Ein Bildhauer bekommt in Venedig Besuch von seiner kleinen Tochter, doch schon bald wird das Mädchen tot aufgefunden und der Künstler macht sich auf die Suche nach dem Mörder.
Als Regiedebüt hat Aldo Lado mit "Malastrana" einen ungewöhnlichen Italothriller hingelegt und auch bei seinem zweiten Werk "The Child - Die Stadt wird zum Alptraum" handelt es sich um einen Giallo, der jedoch auf den genreüblichen Wegen wandelt.
Der Film beginnt mit einem Blick in die nahe Vergangenheit, in der ein rothaariges Mädchen beim Rodeln von einem maskierten und schwarz behandschuhten Unbekannten ermordet wird. In dieser Eröffnungsszene zeigt sich schon die Stärke des Films, denn es wird sofort eine dichte Atmosphäre aufgebaut, welche der guten Kameraarbeit mit abwechslungsreichen Einstellungen und vor allem der großartigen Musik von Ennio Morricone zu verdanken ist.
Danach geht es in die Gegenwart, in der der Bildhauer in Venedig Besuch von seiner rothaarigen Tochter bekommt und hier zeigt sich eine weiterer Pluspunkt des Werkes, nämlich die Wahl des Schauplatzes, denn die Lagunenstadt mit den Wasserstraßen, den sowohl alten baufälligen als auch kunstvoll eingerichteten Gebäuden und den dunklen Gassen eignet sich hervorragend für das Mördergehasche.
Anfangs wird Spannung dadurch erzeugt, dass man spürt, dass jemand dem Mädchen Böses will, jedoch der Killer immer wieder kurz vor seiner Tat gestört wird. Als das Mädel dann schlafend bei den Fischen gefunden wird, beginnt die große Mördersuche, die der Vater in die Hand nimmt, wobei er, wie es sich für einen vernünftigen Giallo gehört, auf viele Verdächtige trifft. Die einzelnen Figuren werden gut vorgestellt und die meisten haben Ecken und Kanten wie geheime Liebschaften oder gar eine Vorliebe für kleine Kinder. Die Darsteller liefern solide Leistungen ab, wobei Anita Strindberg zudem noch ein hübsch anzusehendes Augenfutter kredenzt. Schwächen in seiner Darbietung zeigt der einmalige James Bond George Lazenby in seiner Rolle als trauernder Vater, denn diese nimmt man ihm nicht so recht ab, wobei er ansonsten einen glaubwürdigen Ermittler mimt.
Für Spannung bei der Mördersuche ist somit gesorgt, wobei sich gegen Ende minimale Längen einstellen.
Bei der Darstellung der Taten des verhüllten Töters übt Regisseur Aldo Lado meist Zurückhaltung in der Verwendung von Kunstblut. So gibt es lediglich einen Mord, der etwas blutiger ausgefallen ist, aber nichtsdestotrotz funktionieren die Szenen, was an dem stimmungsvollen Spannungsaufbau und der bereits genannten tollen Morriconemucke liegt, die von Kinderchören geprägt ist, schnell ins Ohr geht und dort nicht so schnell wieder raus will.
Insgesamt ist "The Child - Die Stadt wird zum Alptraum" ein stimmungsvoller Giallo, der weniger von der Darstellung von Gewalttätigkeiten als viel mehr von der Spannung und der Atmosphäre lebt und zudem mit Venedig einen feinen Handlungsort bietet.