„Der Klient“ bietet mal wieder spannendes Entertainment nach einem Roman von John Grisham.
Der junge Mark Sway (Brad Renfro) und sein kleiner Bruder Ricky (David Speck) wollen an sich nur heimlich im Wald Zigaretten rauchen, aber dann beobachten sie, wie ein Anwalt sich im Auto über einen Schlauch mit den Abgasen ersticken will. Mark versucht den Selbstmord zu verhindern, wird jedoch entdeckt. Der Anwalt wird gesprächig und vertraut ihm das Versteck einer Leiche an. Mark kann fliehen, woraufhin der Anwalt sich erschießt. Damit hat Regisseur Joel Schumacher einen spannenden Auftakt geschaffen, denn man kann Mark Angst wirklich spüren, als der Anwalt ihn mit in den Tod nehmen will.
Mark ruft die Polizei, behauptet aber lediglich die Leiche gefunden zu haben. Doch die Polizei kommt schnell dahinter, dass er stärker beteiligt war als behauptet und dass er vermutlich sogar Informationen bekommen hat. Vor allem Staatsanwalt 'Reverend" Roy Foltrigg (Tommy Lee Jones), der gegen die Mafia ermittelt, will den Jungen befragen – auch wenn er und die Behörden Marks Rechte dabei mit Füßen treten. Damit hätte man das typische Grisham-Szenario des wenig fairen Gegners gegen den sich ein aufstrebender Anwalt durchsetzen muss.
In diesem Falle ist das Reggie Love (Susan Sarandon), die Mark als seine Anwältin einstellt, da sie für einen Dollar Lohn arbeiten will und ihr Handwerk versteht. Sie will versuchen Marks Aussage zu verhindern, da dieser nicht aussagen möchte. Aber auch die Mafia hat Wind von dem potentiell gefährlichen Zeugen bekommen…
In „Der Klient“ wird das Rechtssystem nicht ganz so unfair wie in anderen Grisham-Werken dargestellt, denn zum einen ist der erste Gegner der Staat und wo weit geht Grishams Kritik dann doch nicht, zum anderen der zweite Gegner, die Mafia, die wahren Bösewichte. Doch trotzdem kritisiert „Der Klient“ das Vorgehen der Behörden treffend, so dass sich vor allem die Figur des Roy als äußerst ambivalent herausstellt und sympathische wie unsympathische Züge in sich vereint. Da verzeiht man es dem Film auch, dass die Mafiosi als relative Klischeebösewichte rüberkommen.
Die Geschichte ist an sich recht spannend, auch wenn der Film nicht so viele Überraschungen bieten kann, da der Zuschauer schon am Anfang erfährt, dass Mark die ganze Wahrheit kennt. Doch die Geschichte ist die meiste Zeit über flott wie spannend erzählt und es gibt immer wieder kleinere Spannungshöhepunkte (z.B. die Verfolgungsszene im Krankenhaus oder das Finale). Allerdings hätte man den Film an der einen oder anderen Stelle etwas straffen können, denn auch wenn „Der Klient“ dadurch nicht unbedingt langweilig wird, so werden diverse Aspekte nur angerissen und nicht genug vertieft (z.B. die Jobsituation seiner Mutter).
Dafür funktioniert der Film auf der Charakterebene sehr gut: Das Verhältnis von Reggie und Roy ist von Rivalität wie von gegenseitiger Bewunderung geprägt, während es immer wieder herrliche Streitigkeiten zwischen Mark und dem Polizisten Sergeant Hardy (Will Patton) gibt. Neben diesen und weiteren Beziehungen der Charaktere ist aber vor allem das Verhältnis von Mark und Reggie wichtig, die sich zwar auch öfter streiten, aber eine tiefe Verbundenheit entwickeln. Denn die Figur des Mark erweist sich als vielschichtiger junger Rebell, dessen Wut vor allem Hilflosigkeit seiner Situation gegenüber ausdrückt.
Susan Saradon und Tommy Lee Jones spielen beide sehr überzeugend, aber der eigentliche Star des Films ist Brad Renfro. Dieser ist nicht nur für einen Kinderdarsteller sehr gut, sondern bringt seine Figur zum Leben (vor allem sein Vortrag über Säufer ist klasse gespielt). Auch die Nebendarsteller liefern gute Leistungen ab, wobei man hier bekannte Gesichter wie Will Patton, Kim Coates, Anthony Edwards, Mary-Louise Parker, Anthony LaPaglia, William H. Macy und J.T. Walsh vorfindet.
Auch wenn sich der Film etwas kürzer fassen könnte und wirkliche Überraschungen ausbleiben, so ist „Der Klient“ doch ein recht spannender und kurzweiliger Thriller geworden.