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Letztes Jahr konnte Jerry Bruckheimer mit „Das Vermächtnis der Tempelritter“ fast an Indiana Jones heranreichen, nun versucht „Sahara“ sein Glück, ist aber etwas schwächer als de Bruckheimer Produktion.
Grundlage für das Abenteuer bildet eine Romanserie um den Helden Dirk Pitt (Matthew McConaughey) und seinen Kumpel Al Giordino (Steve Zahn), ehemaliger Navyangehörige und jetzt Schatzsucher im Auftrag von Admiral Jim Sandecker (William H. Macy). Wertvolles Kulturgut sind die Bücher sicher nicht, denn sonst hätte bestimmt auch mehr als eine handvoll Leute vor dem Release des Films davon gehört, doch auch aus Trivialliteratur kann man ja sehr unterhaltsame Filme stricken.
Objekt der Begierde ist hier ein Panzerschiff aus dem Nordstaaten-Südstaaten-Konflikt, das damals verschütt ging. Natürlich glaubt niemand außer den Helden daran, aber der Zuschauer weiß natürlich, dass die Schatzsucher Recht haben – nicht bloß, weil er den Kahn in der Auftaktsequenz zu sehen bekommt. Als ein Münzenfund darauf hindeutet, dass sich das Schiff in Nigeria befinden könnte, stellt man dem Duo nicht bescheidene Mittel zur Verfügung, um danach zu forschen.

Doch irgendwie reicht der Schatzsucherplot noch nicht aus, also nimmt man noch die WHO-Ärztin Eva Rojas (Penelope Cruz) und einen ihrer Kollegen von Lagos aus mit, da diese sich mit seltsamen Krankheitsfällen beschäftigt, die ihren Ursprung in der gleichen Gegend zu haben scheinen. Doch bald tauchen finstere Truppen auf, welche die Entdeckung der Krankheit geheim halten wollen und dafür auch über Leichen gehen…
Irgendwie schien den Drehbuchautoren von „Sahara“ eine Geschichte zu wenig zu sein, weshalb man hier nicht nur nach einem antiken Schiff sucht, sondern sich auch mit einer unbekannten Krankheit und einem fiesen Diktator rumschlagen muss. Das Script regelt die Angelegenheit dann auch direkt so praktisch, dass die Lösungen für alle drei Handlungsstränge zeitlich und räumlich alle so dicht beieinander liegen, dass die Glaubwürdigkeit doch arg strapaziert wird. Zudem schwankt die Geschichte stellenweise immer etwas zu unentschlossen zwischen Seuchenthriller und Abenteuerfilm hin und her, sodass sich einige Längen ergeben.
Auch optisch muss „Sahara“ gegenüber vielen Konkurrenten kapitulieren: Die Wüste ist nun mal ein sehr trostloser Ort und aus dem Szenario macht „Sahara“ dann auch deutlich weniger als „Die Mumie“. Doch immerhin kommt die Atmosphäre ordentlich rüber und verbreitet sandiges Flair, nur etwas mehr Abwechslung hätte den andauernd in Brauntönen gehaltenen Kulissen wirklich nicht geschadet.

Mag der Konkurrent „Das Vermächtnis der Tempelritter“ spannender und schicker gewesen sein, in einem Punkt hat „Sahara“ dann doch die Nase vorn: Er ist etwas härter als das Konkurrenzprodukt, bei dem ja außer Bruckheimer noch Disney die Finger drin hatte. So dürfen hier auch einige Widersacher das Zeitliche segnen (wenn auch weniger hart als die Schurken bei Indy und der Mumie). Action gibt es in vielfältiger Form und gut inszeniert ist sie auch. Vor allem die Bootsverfolgungsjagd mit einigem Sachschaden und der Showdown sind ziemlich aufwendig in Szene gesetzt worden. Erfreulich auch die Tatsache, dass Al hier nicht bloß der Comedic Sidekick ist, sondern auch einige Gegner plätten darf und klar wird, dass er ebenso wie Dirk eine militärische Ausbildung hinter sich hat.
Die Geschichte ist trotz der angesprochenen Längen und der etwas seltsamen Zerfaserung allerdings doch leidlich spannend und nicht bloß eine Folie für die Actionszenen. So überraschen die Wendungen zwar kaum, aber solide, wenig innovative Abenteuerkost nach bekanntem Muster kann „Sahara“ trotzdem bieten.

Auch der Humor kommt nicht zu kurz, vor allem wenn Al seine Auftritte hat: Stets mit einem schnoddrigen Spruch auf den Lippen und nie so richtig ernst. So liefert er sich auch ein paar nette Wortgefechte mit einem Kumpel Dirk und lockert auch diverse Unglaubwürdigkeiten der Geschichte mit Humor auf.
Doch es liegt nicht nur an der Rolle, dass Comedy-Ass Steve Zahn hier die beste Figur macht, sondern auch daran, dass er mit der meisten Hingabe spielt. Matthew McConaughey hingegen kaut nur solide seine Rolle aus „Herrschaft des Feuers“ wieder und Penelope Cruz ist eh fast nur Staffage. Auch die Bösewichter haben soviel Charisma wie eine Packung aufgeschnittenes Weißbrot, aber immerhin William H. Macy ist mal wieder großartig. Total verschwendet ist allerdings der großartige Delroy Lindo in einer unwichtigen Minirolle, dass es schon an Frechheit grenzt ihn im Vorspann zu nennen.

Unterm Strich bleibt nette Abenteuerkost mit einigen Storyschwächen, aber Witz und Action. Solide Unterhaltung, aber Indy und „Das Vermächtnis der Tempelritter“ haben die Nase vorn.

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