Da Kristen Freddy zum Opfer fällt und sie das letzte jener Kinder war, deren Eltern ihn einst verbrannten, brauch er eine Art Pforte, um in die Alpträume weiterer Jugendlicher zu gelangen. Die findet er in der Außenseiterin Alice, in dem er ihre Träume dazu missbraucht, andere darin zu töten – und schon beginnen in Springwood die Teens erneut wie die Fliegen zu sterben . . .

Das war was, als A NIGHTMARE ON ELMSTREET 3 – DREAM WARRIORS bei einem Budget von rund $4 Mio. alleine an den Kinokassen das elffache wieder reinholte, von den die $20 Mio. – Grenze übersteigenden Einnahmen über den Videomarkt mal ganz zu schweigen. Ab diesem Punkt war den Producern von New Line Cinema klar, dass Freddy Krueger sich zu einem Goldesel im Horrorkino der 80er etabliert hatte – und da die wenigsten einen solchen unberührt stehen lassen, standen die Verhandlungen über eine Fortsetzung wohl schon im Raum bevor der Streifen die Kinoleinwände wieder verlassen hatte. Am 19. August des Jahres 1988 lief A NIGHTMARE ON ELMSTREET 4 – THE DREAM MASTER in den USA an.

Da der Erfolg von Teil 3, welcher den der beiden Vorgänger um Längen überstieg, einen Grundstein für ein höheres Budget gelegt hatte, ist es kaum verwunderlich, dass für die Inszenierung von Teil 4 mit $13 Mio. mehr Geld zur Verfügung stand, als für alle drei Vorläufer zusammen. Dieses Mal wurde insbesondere in die Tricktechnik investiert; die Spielereien, die in den vorangegangenen Parts mangels Geld zur Seite geschoben werden mussten, waren hier nun kein Ding mehr und so konnte man die Alptraumwelten bunter und größer denn je gestalten und die Sets wirken deutlich größer und besser ausgestattet. Doch alles hat seine Schattenseiten. Im 4. Teil der Reihe machte sich nämlich zum ersten Mal eine gewisse Flaute in der Storyline bemerkbar. Waren die ersten beiden Fortsetzungen immer noch um eine halbwegs komplexe Rahmenhandlung bemüht, zeigt einem der DREAM MASTER im Grunde genommen nur das, was man schon mal gesehen hat in pompöserem Gewand. Die Tatsache, dass Alice für Freddy eine Art Pforte darstellt, wird nur ganz kurz nebenbei angehaucht und dient im Verlauf des Films oft nur als Mittel zum Zweck – oftmals wird einfach ein jugendliches Opfer von einem bunten Set zum nächsten gehetzt um dann gekillt zu werden, was an sich schade ist, da die Spannung so natürlich stark gedrosselt wird.

Allgemein lässt sich sagen, dass es mit dem Grusel spätestens hier endgültig vorbei ist und auch die Leute, welche in Teil 3 noch gelegentlich zusammenzuckten, werden hier entspannt an der Cola nippen. Der Grund ist für mich klar: eine Goldgrube alleine nützt in der Zeit von heute bzw. von damals nicht sonderlich viel, man muss mit ihr auch Geld machen. In diesem Fall fiel spätestens ab diesem Teil der Begriff ‚Massentauglichkeit’ – von der relativ bunten Optik des Films über die vielen 80er-Jahre-Pop-Songs im Hintergrund bis hin zum Titeltrack NIGHTMARE von Tuesday Knight wirkt alles viel gestylter und auf ein breiteres Publikum zugeschnitten als bislang, auch wenn Ansätze bereits bei Part 3 zu erkennen waren. Spannend wird es also kaum noch. Da ist es schön, wenn gegen Anfang aber auch im weiteren Verlauf das klassische NIGHTMARE – Theme aus Teil 1 aufgegriffen wird.

Schauspielerisch ist hier ebenso nichts Namenhaftes vertreten. Darstellerisch solide Arbeit lässt sich verzeichnen, nicht mehr, nicht weniger. Teilweise einfach nur nerven tut allerdings die deutsche Synchro, die mich eher an einen Billig-Manga auf RTL II erinnert. Vor allem Freddy’s deutsche Stimme schlägt dem Fan schmerzlich auf den Magen.

