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Belmondo als französischer Dirty Harry in Paris

Filme sind ja nicht nur zur Unterhaltung da, sondern auch ein Abbild der Zeit, in der sie entstanden sind. Es ist interessant, anhand eines älteren Films zu sehen, wie sich Dinge verändern, Frisuren, die allgemeine Mode, aber auch, welchen technischen Fortschritt die Menschheit gemacht hat. Natürlich kann man sich dazu auch einen Dokumentarfilm ansehen oder ein Buch lesen, doch Information, gemischt mit Unterhaltung, das hat einen hohen Reiz. Wenn man dann zugleich die filmischen Tendenzen der Zeit um 2005 mit einem französischen Kriminalfilm aus dem Jahr 1975 vergleicht, dann merkt man noch etwas ganz anders: früher war der Film immer auch eine Art „Geschichtenerzählung“, weg von irgendwelchen technischen Mätzchen, die heute doch sehr vom eigentlichen Inhalt eines Films ablenken. Man bestaunt heute das „schneller, höher, weiter“ des amerikanischen Blockbustermovies, statt sich einmal zu fragen, ob eine gute Kriminalgeschichte nicht einen länger anhaltenden Unterhaltungswert bietet. Und eine solche wird hier erzählt, freilich mit sehr starken Parallelen zu „Dirty Harry“.

Denn auch der Kriminalkommissar Le Tellier, wunderbar knorrig verkörpert von Jean-Paul Belmondo, ist auf der Spur eines irren Frauenmörders, genannt Minos. Dieser tötet Frauen, die seiner Ansicht nach ein liederliches Leben führen. Le Tellier, der eigentlich noch ein Hühnchen mit einem skrupellosen Bankräuber zu rupfen hat, wird mit dem Fall Minos betraut. Schön für ihn, daß sich während der Ermittlungen die Gelegenheit zur Rache am Bankräuber bietet, da wird nicht gefragt, sondern gezielt geschossen. Danach hat Le Tellier endlich alle Zeit und Konzentration, die es braucht, um den Frauenmörder dingfest zu machen. Dabei verläßt er sich mehr auf sein Gespür als auf traditionelle Polizeiarbeit. Muskeln statt Hirn...nicht nur bei Rambo funktioniert das. Und am Ende des Films wird Minos dingfest gemacht, wobei dem versierten Zuseher schon früh klar ist, wer sich hinter diesem Decknamen verbirgt.

So war es, das französische Kino der siebziger Jahre. Schnell, viel Action, aber stets handgemacht. Der Star: Belmondo, einer der ganz wenigen Schauspieler, der bei seinen Stunts ohne Double auskommt. Atemberaubend zu sehen, wie der Held sich über die Dächer von Paris hangelt, ohne Netz und doppelten Boden. Das wäre in Hollywood aus versicherungstechnischen Gründen völlig unmöglich. Die Geschichte aber verliert vor allem im letzten Viertel arg an Spannung und Tempo, bietet eine typische Erklärung für die Motive des Mörders und ergeht sich in weitschweifigen Diskussionen. Das ist schade, denn das Tempo ist zunächst sehr hoch, immer passiert etwas, dazu noch launige Dialoge, man hätte sich gewünscht, daß darauf ein würdiges Finale folgt. Aber mit einer Verfolgungsjagd auf dem Dach der Metro hat der Film sein Pulver verschossen, und so zieht sich der Streifen doch zu lange hin. Aber andererseits bekommt man schöne Eindrücke von Paris und einen Belmondo in Hochform, und das allein reicht schon für 7/10.

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