Wahrlich grausige Fortsetzung eines phantastischen Films
Kirsty, die als einziges Familienmitglied die entsetzlichen Ereignisse aus „Hellraiser“ überlebt hat, findet sich im Irrenhaus wieder. Die Aufsicht hat dort Dr. Channard, der außerordentlich wißbegierig ist und mittels eines durchaus unangenehmen Experimentes Julia wiederbelebt, die wir aus dem Vorgänger als fiese Hausfrau kennen. Julia aber hat ganz eigene Pläne, und als sie wieder völlig hergestellt ist, öffnet sie die Pforten der Hölle – und gewährt damit den Zenobiten Zugang zur Welt der Sterblichen. Es ist nun an Kirsty und der ebenfalls im Irrenhaus einsitzenden Tiffany, die Pforten zur Hölle wieder zu verschließen, doch dieses Vorhaben gestaltet sich dank der Verwandlung von Dr. Channard und der Regeln der Zenobiten mehr als schwierig. Aber Frauen geben niemals auf, und so müssen Julia und der Doktor lernen, daß mit willensstarken Menschen nicht zu spaßen ist – auch wenn zum Ende des Films die Tür für einen dritten Teil, wie im Genre so üblich, weit aufgetan wird.
Mehrere seltene Ereignisse treffen hier aufeinander. Zum einen ist es außergewöhnlich, daß ein Folgefilm das Original übertrifft, zum anderen ist das Genre des Horrorfilms an sich schon derart ausgelutscht, daß man glauben muß, es gäbe nichts mehr Neues. Weit gefehlt, denn die Menge der Einfälle in diesem wirklich außergewöhnlichen Horrorfilm übertrifft die Phantasie des Betrachters bei weitem. Teils sind es nur Bruchstücke, wie beispielsweise der mit Augäpfeln jonglierende Clown, die den aberwitzigen Reiz des Films ausmachen, aber insgesamt ist das hier ein Meilenstein des phantastischen Films. Der Betrachter kommt von der ersten Minute an nicht zur Ruhe, und so setzt sich das Treiben fort bis zur Welt der Zenobiten, die den Malereien von Escher entlehnt ist – Motive dieses Künstlers durchziehen den ganzen Film.
Man fühlt sich sehr unwohl, wenn man der Geschichte folgt, zumal die Spezialeffekte über jeden Zweifel erhaben sind. Rote Farbe ist das vorherrschende Motiv, Blut fließt in rauhen Mengen, aber nicht einmal das ist das fieseste an den Grotesken des Clive Barker, der mit seinen Ideen Pate stand, sondern die Vermengung von gänsehauterzeugenden Details wie beispielsweise das Kellergeschoß der Irrenanstalt oder die Verwandlung des Doktors. Man möchte oft seine Augen vom Geschehen abwenden, wird aber immer wieder in das Geschehen hineingezogen, kann sich nicht drehen, kann nicht wegsehen, sondern sich immer wieder fragen, wie man auf derart abstruse Einfälle kommt. Das alles hat nichts mit Splatterfilmen der „normalen“ Art zu tun, sondern ist durch und durch intelligentes Kino zum Gruseln – wenngleich man schon starke Nerven braucht. 10/10