Machen diese Kritikpunkte den Film schlecht? Kurz: nein. Schlecht ist er nicht. Im Bereich Effekte kann man dem Film wirklich nichts vorwerfen. Sicherlich, im Zeitalter der Digitaleffekte, wo mit zwei Mausklicks schlichtweg alles möglich ist, wirken die Szenen veraltet, aber dennoch: es wurde rundum überzeugende Arbeit geleistet; tricktechnisch wurde der bis hierhin beste NIGHTMARE – Teil produziert. Vor allem die Sets der Auferstehungsszene aber auch der Kirche, in welcher der Showdown steigt, sind relativ aufwändig gemacht und auch die Alpträume sind wie schon erwähnt beeindruckender als bisher ausgefallen (beeindruckender heißt nicht gleich besser).

Das Blutvergießen hält sich trotz einiger harten Szenen (hierzulande FSK 18 + Indizierung, ach ja, wie wir Horrorfreaks die BPjS doch lieben…) in Grenzen. Obwohl die Morde an sich nicht gerade unbrutal sind und die Zahl auch stimmt, filtert die unbedrohliche Atmosphäre und der Look einfach jeglichen Anspruch aus ihnen heraus, so dass düster - verstörende Attacken wie einst auf Tina aus Teil 1 endgültig der Vergangenheit angehören. Die zu bewundernden Ekeleffekte sind allerdings sehr gelungen, z.B. verwandelt sich Debbie in eine überdimensionale Küchenschabe und auch beim Finale wird noch mal ordentlich aufgedreht. Also: an den Effekten erfreuen und sie genießen, aber bitte keine Splatterorgie erwarten. Das deutsche Video wurde selbstredend zensiert und das selbstredend wieder mit den sinnlosesten Schnitten, die ich kenne. Zum Glück fehlen nur wenige Sekunden, so dass das Tape dennoch brauchbar ist.

Man kann das Thema wenden wie man will: in meinen Augen bleibt Teil 4 hinter seinen Vorgängern zurück. Dem Film ist anzumerken, mit welchem Kommerzbewusstsein hier gearbeitet wurde und sowohl Optik als auch Atmosphäre fallen nicht länger unter den Begriff ‚Horror’. Positiv zu vermerken bleibt, dass Freddy Krueger zwar sein unheimliches Image gänzlich verloren hat, hier aber immerhin noch schön fies ist, während er im Nachfolger zum schlechten Witz wurde. Außerdem ist der Streifen immer noch ein überdurchschnittlicher Splatter, den es sich lohnt, anzuschauen und wer über die NIGHTMARE ON ELMSTREET – Filme mitreden will, der muss ihn selbstverständlich gesehen haben. Auch so kann man Part 4 für einen netten Videoabend unter Horrorjunkies durchaus empfehlen. Freddy steigt hier zur Kultfigur auf, die über jeden Zweifel erhaben ist, Witze reißt und in knallbunten Traumwelten agiert. Dieser Wandel stieß in der Fangemeinde auf sehr geteilte Meinungen, ich persönlich kam und komme mit diesem neuen Image nicht wirklich zurecht, aber dieser Teil bleibt noch sehr ansehnlich, bevor es in Teil 5 richtig grottig wird.

Und so wurde die Erfolgsschiene der Elm Street weiter ausgebaut. Knapp $50 Mio. Kinoeinnahmen plus weitere $22 Mio. auf dem Videomarkt machten NIGHTMARE 4 zu dem erfolgreichsten Teil der Reihe (FREDDY vs. JASON ausgenommen) und darüber hinaus zum bis dato erfolgreichsten Indie – Movie, was für einen Horrorfilm echt was heißen will. Da sahen 1988 die Konkurrenzreihen HALLOWEEN (HALLOWEEN 4 – THE RETURN OF MICHAEL MYERS) und FRIDAY THE 13th (FRIDAY THE 13th, PART VII – THE NEW BLOOD) bezogen aufs Einkommen blass gegen aus.

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