Review

Die Schlusszenen des ersten Teils führen in diese grandiose Fortsetzung eines ebenso meisterhaften Horrorklassikers ein, bevor Captain Elliots Werdegang zu Pinhead gezeigt wird und Kirstie im Channard-Institut erwacht. Ihre fantastische Geschichte von einem Dimensionstor und den Dämonen des Fleisches und Blutes glaubt ihr selbstredend niemand, außer dem Assistenzarzt Kyle McRae, der Wind von den geheimen Studien seines Chefs, Dr.Channard, bekommt. Dank Menschenopfern wird dieses Mal Julia aus ihrer Hölle wiederbelebt, im Liebeseifer verschafft ihr Channard mit zögerlichem Interesse einige Opfer bis zur kompletten Regeneration, die von Frankensteinschem Gewitter begleitet wird. Trotzdem Pinhead mit seinen Cenobiten in dieser ersten Hälfte noch gar nicht mitmischt ist der Goreanteil ebenso ungeheuerlich wie so mancher Ekeleffekt. Kleines Manko ist der gegenüber dem Vorgänger nicht mehr ganz so charismatische Score, von der bislang einzigen deutschen Synchro wollen wir mal gar nicht reden. Doch leider wurde auch dieser Teil der Kultserie, genau wie der Vorgänger, sträflich von einer DVD-Auswertung deutscher Labels ausgeklammert. Denn auch diese erste Fortsetzung überzeugt (im Gegensatz zu allen bisher weiteren Sequels) fast auf ganzer Linie. Als die Hüter der fleischlichen Begierden die Bühne betreten, wird deren Welt, eine Art Labyrinth wie ein Gehirn mit allen Finessen in den Windungen vorgestellt, so geraten Kirsty und die kleine, taubstumme Tiffany in ein phantastische Welt des Horrors, die wie Albträume auf Zelluloid gebannt wirkt. Die etwas fehlende virtuelle Kraft, die Regisseur Tony Randel von Clive Barker trennt, ersetzt er durch eine enorme Anzahl blutigster Spezialeffekte, die z.B. mit legendären gehäuteten Figuren eine Offenbarung für Gorehounds darstellen. Vorwiegend wird am lebenden Objekt gemetzelt und Körperformen werden modifiziert, fernab der Horrorkonventionen, die sich meist mit Morden begnügen. Nicht nur M.C. Escher diente offensichtlich mit seinen vertrackten Werken als Inspiration, der beherrschende Leviathan erinnert zudem an Jodorowskys Geschichten um den Inkal. Trotz der Fantasylastigkeit ist dieses Sequel das bislang einzig gelungene, mainstreamiger als Clive Barkers Original vielleicht, doch allemal ein Genrehighlight mit allerlei chirurgischen Eingriffen. Ashley Laurence, bei „Hellraiser“ noch Neuling, entwickelt sich bereits hier zur toughen Heroine und Doug Bradley bekommt als Pinhead einen realen Hintergrund verpasst, sowie mehr Screentime. Die Puzzlebox mit furchterregendem Inhalt macht der Büchse der Pandora ernsthaft Konkurrenz, laut Randel ist dieser Film ein Abbild seines damaligen düsteren Weltbildes, na warum nicht. Die rasche Entzauberung der Cenobiten im Finale ist für Puristen vielleicht etwas fraglich, gegen das, was noch an miesen Nachfolgern kommen soll, ist das pures Gold.

Fazit: Nicht ganz so düster wie Teil eins, dafür effektbeladener und allemal kurzweilig. Überdurchschnittlich als Sequel wie als eigenständiger Film, auch beim Goregehalt. Mindestens 8/10 Punkten

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