Frisch erholt vom NATIONAL-TREASURE-Schock, keimte in mir erneut Hoffnung für das dahinsiechende Abenteuergenre auf, als ich im Kinosessel Platz nahm, um mir die Umsetzung von Clive Cusslers Dirk-Pitt-Romanen, SAHARA benamst, anzusehen. Um es gleich vorwegzunehmen: Die Romane kenne ich nicht, aber das soll den Film ja nicht daran hindern, auch für Uneingeweihte wie mich unterhaltsam daherzukommen.
Doch das gelingt ihm nur bedingt. Es mag ja angehen, dass diese ganze "Warlord-steckt-mit-Umweltsündern-unter-einer-kriminellen-Decke"-Chose im Roman ordentlich umgesetzt ist, aber im Film raubt sie einiges an Dynamik. Eine simple Schatzsuche, das macht die grossen Abenteuerfilme aus. Darauf kann man sich beschränken. Auf der Jagd nach einem Schatz wird man eh schon mit genug Problemen konfrontiert, da muss doch nicht noch krampfhaft ein "Rahmen" für das Ganze her. Nein, heutzutage muss man als Held von Welt auch noch Giftmüllskandale aufdecken und Diktatoren stürzen, unter einer minderen Weltrettung geht es nicht. Das ist so, als würde man in einem Porno mit den Lebensentwürfen der Charaktere konfrontiert werden: MAN BRAUCHT ES NICHT!
Naja, egal, erstens muss man in diesem Fall die Cussler-Leser zufrieden stellen, die ihren Roman wiederfinden wollen, und zweitens hebt diese Herangehensweise Dirk Pitt vielleicht aus der Masse anderer schneidiger Helden heraus, denn die Charakterzeichnung tut es jedenfalls nicht. Pitt entwickelt Besessenheit für etwas Wertvolles, ist ein oller Charmebolzen und auch mal einem guten Schnäpschen nicht abgeneigt. Na super. Hatten wir ja noch nie. Er hat einen lustigen Begleiter, der immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat, aber eine treue Seele ist. Ahaaa. Und er wird begleitet von einer engagierten Frau, die auch mal mit anpacken kann, wenn es brenzlig wird. Marion? Bist du das, Marion?
Nicht falsch verstehen; das sind halt die Klischees, die man in solchen Filmen serviert bekommt und die auch überhaupt nicht stören, wenn die Geschichte mitreissend und witzig erzählt ist. An beidem hapert es hier aber ein wenig. Neben der bereits erwähnten spannungshemmenden Storyzerfaserung könnte der Film auch durchaus noch etwas mehr Humor vertragen. Sicher, Steve Zahn ist witzig, William H. Macy ist witzig, aber es sind immer nur Schmunzler, da hätte man humormäßig wirklich noch eine Schippe drauflegen können. Geht woanders doch auch. Damit wäre nämlich zugleich auch der Fokus von dieser zusammengeflickten Geschichte genommen worden, die immer dann, wenn sich das alte "Wir-kommen-dem-Schatz-näher"-Feeling einstellen will, in völlig überflüssige Nebenhandlungen springt (ich sage nur Delroy Lindos CIA-Mann) und jede aufkommende Atmosphäre wieder am Story-Boden festnagelt.
Die Schauspieler sind alle in Ordnung, wenngleich mich die Tatsache, dass McConaughey und Cruz bei den Dreharbeiten ein Paar wurden, verwundert, denn dass es zwischen ihren Figuren knistern soll, bekommt man eigentlich nur mit, weil das Drehbuch es so vorschreibt. Knistern sehen tut man jedenfalls nichts. Da schaue man sich zum Vergleich noch mal RAIDERS an (diese Filme werde ich wohl bis zum Jüngsten Tag als Vergleich heranziehen müssen, aber ich werde es nicht müde, weil es nötig ist), da brennt die Leinwand.
Egal, was solls, im Falle eines Erfolges stehen uns ja eh Fortsetzungen ins Haus, und die können sich in Sachen Spannung und Witz dann gepflegt steigern. Denn ein Grundstein ist hier gelegt. Die Helden sind sympathisch, es wird kein Hightech-Firlefanz zum Füllen von Logiklücken benötigt (sehr lobenswert), und auch die Machart kommt angenehm nostalgisch und ohne Schnittgewitter und CGI-Inferno daher. Überraschungen sind zwar Mangelware, aber gute Unterhaltung bekommt man hier auf jeden Fall geboten. Durch das unnötige Aufblähen der Handlung verspielt der Film jedoch die Chance, bei den ganz Großen mitzuspielen. Weniger ist bei denen nämlich mehr.