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Alle paar Jahre wieder taucht völlig unerwartet ein Independent-Film auf, der sich deutlich vom Mainstream-Hollywood-Einerlei abhebt und in eine ganz neue, ungewohnte Richtung geht. Vor der Erfindung des Internets wären diese Filme ohne grosses Aufsehen in den Videotheken oder als TV-Premieren vergammelt, doch spätestens seit der Einführung des Sundance-Festivals, welches Indieproduktionen einem grösseren Publikum zugänglich macht haben solche Filme eine echte Chance, erschaffen sich eine eigene Fangemeinde und das ist auch gut so.

Donnie Darko war so ein Fall. Dass "Brick" auf der DVD-Hülle als "The smartest Indie-Flick since Donnie Darko" beworben wird mag verdächtig erscheinen und schafft die Gefahr, zu hohe Erwartungen zu wecken, denen der Film niemals gerecht werden kann. Doch obwohl Brick und Donnie Darko nicht unbedingt in direkter Verbindung stehen kommt der Vergleich nicht von ungefähr.

Beide Filme erzählen ihre Geschichte auf eine erfrischende, innovative Art und lassen auf ähnliche Indie-Überraschungen in der Zukunft hoffen.

Autor und Regisseur Rian Johnson erzählt in seinem Debüt eine Detektivgeschichte, die eindeutig an die grosse film noir-Tradition des letzten Jahrhunderts angelehnt ist. Schon das alleine wäre eine wilkommene Abwechslung, dass Johnson den Schauplatz seiner Geschichte an eine US-Highschool verlagert und statt einem Sam Spade mit Schlapphut ein 17jähriger Schüler auf Mörderjagd geht setzt dem ganzen noch einen auf. Das Experiment hätte durchaus schiefgehen können, die Prämisse schreit geradezu nach einem typischen Highschool-Film mit Pop-Punk Soundtrack und hübschen Teenieidolen. Johnson umschifft diese Klippe jedoch gekonnt und bleibt dem film noir Hintergrund tatsächlich treu.

Das fängt schon mit dem Vorspann an, der den Film nicht als "a film by Rian Johnson" sondern als "a Detective Story by Rian Johnson" ankündigt. Auch ansonsten bekommt man alles was man aus den düsteren Klassikern wie "The Maltese Falcon" kennen und lieben gelernt hat:

Den verbitterten Protagonisten Brendan, der von Joseph Gordon-Levitt hervorragend verkörpert wird, die femme fatale und den geheimnisvollen Über-Schurken Pin, dem Lukas Haas ein unglaubliches Charisma verleiht.

Durch seine ungewöhnliche Kombination aus film noir und Highschool-Drama schafft Rian Johnson die Grundlage für eine seltsame Komik, die jeder Szene innezuwohnen scheint, aber nie wirklich in den Vordergrund tritt. Wenn Brendan auf der Suche nach dem Mörder seiner Jugendfreundin dem berüchtigten Drogendealer Pin gegenübersitzt, und von dessen Mutter mit Apfelsaft und Cornflakes versorgt wird, ist die Komik und Absurdität dieser Situation zwar präsent, aber subtil genug, um den Film nicht in ein albernes Versatzstück abrutschen zu lassen.

Diese Linie zieht sich durch den gesamten Film. Neben den hervorragenden Darstellern sticht auch der Soundtrack positiv hervor. Statt auf den Highschool-Trend aufzuspringen und seichte Poprock Gitarrenriffs zu präsentieren, mit denen spätestens seit Scream jeder Teeniefilm aufwartet, setzt Johnson auf ungewohnte Klänge. Zum Schwingen gebrachte Weingläser, Kuhglocken und verstimmte Akkustikgitarren untermalen jede Szene und geben jedem Charakter ein eigenes, einzigartiges Thema.

Dass Brick für gerade mal 500.000 Dollar gedreht wurde, merkt man dem Film nicht an. Zwar kommt die Geschichte ohne grossartige Special Effects und Topstars aus, aber die Szenen sind wunderbar gefilmt und verleihen dem Film eine eigene Optik, die sich hinter grossen Hollywodd-Produktionen nicht verstecken muss.

Das bemerkenswerte an Brick ist auch, dass die Geschichte in einem eigenen Universum zu spielen scheint, in dem Jugendliche die Sache selbst in die Hand nehmen, Erwachsene nur am Rande auftauchen und dann auch eher nebensächliche Rollen spielen. Diese Fiktion unterstreicht Johnson mit einem von ihm eigens für diesen Film entwickelten Slang, der teilweise den film noir-Vorbildern entnommen, teilweise aber auch frei erfunden ist. Da es unmöglich sein dürfte, diesen Slang in einer Synchronisation einzufangen kann ich den Film auch nur im Original empfehlen. Hierbei ist jedoch Vorsicht von der UK-DVD geboten, da diese keinerlei Untertitel enthält und es für Nichtmuttersprachler sehr schwer sein dürfte dem teilweise genuschelten, teilweise rasend schnell und rhythmisch gesprochenen Slang ein paar verständliche Worte zu entnehmen.

Für mich ist Brick jedenfalls jetzt schon der beste Film des Jahres, ich bin sehr gespannt auf Johnsons weitere Arbeiten.

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