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Sich an einen Film wie "Kill the Scream Queen" heranzuwagen ist immer ein schwieriges Unterfangen, da man, wenn man dies tut, durch die tiefsten Sümpfe des Independentfilms watet, in denen jeder Mainstreamer mit Sicherheit sofort untergehen würde. Was wir hier haben ist Unterhaltung auf C-Movie Niveau, die zudem durch ihre relativ heftige Behandlung eines nicht gerade angesehenen Themas zu schockieren weiß: Snuff. So nennt man Filme, für die Menschen vor laufender Kamera real zu Tode gefoltert werden. Bisher konnte noch kein Film dieser Art nachgewiesen werden, doch die Thematik ist nach wie vor Populär, wie "8MM" von Joel Schumacher deutlich gemacht hat.

Nun, Bill Zebub stand natürlich nicht einmal im Ansatz das Budget des eben genannten Blockbusters zur Verfügung, doch dies hinderte den recht unbekannten Independentfilmer nicht daran, einen durchaus annehmbaren Kommentar zu dem Thema abzugeben. Wie nicht anders zu erwarten war, konzentriert er sich dabei auf das Wesentliche und wirft unnötigen Ballast wie Story, Dramaturgie und ähnliche Merkmale, die ein Film für gewöhnlich beinhaltet, komplett über Bord. Auf was Zebub hier abzielt ist die Befriedigung eines äußerst fragwürdigen Publikums und dadurch wandelt er schon fast auf den Pfaden eines Exploitation-Films. Abgesehen von Zebub selbst sind demnach auch alle Schauspieler weiblich und werden die meiste Zeit über gefoltert und erniedrigt. Meist läuft dies so ab, dass der irre Killer den Damen eine tolle Karriere verspricht, sie dann in seiner abgelegenen Bar fesselt und knebelt und sie dazu zwingt, ein gutes Opfer für seinen realen Snuff-Film abzugeben. Meist steckt er ihnen Gummibälle in den Mund, fesselt sie nach allen Regeln der Bondage-Kunst, vergewaltigt sie anschließend, um sie letztendlich zu töten. Soweit die Story, mehr gibt es in dem Film nicht zu sehen. Wer sich davon nicht angesprochen fühlt, kann prinzipiell jetzt schon zu lesen aufhören, denn das Geschehen wird weder spannend, noch abwechslungsreich in Szene gesetzt. Wer jedoch Filme der extremen Art mag, wird hier seinen "Spaß" haben, so viel steht fest.

Es sind die Kleinigkeiten, die "Kill the Scream Queen" letztendlich zu einem großen Puzzle mit einem durchaus hübschen Motiv zusammensetzen. Zebub versteht es, die zahlreichen Dialoge sehr ironisch in Szene zu setzen, er lässt seine Figuren oft sprechen, so dass niemals Langeweile aufkommt, wie es bei anderen Independetfilmen der Fall ist, in denen kein Wort gesprochen wird. Zwar baut man keine emotionale Beziehung zu den Opfern auf, doch schön ist es dennoch nicht, mit ansehen zu müssen, was der perverse Regisseur mit ihnen anstellt. Blut wird, bis auf ein, zwei Ausnahmen, nie vergossen, die Brutalität entsteht hier vielmehr im Kopf des Zuschauers, da man das Geschehen durchaus nachvollziehen und beinahe schon mitfühlen kann. Die Meisten haben sicherlich schon einmal einen Bondage/Fetisch Film gesehen, "Kill the Scream Queen" geht da nur noch einen Schritt weiter.

Wo wir schon bei Bondagefilmen sind, so möchte ich doch gleich mal einen nicht unwesentlichen Aspekt von Zebub´s Streifen ansprechen. Natürlich sind hier viele nackte Frauen zu sehen, doch die Aufnahmen beschränken sich lediglich auf Tits & Asses, ins pornographische driftet der Film zu keinem Zeitpunkt ab, was dem "dreckigen Look" ein wenig den Wind aus den Segeln nimmt. Dies gilt auch für die Vergewaltigungen, die vergleichsweise harmlos in Szene gesetzt wurden, und sich meist darauf beschränken, das entsetzte Gesicht der "Scream Queen" zu filmen.

Was mir persönlich sofort zugesagt hat, war die Musik in dem Film, die von den Bands Sophia, Blood God und Immolation stammt. Diese unterlegen den Film mit brutalem Death Metal, der sicherlich nicht jedermanns Sache ist, der aber hervorragend zum Erscheinungsbild Bill Zebub´s passt, der selbst den Eindruck eines Death-Metaller´s erweckt.




Filme wie "Kill the Scream Queen" sind letzten Endes nichts anderes, als eine Frage des eigenen Geschmacks. Ich übertreibe sicherlich nicht, wenn ich behaupte, dass nur die allerwenigsten etwas mit derartigen Streifen anfangen können, was ich jedoch gut verstehen kann. "Kenner" und "Freunde" des derartigen Independentkinos können sich jedoch auf eine durchaus passable Behandlung des Themas Snuff-Film gefasst machen, die zwar nicht überaus extrem ausgefallen ist, die dem Mainstreamer aber auf jeden Fall ein bisschen zu weit "beyond the limits" gehen dürfte. Viel nackte Haut, Death Metal, ein bisschen S/M und überraschend wenig Blut zeichnen diesen Film aus und alles in allem macht man als Freund dieser Thematik mit einem Kauf bestimmt nichts falsch.

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