Der Zombiefilm hat ein Problem, beschränkt man sich als Zuschauer dabei immer bloss auf die genretypischen Hirnlosfetzer, die man aufgrund gewisser unzähliger quantitativer Ausschlachtungen eben so gewohnt und seine Erwartungshaltung, vorallem durch das Wort "Zombie" im Titel auf solches fixiert. Doch gerade da besteht das Problem. Reizüberfluss, ein Sättigungsgefühl, eine Erwartungshaltung aufs Minimum gesenkt, gerade aufgrund der gesättigten Erwartungshaltung nicht Neues mehr zu sehen. Wird diese minimale Erwartungshaltung auf den konventionellen Standardzombiefilm nicht erfüllt, dann ist die Ernüchterung ebenso klein. Also dort liegt das Problem, wenn wir sättigend lechzend auf Veränderung hecheln, aber durch die Erwartung auf Gewöhntes, dass nicht vorhanden, enttäuscht zu werden.
Warum ich das anspreche? Zombie Honeymoon ist weit davon entfernt ein typischer Zombiefilm zu sein, sehr weit sogar, obwohl sein Grundschema dieser Genreverschmelzung im Zombiefilm auch wiederrum gar nicht mal so neu ist. Mein Anliegen also: jeder der immer so qualvoll über den immer gleichen Zombiefilm schimpft, aber bei was Innovativem, etwas Anderem genauso schimpft, sollte seine zuvor überworfene Kritik überdenken, insofern sind die teilweise erbärmlichen Rezensionen diverser Leute ein Witz, die sich eben auf solches, das standardisierte Gedärmefressen beschränken.
Zombie Honeymoon fängt schon grundlegend stimmig an. Allein die Nameneinblendungen ziehen in den Bann, denn das Einblenden zerissenem und graubaunem Briefpapier, dass von Einblendung zu Einblendung grösser wird, unter Einklängen idyllisch, aber dennoch morbid - dramatischtrauriger Musik, wirkt harmonisch, sodass man die übelriechende Tragödie des Verfalls schon riechen kann.
Doch so nicht, wird uns ruckartig die vollkommene Harmonie eingeblendet, denn Denise, eine wahrliche quiekige, supersymphatische, immergrinsende und dauerlachende junge, hübsche Frau und Dennis, der nette, aber toughe Kerl von Nebenan kommen frisch vom Traualtar. Die Flitterwochen können beginnen. Heile Welt, bis zum geht nicht mehr, ein Strandhaus direkt am Meer, ein Umschwung in ihrem Leben, totale Lebensperfektion. Und dann, 20 Minuten nach herzerweichender und Darstellerdarbietender Näherbringung und Symphatieerzeugung bezüglich derer, der nächste unverhoffte Wechsel.
Die Location, ein idyllischer Strand, Sonnenschein, die Vögel zwitschern, doch Denise malt ein obskures Bild, als würde sie das Unheil riechen, trauernde Ruhe, bis ein untot aussehendes Geschöpf hungesbegierig Geisterschiff der schwimmenden Leichen - mäßig aus dem Meer an Land latscht und sich Blutkotzend über Dennis hermacht und stirbt. Tot ist indessen Dennis auch, aber die 10 Minuten Tod im Krankenhaus lassen ihn unerwartet in Untot hüpfen, ohne das die beiden Protagonisten was davon wissen.
Wie es weitergeht, weiss man bestimmt, denn Zombie Honeymoon schliesst dort an, wo Dellamorte Dellamore und ROTLD 3 ebenfalls angefangen haben. Eine unheilvolle, tragödische Situation zweier Verliebter auf der Hochzeit ihres Paaresdaseins und der schreckliche Schlag.
Zombie Honeymoon, eine reichlich, auf den ersten Blick als Low Budget Independent Movie entlarvt, schafft es, Leben in seine Charaktere und die Story zu bringen, was vordergründig für eine solche Ausrichtung eines solchen Filmes am Wichtigsten ist, schliesslich fixiert man sich auf die boshafte Entwicklung des infizierten Dennis und die erschütterte Denise, die sich der Liebe wegen, auch obwohl der schrecklichen Umstände, seinem Geliebtem hingibt und hilft, auch wenn immer mehr zur Menschenfressenden Bestie mutiert. Die Entwicklung geschieht dabei höchstdramatisch, bisweilen geht das schon derart unter die Haut, dass es einen derart, aufgrund der durchweg symphatischen Darsteller, in den Bann zieht, um dabei zu vergessen wie technisch simpel und wie stellenweise optisch anspruchslos diese Produktion ist.
Und ja, für den geneigten primitiv, nach Goremett lächzenden Splattereinfältigkeitsfanatik ist das letztendlich doch noch was dabei, natürlich nur in dem Stil, der graphischen Darstellung wie es die FSK 16 erlaubt. Blut fliesst unterdessen en masse, und Fleischbrocken dürfen da auch mal rausgebissen werden, wobei da dann wiederrum festzustellen ist, dass das in seiner Nebensächlichkeit zwar dramatisierend verschärft, aber sicherlich nicht der Fokus sein soll. Und darauf weisst der Film auch hin, allein diese anfängliche Inszenierung der vollkommenen Friedlichkeit und dann diese plötzlichen Umschwünge treten dermaßen in den Arsch, dass man nahezu gewillt ist mitzuweinen. Das hat zwar dann eher nicht den morbidcharmant und verträumten Stil eines DELLAMORTE DELLAMORE und auch nicht die actionlastige Körperbeschmückung eines ROTLD 3, aber eben die Gewichtung auf wirklich professionell inszenierte und vielschichtige Dramatik. Das Ende verrate ich hierbei natürlich nicht, aber glücklich ist es sicher nicht...
Fazit:
Zombiefans denkt um, hier sind die Innovationen die ihr nach 50 Hirnlosentdärmungsmassenzombieattacken braucht und wollt. Ein intelligentes, wechselhaftes, in den Bann ziehendes Liebesdrama mit der gewissen Würze des Morbiden und dem unerwartbaren Verfall und plötzlichen Wechsel. Wie das Leben eben spielt.
Absoluter Geheimtipp, wenn auch zum abermaligen Sehen eher ungeeignet.
72%
Gore - O - Meter: Für die Intention des Filmes genau richtig 8/10