Review

Testosteron-Explosion

Wenn ich in den ersten Minuten schon die Mode sehe, die Batman-Cornflakes im Regal, die Synthie-Töne höre, das Neonlicht genieße, die schlechten Frisuren bestaune, die ikonischen Titeleinblendungen auf mich wirken lasse oder die ersten kitschigen Dialoge höre, spätestens wenn die ersten Zivilistenkörper mit Blei durchsiebt werden - ich bekomme mein Grinsen kaum noch aus dem Gesicht & lobe mir die guten alten 80er-Action-Flicks. Hirnlos, flach, aber so verdammt gut. Genau in diese Rubrik gehört auch "Stone Cold", obwohl er in den frühen 90ern erschienen ist. Klassisch, männlich & blutig, muss hier der durchtrainierte Ex-Football-Star Brian Bosworth undercover einen Hardcore-Biker-Club infiltrieren & auffliegen lassen. Nackte Haut, Softrock, miese Typen, harte Schlägereien - eigentlich hat "Stone Cold" so gut wie alles, was man für einen guten Männerabend braucht. Nur das Bier, die Chips & den Playboy muss man halt noch dazukaufen.

Ok ok, das waren ein bisschen viele Vorurteile & Klischees, aber manchmal tut es einfach gut sich diesen hinzugeben. Außerdem macht es einem dieser Actionfilm einfach so leicht, versteckt seine Attitüde kein bisschen, was sowohl seine größte Stärke als auch Angriffspunkte bietet. Fast so schlecht, dass er wieder richtig gut ist. Er macht ungebremst Spaß, wenn man sich auf ihn einlässt, als wirklich guten Film wird ihn aber natürlich keiner bezeichnen. Er fällt in die Kategorie "Road House" oder "Over The Top", wogegen ich rein gar nichts habe. Ganz im Gegenteil. Schade nur, dass ich ihn manchmal mit dem Charlie Sheen-Vehikel "Made of Steel" verwechsel, dem er jedoch knapp überlegen ist.

Bosworth macht seine Sache hier richtig gut & liefert gekonnt One-Liner. Einige behaupten sogar, er ist hier besser als je auf dem Football-Feld. Das lasse ich mal unkommentiert. Er ist kein Stallone oder Arnie, eine ganz so kurze Schauspielkarriere hätte ich ihm aber nicht gegönnt. Allgemein hätte "Stone Cold" größeren Erfolg verdient gehabt, er ist definitiv nicht der Flop, als der er zu Beginn dargestellt wurde. Gott sei dank, gab es den VHS-Boom, durch den etliche B-Movie-Perlchen später wiederentdeckt & sogar zu Kult wurden. Das bleihaltige Finale schraubt dann den Bodycount nochmal in ungeahnte Höhen & wenn Joe Hoff sein Spielfeld verlässt, bereut man sicher nicht die investierten 90 Minuten. Lance Henrikson als Führer des radikalen Biker-Clans ist allein das Geld wert. Für Fans von Biker-Filmen eh einer der heiligen Grale. Sau kitschig, sau lustig, sau männlich. Muss mal sein. Muss man mal gesehen haben.

Fazit: einer der Rocker- & Motorrad-Flicks, streng für alle Dreibeiner mit genug Bier-Sixpacks!

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