Der deutsche Titel der Serie verweist zwar zutreffend auf die staunenswert hohe Beteiligung großer (und kleiner) Stars, unterschlägt jedoch einen konzeptionell wesentlichen Aspekt, der aus dem englischen Originaltitel hervorgeht. Da wird im Titel "Faerie Tale Theatre" nämlich direkt auf die Theaterhaftigkeit der Inszenierung verwiesen, die sich vornehmlich durch die Verwendung entsprechender Kulissen und Requisiten, aber auch natürlich durch die bühnenhafte Performance des Ensembles ausdrückt.
Im Ergebnis bedeutet dies, dass dem Zuschauer vorwiegend Schauspielerei geboten wird, die gerade hinsichtlich der (Haupt-)Zielgruppe eines jüngeren Publikums nicht selten übertrieben theatralisch wirkt, sich also bisweilen am Rande des Overacting bewegt oder diese Grenze (teils gewollt) auch überschreitet. Der artifizielle Eindruck wird dabei durch teils recht billig wirkende Decors unterstrichen - als Setting dienen nicht selten irgendwelche auf Stellwände aufgemalte Hintergründe, wie etwa der einer mittelalterlichen Burgmauer.
Der Charakter der Inszenierung zeichnet sich ergo sowohl auf cineastischer als auch auf dramatischer Ebene in erster Linie durch einen reichlich naiven, trashigen Charme aus. Anachronistisch wirkt das Spektakel nach rund einem Vierteljahrhundert ohnehin - schlichteste Spezialeffekte inklusive. Da es sich jedoch um keine typische (TV-)Inszenierung handelt und zudem erst gar nicht der Versuch unternommen wird, dem Zuschauer durch die Möglichkeiten des Mediums Film eine glaubhafte Illusion zu liefern, sollte man "Shelley Duvall's Faerie Tale Theatre" diese Merkmale auch nicht negativ ankreiden. Die Aufführung bekennt sich jedenfalls stets zu ihrer sehr augenscheinlichen Bühnenhaftigkeit. Allerdings entwickeln sich bei einigen Episoden Längen, da nicht jede Geschichte die Handlung über die gesamte Laufzeit von jeweils knapp einer Stunde trägt.
Anerkennenswert ist dagegen der Respekt, den man der Literatur entgegenbringt, indem man sich inhaltlich traditionsbewusst und konservativ zeigt und sich bei der Umsetzung der bekannten Märchen der Gebrüder Grimm entsprechend eng an die jeweilige Vorlage hält. Dabei wird bisweilen auch erkennbar, dass die Serie nicht nur Kinder ansprechen will, sondern sich durchaus auch an ein erwachsenes Publikum richten kann. Denn viele Anspielungen und implizierte Bedeutungen sind für allzu junge Zuschauer sicherlich nicht deutbar. Dadurch geht der oft bedeutsame psychologische Unterbau der Grimmschen Märchen trotz einer sehr kindgerechten Umsetzung nicht verloren.
Eine ordentliche Portion Humor ist ebenfalls in die Produktion mit eingeflossen, wodurch so manche grottige Szene dennoch charmant und augenzwinkernd rüberkommt. "Shelley Duvall's Faerie Tale Theatre" ist durchaus niveauvolle, qualitätsbewusste, nostalgische Fernsehunterhaltung, die nicht zuletzt auch aufgrund der hohen Anzahl prominenter Mitwirkender selbst für diejenigen einen Blick wert sein könnte, die den märchenhaften Inhalten des Formats weniger zugeneigt sind. Wer also Klaus Kinski, Frank Zappa, Susan Sarandon, Robin Williams, Mick Jagger, Barbara Hershey und viele andere namhafte Stars und Sternchen einmal überraschend anders erleben will, der ist hier an der richtigen Stelle.