Gerade von einem so ruhigen Typen, wie Harold Ramis, bekommen wir einen so schwarzhumorigen Thriller wie "The Ice Harvest" serviert. Mit 16 Millionen Dollar war das Budget für diesen knapp 85 minütigen Film recht beachtlich, doch man musste die gute Besetzung wie John Cusack, Billy Bob Thornton, Connie Nielsen, oder Oliver Platt finanzieren. Der Großteil des Budgets für diesen B-Thriller, ging für die A-Darstellerrige drauf, welche dafür auch ihren Beitrag leistet und diesen kurzweiligen Thriller stark aufwertet. Ramis ist bekannt für Werke wie "Und täglich grüßt das Murmeltier, Reine Nervensache I und II" oder "Die schrillen Vier auf Achse". Komödien eben, so ist dies quasi sein erster Ausflug in fremde Gefilde, obwohl sich auch "The Ice Harvest" zu keiner Zeit ernst nimmt und stark zur Komödie tendiert.
Rechtsverdreher Charlie (John Cusack) und Pornofilmproduzent Vic (Billy Bob Thornton) haben den Gangster Bill Guerrard (Randy Quaid) um zwei Millionen Dollar erleichtert. Dank der spiegelglatten Strassen müssen sie noch den Weihnachtsabend in der Stadt verbringen. Sie planen im Morgengrauen zu fliehen. Doch Bill scheint von dem Diebstahl zu wissen und hetzt den Beiden den Killer Culligan (Bill Noble) auf den Leib. Charlie weiss noch nichts von seinem Glück, zieht durch die Bars, baggert die hübsche Renata (Connie Nielsen) an und vergnügt sich ein letztes Mal mit seinem besoffenen Kumpel Pete (Oliver Platt). Doch Charlie kommen bald Zweifel, denn Vic hat das Geld und genau jetzt funkt auch noch Culligan dazwischen. Eine blutige Weihnachtsnacht nimmt ihren Lauf.
Die Story reisst nicht vom Hocker, ist aber doch solide und kann vor allem gegen Ende noch mit ein paar Überraschungen punkten. Man weiss bald nicht mehr, wer hier wen betrügt und so können Freunde schnell zu Feinden werden. Der Mafiaanwalt Charlie ist hier die Hauptfigur und er muss in dieser Nacht eine Menge durchmachen. Zuerst überlässt er seinem Partner Vic das Geld, dann können sie die Stadt nicht wie geplant verlassen, Renata beginnt ihm den Kopf zu verdrehen und durch Killer Culligan wird Charlie immer nervöser. Dann zieht er mit seinem vorlauten und besoffenen Kumpel Pete durch die Kneipen, der ihm zum Dank dann noch ins Auto kotzt. "The Ice Harvest" hält einige starke Gags parat, man nehme allein mal den Besuch bei Charlie´s Familie. Aber im Gegenzug hat man trotz der kurzen Laufzeit auch mit einigen Durchhängern zu kämpfen. Auch beginnt der Film ziemlich lahm. Die zweite Halbzeit geht jedoch in Ordnung. Richtige Action braucht man nicht erwarten. Ein paar Tote und ein recht rabiates Finale, zwischendurch wird es sogar mal richtig spannend.
Ort des Geschehens ist ein kleines, verschneites Städtchen. Es gießt wie aus Kübeln und die Strassen sind spiegelglatt. Hier kommt teils richtig Weihnachtsfeeling auf. Auch der Score ist weihnachtlich sehr angehaucht und wartet mit sehr gemütlichen und ruhigen Melodien auf. Die tollen Darsteller sind das Herz dieser Thrillerkomödie. John Cusack überzeugt voll und ganz, zeigt dass er auch für Humor zu haben ist. Billy Bob Thornton als hinterlistiger Pornoproduzent Vic macht auch einen tollen Job, nebst der hübschen Connie Nielsen. Immer wieder für einen Lacher gut ist Oliver Platt. Randy Quaid als Bill hat nur im Finale seinen großen Auftritt, dort wie immer herrlich schräg. Ramis kann man hier eigentlich keine Vorwürfe machen, doch dem Drehbuch von Robert Benton und Richard Russo fehlt es an Pepp, Tempo und richtigen Höhepunkten.
Ein amüsantes Beispiel dafür, dass nicht Jedermann Heiligabend heilig ist. So sollte man den Weihnachtsabend nicht verbringen. Spassig, unterhaltsam, aber auch nichts Besonderes.