Nach dem Erfolg von „Jurassic Park“ brach das Dinofieber sowohl in der Spielzeug- als auch in der Medienbranche aus. Roger Corman schob beispielsweise direkt „Carnosaurus“ nach, doch zu den schrägsten Exponaten der Saurierwelle dürfte „Tammy and the Teenage T-Rex“ zählen.
Der Film entstand vor allem deshalb, weil sich ein befreundeter Kinobesitzer an Regisseur und Co-Autor Stewart Raffill wandte: Er habe einen animatronischen T-Rex, der aber bald an einen Themenpark übergeben werde. Ob man damit nicht einen Film machen wolle, ein Drehbuch gäbe es aber freilich noch nicht. Außerdem hätte er den T-Rex nur für zwei Wochen. Raffill nahm die Herausforderung an, schrieb das Drehbuch in einer Woche in der Rohfassung und später noch am Set mit Input der Schauspieler um und lässt den künstlichen Saurier auch im Film einen künstlichen Saurier darstellen. Den nämlich hat der Mad Scientist Dr. Wachenstein (Terry Kiser), dessen Rollenname nicht von ungefähr an Frankenstein erinnert, gebaut, ist aber mit dessen Computerbetrieb nicht zufrieden. Ein Gehirn soll her, damit der T-Rex sich autonom bewegt.
Das wäre also der T-Rex, fehlt noch das Teen-Element. Das kommt vor allem durch Tammy (Denise Richards) und ihren Freund Michael (Paul Walker) ins Spiel. Dummerweise ging Tammy früher einmal mit Oberarschloch Billy (George Pilgrim) aus, der sie von nun an als seinen Besitz betrachtet und Michael bedroht. Während Tammy und Michael Nineties-Teenfilmen wie „Clueless“ stammen könnten, erinnern Billy und seine gewaltbereite Gang eher an Werke wie „Die Klasse von 1984“ – gewaltbereite Lederkuttenträger mit Schulverbot und Punkattitüde, die keinen Respekt vor menschlichem Leben haben. Das muss auch Michael erfahren, als die Gang ihn nach einem Schäferstündchen mit Tammy überfällt und in einem Wildpark mit lauter Raubtieren aussetzt.
Einen Löwenangriff später liegt Michael im Koma, was wiederum Wachenstein und seine Crew spitzkriegen. Sie entführen den Teenager, entnehmen sein Gehirn und setzen es dem künstlichen T-Rex ein. Doch mit Michaels Gehirn intus entwickelt der seinen eigenen Willen und büxt aus dem Labor aus…
Neben den schon genannten Assoziationen zum Saurier-, Gang- und Highschoolfilm erinnert „Tammy and the Teenage T-Rex“ außerdem an „RoboCop“, eine weitere Variante des Frankensteinmythos. Denn in beiden Filmen kehrt ein getöteter Held in einem wesentlich stärkeren Körper zurück und nimmt Rache an seinen Peinigern, während er seine hinterlassene Liebe wiedertrifft. Doch wo das Ganze bei Paul Verhoeven ein schwarzhumoriger, satirischer und medienkritischer Sci-Fi-Actionfilm war, der auf den Punkt erzählt wurde, da ist Raffills Dino-Trash-Nummer ein offensichtlich mit der heißen Nadel gestrickter Schnellschuss, der lauter Ideen, Genres und Subplots anreißt, aber sich für kaum etwas richtig entscheidet. Die Rache an den Bullys etwa wird in Rekordzeit abgefrühstückt, wenn der T-Rex eine Party stürmt, erst Weasel (Sean Whalen) um seine Gedärme erleichtert, danach Billy als zweiten verhackstückt und zum Schluss noch ein paar Übelwichte plattlatscht.
Für diese Szenen sollte man auf jeden Fall den Gore-Cut des Films schauen – die ursprünglich mit PG-13 bewertete erste Fassung blendet fast alle Tötungen aus und lässt das Ableben einer Figur gleich ganz weg. In der ungekürzten Version schmaddert es dann immer mal wieder krude, wenn der T-Rex durch Zubeißen oder Drauftreten unter bösen Wissenschaftlern und fiesen Highschool-Bullys aufräumt. Für die kostengünstigen Verhältnisse sind die Tricks dann durchaus charmant anzusehen. Eine Sorgfalt, die man nicht jeder Szene angedeihen ließ: Oft erkennt man, dass die Dinoattrappe zwar Kopf und Gliedmaßen bewegen kann, die Fortbewegung aber doch mehr schlecht als recht simuliert werden muss. Und dass keine Location mehr als 25 Minuten Fahrzeit von Raffills Haus entfernt war, denn es gibt wenige davon und die sehen sich dann auch ziemlich ähnlich.
