kurz angerissen*
Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die altmodischen Hammer-Produktionen ihre Hochphase nur wenige Jahre zuvor hatten, wirkt dieser britische Herrenhaus-Horrorfilm erstaunlich modern, experimentell und bisweilen gar nicht very british. Es könnte beinahe ein Vorfahre heutiger US-Produktionen über paranormale Geschehnisse sein. Tief im Bild liegende Brennpunkte mit auffälligen Kanten und Formen im Vordergrund, dynamische Zeiteinblendungen, Figurenkonstellationen wie im modernen Horror-Kino und ein Hauch Grittyness für die Authentizität. Die Blutlinie reicht von "Paranormal Activity" über "Poltergeist" hin zu "Bis das Blut gefriert". Mit der viktorianischen Ausstattungswut typischer Ghost-Mansion-Filme hält sich John Hough trotz des pompösen Settings dagegen weniger auf, lieber experimentiert er mit der Gruppendynamik, lässt rationale Skeptiker auf übernatürliche Medien treffen und irritiert mit abwechslungsreichen Ausformungen des Horrors. Unheimliche Schatten in der Dusche sind ebenso Programm wie leuchtende Spezialeffekte (zum Exzess dann ausgereizt in den 80ern, aber beispielsweise auch schon in "The Asphyx" von 1972). Manchmal reicht auch einfach eine weggewehte Bettdecke, eine aufschlagende Tür oder das irrationale Grinsen einer vom Unsichtbaren Besessenen, um den Rücken mit kalten Schauern zu massieren.
Das Drehbuch soll die Romanvorlage in Sachen Sex und Gewalt ein wenig abgemildert haben, eine in gewissem Sinn morbide Stimmung hat sich aber durchaus in die Verfilmung gerettet. Nach dem Dezimierungsprinzip arbeitet das Skript zielstrebig auf seine finale Enthüllung hin und hinterlässt dabei allerhand gespenstische Effekte. Die Schlussfolgerungen der Hausbesucher bringen etwas Detektivisches in den Ablauf. Wäre Sherlock Holmes auf einen zweiten Baskerville-Hund gestoßen und hätte mit den modernsten Errungenschaften der Wissenschaft in einem großen Team an der Lösung des Falls arbeiten wollen, wäre vielleicht Vergleichbares aus der Gleichung gekommen.
Die unterkühlte Erzählweise ist sicherlich Geschmackssache. Es sind eher unbekannte, aber überwiegend starke Darsteller an Bord, die trotz bemerkenswerter Leistung und manch theatralischer Szene nicht durch den schweren Vorhang des wissenschaftlichen Vorwands greifen können, mit dem Hough in der Regie seine Handschrift hinterlässt. Eine trockene Off-Stimme, die Ursache und Wirkung mit teilnahmslosem Timbre in der Stimme für den Zuschauer verknüpft, fehlte gerade noch, um diese Eindrücke abzurunden. Dafür funktionieren die meisten seiner Gruseleffekte heute immer noch.
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