The Big Easy: Der deutsche Titel heißt "Der große Leichtsinn", unter dem Originalnamen dürfte der Film aber bekannter sein. So ein bisschen geht es dann auch um den Sinn: den Sinn, warum man etwas tut und wie man es dann tut. Wobei man es in dem Film auch tut, doch fangen wir besser vorne an.
Remy McSwain (Dennis Quaid) spielt einen relativ jungen (Mitte Dreißig) Cop in New Orleans, einer Stadt, in der man Moral und Gesetz nicht so ernst nimmt. Damit die praktizierte Suche nach dem Sinn des Lebens leichter fällt, bedarf es einiger geschlossener Augen auf der Seite des Gesetzes. Wann schließt man die Augen? Klar, z.B. wenn man konzentriert Geld zählt oder in einigen anderen Situationen. Dies klappt auch hier: Geldscheine wandern über den Tresen, der eine oder andere Willi kriegt seinen Freischuß und alle sind glücklich.
Alle? Nein, nicht alle - zwar kann man Leichen nicht mehr fragen, die Art und Weise des Ablebens läßt aber darauf schließen, dass das Opfer mit dem Kurzauftritt am Anfang des Films am Ende seiner Rolle nicht mehr ganz so glücklich war. Nicht ganz so glücklich ist auch die interne Abteilung, die den Cops in New Orleans mal ein wenig auf die Finger klopfen möchte und einen schlimmen (Finger) dazu auf die Reise schickt. Somit lernt Remy, dass nicht alles im Leben einfach ist und gleichzeitig die attraktive und prinzipientreue Staatsanwältin Anne Osborn (Ellen Barkin) kennen.
Man untersucht den Fall, oder auch nicht, und kommt sich näher, oder auch nicht. Irgendwann läßt das "nicht" nach und kurz vor dem Coitus kommt ein Interruptus durch eine neue Leiche. Alles deutet auf einen Drogen-Bandenkrieg hin. Ein Toter hier, eine Metzelei dort, nichts, was man nicht auch täglich in der Frankfurter U-Bahn sehen könnte.
Auch das sonstige Leben geht weiter. Der Witwen- und Waisenfont der Polizei wächst und gedeiht, bis einem Cop eine Falle durch die Interne Abteilung gestellt wird. Wie es der Zufall will trifft es nicht irgendeinen Cop, sondern Remy. Dies hat gewisse mentale Auswirkungen auf das Gemüt der prinzipientreuen Staatsanwältin zur Folge, es sei nur soviel verraten: weitere Leichen haben vorerst keinen Interruptus mehr zu Folge.
Fortan läuft Remy daher mit Druck durch die City und fängt an, über sein Verhalten nachzudenken und sich zu läutern. Tieferes Nachdenken und weitere Erlebnisse führen dazu, dass die Wahrscheinlichkeit eines Bandenkriegs sinkt und die Motive für die Morde eine ganz andere Dimension annehmen. Die Lösung finden Remy und Anne mehr oder minder gemeinsam in einem actionlastigen Finale raus.
Die Darstellung der Schauspieler ist tadellos. Es fällt einem zwar nicht ganz einfach, der Ellen Barkin die "wenige Erfahrung" abzunehmen, die sie vorgibt zu haben (nicht die juristische Seite), diese Einschätzung dürfte aber eher auf Gedanken beruhen, auf die ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen möchte. Auch die Besetzung der Nebenrollen ist gelungen.
Der Drehstil ist, abgesehen von dem actionreichen Ende, sehr ruhig. Man hat den Spagat zwischen einem story-lastigen Thriller und einer Entwicklung der Charaktere gewagt und aus meiner Sicht auch gewonnen.
Zur DVD (RC2, deutsch): Das Bild ist für einen 15 Jahre alten Film ok, die Monospur alles andere als Heimkino-gerecht. Zwar bedarf es angesichts der Filmstils nicht unbedingt einer knalligen dts-Spur, eine Surround Spur wäre aber sicher angeraten gewesen, um etwas Räumlichkeit in den Sound zu bekommen. Beim Bonus wird u.a. ein New Orleans Special versprochen - gesichtet habe ich es (bislang) noch nicht.
Fazit: Gut gemachter, ruhiger Thriller mit wohl nicht zu vermeidenden Happy-End. Die DVD Umsetzung hinkt leider etwas hinterher (Mono-Spur).