Vor allem aber kann sich „Tammy and the Teenage T-Rex“ nicht so recht entscheiden, was er sein will, was man auch schon an den verschiedenen Schnittfassungen erkennt: Anscheinend ließ sich das Teil als PG-13-Fantasykomödie ähnlich gut (oder schlecht) vermarkten wie als goriger Funsplatter. Und obwohl sich „Tammy and the Teenage T-Rex“ nicht so recht entscheiden kann: Die Einzelteile, aus denen man diese Frankenstein-Kreatur von einem Film zusammengenäht hat, sind alle aus dem Setzbaukasten. Da gibt es den Topos der Liebe über den Tod hinaus, da gibt es den Wissenschaftler, der sein sadistisches Experiment auch noch kommerziell vermarkten will, da gibt es die Polizei, die Leichen aufsammelt, den Überlebenden erst nicht glauben will und im Finale alles nur noch schlimmer macht. Selbst Tammy und Michael sind zwei komplette Pappkameraden, von denen man eigentlich nur erfährt, dass sie derbe in love miteinander sind, die aber kaum Eigenschaften darüber hinaus haben.
Als Komödie scheitert „Tammy and the Teenage T-Rex“ dann am Humorverständnis seiner Drehbuchautoren Raffill und Gary Brockette, denn jede fast jede witzig gemeinte Szene ist gnadenlos unlustig: Wachenstein packt seiner Assistentin Helga (Ellen Dubin) vor Freude an die Möpse, einer seiner Handlanger muss kotzen, als der Doc Michael zwecks Hirnentnahme die Rübe aufsägt, eine Schlägerei zwischen Michael und Billy endet damit, dass sie die beiden gegenseitig in die Eier greifen und minutenlang zudrücken – Michael gewinnt, weil er glücklicherweise noch seinen Tiefschutz vom Training anhat. Als Comedic Sidekick hat Tammy dann noch Byron (Theo Forsett), der als schwarzer, schwuler Highschool-Kumpel exaltiert rumhampeln darf und so gut wie jedes Klischee verkörpern. Besonders peinlich ist jede Szene, in der er und Tammy in der Leichenhalle nach einem neuen Körper für Michaels Hirn suchen, das sie aus dem Saurier wieder herausbekommen wollen. Manche Gags funktionieren dann wieder in ihrer Beklopptheit, etwa wenn Wachenstein und Helga einen ihrer Helfer plattgetreten wie ein Pfannkuchen vorfinden oder wenn der T-Rex einen öffentlichen Fernsprecher bedient. Einen gewissen Trashcharme kann man dem Ganzen auch nicht absprechen, obwohl „Tammy and the Teenage T-Rex“ angesichts der Erfahrung seiner Macher dann doch professioneller aussieht als so mancher Volltrash.
Natürlich liegt es auch an der Besetzung, dass dieses Kuriosum nicht vollkommen dem Vergessen überantwortet wurde, sind doch mit Denise Richards und Paul Walker gleich zwei aufstrebende Jungstars zu sehen, die es später zu größerem Ruhm brachten. Walker ist plotbedingt nicht so lange dabei, muss aber kaum mehr machen als sein Zahnpastalächeln spazieren zu trägen. Denise Richards wird trotz nomineller Hauptrolle größtenteils auf ihr adrettes Äußeres reduziert, sodass sie auch nie richtig im Film ankommt. Theo Forsetts Alberei wirkt auch eher bemüht. So sind es dann George Pilgrim, Ellen Dubin und vor allem Terry Kiser, die dem Overacting-Affen so richtig Zucker geben und für etwas Leben in der Bude sorgen.
So sieht man „Tammy and the Teenage T-Rex“ am besten als Nineties-Kuriosität an, die mit ihrer absurden Prämisse, Einzelszenen von ausgesuchter Hirnrissigkeit und ihrem wilden Genremix kurzfristig zu faszinieren weiß. Freilich muss man damit leben, dass nichts davon so richtig funktioniert und der Film offensichtlich um ein paar Highlightszenen mit dem Sauriermodell gestrickt ist, während dazwischen Phasen der Langeweile und Dialoge des Grauens herrschen. Aber immerhin: „Tammy and the Teenage T-Rex“ ist ein Unikat, im Guten wie im Schlechten.