Es gibt einige Filmrollen, die passen nicht wirklich zu den Schauspielern, die sie verkörpern und ähnlich verhält es sich bei dem 1950 entstandenen „Blutrache in New York“, in dem Gene Kelly, bekannt aus Filmen wie „Singin‘ in the Rain“, einen Italoamerikaner verkörpert und dabei keine allzu gute Figur macht:
Als der Italoamerikaner Johnny Columbo (Gene Kelly) noch ein Jugendlicher ist, wird sein Vater von der Schutzgeldmafia umgebracht und daraufhin schwört sein Sohn Rache, kehrt aber erst einmal mit seiner Mutter zurück nach Italien. Nach ihrem Tod begibt er sich jedoch wieder nach New York, um gegen die "Black Hand", die für den Tod seines Vaters verantwortlich ist, vorzugehen. Schnell sieht er ein, dass er mit Gewalt nicht weit kommt und versucht daher mit dem Polizisten Louis Lorelli und seiner Freundin Isabella eine Bürgerliga zu gründen, um sich gegen die Machenschaften des Verbrechersyndikats zu schützen. Doch die "Black Hand" weiß auch dies zu verhindern. Erst als durch Zufall bei einem Prozeß gegen ein hohes Mitglied dieser Organisation ein Fernschreiben mit dem Vorstrafenregister aus Italien geschickt wird, scheint ein Weg gefunden zu sein, um der Plage Herr zu werden, da jeder vorbestrafte Einwanderer aus den Staaten ausgewiesen wird, doch auch hier bleibt die "Black Hand" nicht untätig...
Was dem Zuschauer hier präsentiert wird, ist ein recht solider Gangster-Film mit einigen Einschlägen des Film-Noir. Nach dem Mord an Johnnys Vater erfolgt ein Zeitsprung und der Film setzt mit der erneuten Ankunft des Filius in New York ein. Man verfolgt den Protagonisten, wie er sich seinen Weg durch Little Italy bahnt und auf der Suche nach Anhaltspunkten über die Mörder seines Vaters ist. Zu dieser Phase ist Johnny noch von Rachegedanken getrieben, doch sobald er die Bekanntschaft von Isabella macht, wandelt sich das Bild und aus dem Rächer wird ein anständiger Bürger, der versucht mit der Waffe der Gemeinschaft und des Rechtes seinen Kampf zu führen. Gegen letzteres ist ja auch nichts Auszusetzen, ganz im Gegenteil, aber die Wandlung des Charakters erfolgt hier quasi von einer Szene zur nächsten und wirkt dadurch komplett unglaubwürdig. Ein Mann, der mehrere Jahre Mordgedanken hegt, ändert sich nicht so schnell. Durch diese Veränderung und auch andere, reichlich pathetische Szenen, erhält „Blutrache in New York“ einen pseudomoralischen Touch, mit dem ich nicht viel anfangen kann. Danach, also nach dem Bruch des Films, verläuft das Gezeigte in üblichen Bahnen: Johnny versucht seine Bürgerliga zu etablieren, wird dabei aber von der „Black Hand“ gestört und kann dann erst durch die Hilfe des Zufalls und durch die Zusammenarbeit mit dem Polizisten Louis einen Weg finden um die Situation zu lösen. Alle Aufbauversuche werden zunächst unterbunden und dadurch steigt auch die Spannung, man möchte schließlich wissen, ob – wobei man sich nach der Wandlung Johnnys in dem Punkt sicher sein kann, da sonst die Botschaft des Films ad absurdum geführt wird – und wie es den Protagonisten gelingt, die Mafia zu schlagen. Es gibt zwar immer wieder Situationen, in denen sich die Lage für unsere Helden dramatisch zuspitzt, doch ein wirkliches Gefühl der Gefahr mag dabei nicht aufkommen, auch nicht bei der finalen Konfrontation mit den Mafiosis, denn dazu hat der Film viel zu früh einen eindeutigen Weg eingeschlagen. Schwach ist dann auch die finale Auflösung, wer der Kopf der „Black Hand“ sei, geworden, denn es gab zumindest eine so eindeutige Szene, wo selbst den Protagonisten nach kurzem Nachdenken ein Licht aufgegehen hätte müssen und so scheint hier nur Johnny verdutzt, als der Boss vor ihn tritt, während der Zuschauer nur abwinkt, da er dies sowieso vermutet hat.
Erfreulich ist dagegen, dass zum Teil wohl auch in Italien selbst gedreht wurde und man dadurch ein sehr authentisches Bild bekommt, denn das Production Design ist wirklich nicht schlecht, seien es die lebhaften Straßen Little Italys zur Jahrhundertwende oder aber auch die Innenaufnahmen der einzelnen Geschäfte. Leider kann diese Tatsache den dürftigen Plot auch nicht wirklich retten, dazu ist er zu inkonsequent und kann nicht mit Genreklassikern vergleichbarer Sujets mithalten.
Zu dem eher negativen Bild gesellt sich dann auch noch Gene Kelly, dessen italienische Rolle gar nicht zu seinem Typ passt. Er besitzt weder das südländische Temperament, noch das passende Charisma, um diese Person authentisch verkörpern zu können. Dazu gesellt sich dann auch noch eher hölzernes, wenig emotionsgeladenes Spiel, welche jede Form von innerer Zerrissenheit oder ähnlichen Gefühlen, die man ja von einer Person in seiner Situation erwarten würde, vermissen lässt. Das Gezeigte ist einfach nur kühl und passt perfekt zu dem durchwachsenen Bild des gesamten Filmes. Auch J. Carrol Nash als Louis Lorelli und Teresa Celli als Isabella können da nicht viel herausreißen, zumal ihre Rollen auch ziemlich klischeebeladen sind und dadurch von vornherein wenig überzeugend sind. Leider wirken die Gegenspieler ebenfalls recht schwach, da sie nur wenig „Screentime“ haben und so kaum Aufspielen können und höchstens durch das oftmals vernarbte Gesicht verdächtig ausschauen.
Abschließend kann man dem Film nur attestieren, dass er sich durch die unglaubwürdige, stark moralische Geschichte, viel Potential nimmt und dadurch irgendwo im großen Mittelfeld untertaucht. Sicherlich hätte das vorhandene Ausgangsmaterial nicht zu einem Meilenstein der Filmgeschichte gereicht, dazu ist die Story nun doch etwas zu platt und einfach, aber er hätte zu einem interessanten Genrevertreter mutieren können aber mit dem Plot und den Schauspielern ist da wahrlich nicht viel zu holen.