Review

Ein einfacher kleiner Auftrag mit furchtbaren Konsequenzen – 24.08.2007

Das Kinojahr 2007 zeichnet sich vor allem durch Beliebigkeit und Belanglosigkeit aus. Die Leinwände werden von vermeintlich sicheren Kassenerfolgen beherrscht, und diese sind zumeist Fortsetzungen schon länger bestehender Serien. Amerika wiederholt sich, und so ist es für den interessierten Zuseher ein Glück, daß im fernen Osten immer wieder kleine Perlen zu finden sind, die sich einen feuchten Kehricht um Konventionen kümmern. Aber auch das koreanische Kino wird statisch und feiert die Wiederkehr des Immergleichen – Gangsterfilme mit zumeist trauriger Handlung sind dort en vogue. Es wird angesichts dieser Tatsachen immer schwieriger, Filme zu entdecken, die in der Lage sind, den Betrachter zu fesseln und zu berühren, denn auch letzteres ist im blutigen Genre des Gangsterfilms durchaus möglich, wie „Bittersweet Life“ konsequent beweist.

Sun-Woo, ein sehr traurig wirkender junger Mann mit spartanischem Appartement und ohne Freundin, arbeitet als Rausschmeißer für den Gangsterboß Kang, dem er obendrein noch als persönlicher Assistent für kleinere Tätigkeiten dient. Der Boß hat eine junge Geliebte und ist vor Eifersucht rasend. Sun-Woo soll die Dame drei Tage beschatten und im Falle einer anderen Liebelei dem Chef Mitteilung machen. Eigentlich ein ganz einfacher Auftrag für den als gefühlsarm beschriebenen Mitarbeiter. Doch in jedem Menschen schlummert auch ein bißchen Emotion, die hier leider völlig fehl am Platz ist. Sun-Woo wird hart bestraft und soll getötet werden, doch angesichts des unvermeidlichen Endes beschließt er, so viele seiner Feinde wie nur möglich mitzunehmen. Jawohl, lieber Leser, hier ist er wieder, der seit ewigen Zeiten fast allen gewalttätigen Handlungen - nicht nur auf Zelluloid - zugrunde liegende legendäre „Anlaß“!

Leider erreicht der Film nicht die Klasse eines „Old Boy“, denn er erklärt so manches nicht, was wirklich einer Erklärung bedarf. Und wenn dann die Hauptfigur rhetorisch gefragt wird, ob sie denn nichts verstehe, dann kann der Zuseher auch nur mit dem Kopf schütteln. Der Plot ist an sich ganz einfach, wird aber durch vermeintlich rivalisierende Gangsterbanden und russische Waffenhändler unnötig aufgeblasen und vor allem in gewisser Weise unlogisch. Doch der zentrale Handlungsstrang ist packend, wunderbar gefilmt, dies vor allem ohne die derzeit so beliebten nur zur Hektik und Unübersichtlichkeit führenden technischen Mätzchen. Die Zweiteilung in lange Einführung und fast gleich lange Aktionszeit mag kritisiert werden, doch es macht Freude, dem Helden bei Autofahrten zuzusehen, zumal hier und da ein klein bißchen ruppige Gewalt eingestreut wird. Das Ende des Films ist, dem Trend folgend, alles andere als ein typisches Happy-End, in seiner Form aber sehr konsequent. Ansonsten alles beim Alten: Prügeleien zu Walzermusik, Schießereien stets blutig, harter Grundton, bißchen fernöstliche Philosophie, ein gelungener Mix aus Blutvergießen und Traurigkeit - 8/10.

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