Ein Blick auf die Filmographie Elliot Silversteins verrät, daß er auch bei der Serie Unwahrscheinliche Geschichten Regie geführt hat. Dies passt eigentlich ganz gut mit The Car zusammen, den der deutsche Verleih direkt als Der Teufel auf Rädern interpretiert hat. Zwar ist der Film absolut klassischer Horror, jedoch würde man heute vermutlich mit einer Beschreibung als Kreuzung aus Mystery- und Action-Thriller die günstigeren Erwartungen im Zuschauer schüren.
The Car - Der Teufel auf Rädern versprüht zunächst das volle 70er-Aroma mit Rennradfahrern in staubiger Wüstenkulisse, die sogleich von einem schwarzen Auto aufs Korn genommen werden. Der Kamera gelingt es hier wunderbar, mit Detailaufnahmen des Lincoln Mark III zu sticheln, ohne viel über das Fahrzeug zu verraten. Gleichzeitig erzeugen die Close-Ups zum Beispiel der Räder und Stoßstange ein Gefühl von Geschwindigkeit und erhöhen so die mißliche Lage der Gejagten, die von ihrem Verfolger eiskalt über den Haufen gefahren werden.
Ungeachtet des einleitenden Anton LaVey Zitates spult das klischeebelastete Hirn des Filmfreaks multible Killerszenarien ab, die durch das aufgezogene Terrorklima im zeitgenössischen Kino omnipräsent waren. The Car - Der Teufel auf Rädern verfolgt zunächst diese Rezeptur, führt Figuren ein, die teils schnell wieder das Zeitliche segnen. Trotz der hellen Wüste und der weiten Flächen kann jedoch bereits hier eine übersinnliche Bedrohlichkeit der schlicht-metallenen Ästhetik geschaffen werden.
Der Film nutzt die Ungewißheit, die von einem rundum getönt verglasten Straßenkreuzer ausgeht, in dem kein Fahrzeugführer auszumachen ist. Selbst Türgriffe sind nicht zu sehen. Das Verhalten wider jeglicher Moral und Gnade tut sein Übriges, verlangt gar nicht nach explizit ausgewalzten Todesszenen, die der Film fast gänzlich ausspart. So als ein Hauptakteur eingeführt, genügt es später, einen nervösen Sheriff vor dem stehenden Lincoln agieren zu lassen. Es bedarf nicht einmal mehr Musik, um der Szene zu nervenaufreibender Spannung zu verhelfen. Allein die Assoziation mit dem Vorgeschehen verschafft einem eigentlich doch so leblosen, wenn auch speziell für den Film gebauten, Fabrikat eine enorme Präsenz.
Für ein wenig Zündstoff sorgt ein Augenzeugenbericht, der vorgibt, wirklich keinen Fahrer gesehen zu haben. Der Zuschauer kennt nur die rot gefilterte Egoperspektive, die den Eindruck von Wut und Raserei erhöht. Tatsächlich scheint es etwas unlogisch, daß jemand von Außen durch die Scheiben geblickt haben könnte, doch im Eifer des Gefechts sieht man über diesen kleinen Patzer hinweg. Wenn diese satanische Mordkutsche dann keinen Reifen auf den Friedhof wagt, mag man sowieso kaum daran zweifeln, daß dieses herkunftslose Objekt direkt der Hölle entstammt.
Mit Universal als Produktionsfirma im Rücken weist The Car - Der Teufel auf Rädern keine Schwachpunkte auf, die man so oft bei in die Abgelegenheit versetzten B-Movies vorfindet. Hier mangelt es nicht an Statisten und wenn die Geschichte erfordert, daß die Karre in ein Haus fährt, dann tut sie das auch. Der Film will bewußt in einem engeren Rahmen stattfinden, will kein riesiger Blockbuster sein. Scherzhaft oft als Der weiße Hai auf Rädern bezeichnet, kommt neben der damaligen Affinität zu Roadmovies auch der Eindruck klassischer Monsterfilme auf, was durch das Ende unterstrichen wird. Vielleicht war das Konzept etwas zu leise, um sich an den Kinokassen durchzusetzen, jedoch funktioniert es einfach zu gut, um nicht im Heimvideobereich entdeckt und geliebt zu werden.