In einer stürmischen Regennacht verliert der kleine Bill Meceita während eines Raubüberfalles seine Eltern und seine Schwester. Er selber kann sich verstecken, muss allerdings die Gräueltaten mit ansehen und prägt sich wichtige Details der Täter ein. 15 Jahre später zu einem rachsüchtigen Mann herangewachsen [ John Phillip Law ] findet er plötzlich eine Spur, auf dessen Fährte ihm laufend der frisch aus dem Gefängnis entlassene Ryan [ Lee Van Cleef ] kreuzt. Da beide sowieso das gleiche Ziel haben, schliessen sie sich mehr oder minder zusammen...
Petronis Da uomo a uomo [ DT: Von Mann zu Mann ] erzählt mehrere Geschichten in einer grossen Rahmenhandlung, verknüpft diese allerdings auch alle mit seinem eigentlichen Thema, dass sich nur vordergründlich um Rache dreht. Der Film beschreibt im Zentrum eine langsame Annäherung von zwei Männern, die auch Vater und Sohn sein könnten und das am Ende vielleicht sogar sind. Ohne die obligatorische Blutsverwandtschaft, dafür mit dem Herzen. Allerdings könnte ihnen dabei der Ausgangspunkt der Revenge auch einen Schnitt durchmachen; man wird sich das Dilemma denken können, vor dem Bill im Finale steht.
Nach dem allgemein beliebten Prolog des Raubmordes, der während des Vorspanns montiert wird, schwenkt die Inszenierung schnell auf den erwachsenen Bill um, der gerade eine eher ungewöhnliche Schiessübung absolviert und sich dabei als ausgezeichneter Schütze auch in prekären Lagen erweist. Mit dem noch jugendlichen Mann ist jedenfalls zu rechnen und trotz fehlender Spuren der Mörder von damals hat er auch nur den einen Gedanken; den angebotenen Posten als Hilfssheriff lehnt er mit derselben Begründung ab.
Parallel dazu wird Ryan vorgestellt, der nach 15 Jahre Haft von seiner Tätigkeit im Steinbruch erlöst wird. Ryan wurde von seiner Gang verraten und verkauft; die entsprechende Entlöhnung dafür will er persönlich von seinen alten Kumpanen einholen. 1000 Dollar pro Jahr und Kopf will er haben; ihm geht es also nicht um den Tod, sondern nur ums blanke Geld. Dieses unterschiedliche Motiv steht die meiste Zeit zwischen beiden Männern: Ryan kann schlecht Geld von Toten einfordern und Bill bringt finanzielle Entschädigung nichts.
So gestaltet sich die meiste Zeit ein Wettrennen und gleichzeitiges Katz - und - Mausspiel zwischen Beiden; es wird sich belauert und gegenseitig ausgetrickst. Ryan führt den Kleinen zuerst vor und erteilt ihm dabei eine Lektion und Lehre gleichermassen; er erklärt ihm in der praktischen Abhandlung Tipps für später. "Zähl deine Schüsse. Vier Kugeln für einen Mann. Wenn du so verschwenderisch bist, kommst du zu nichts."
Der "Kleine" beherzigt das und kontert später, nicht nur verbal mit "Opa", sondern übernimmt die Verhaltensweisen und spielt das gleiche Spiel mit dem Älteren. Auch der Film scheint dazu zu lernen; zuerst wird sich nur etwas langsam, aber detailreich um einen der Täter gekümmert, um sich dann geschlossen in schnellerer und fester Abhandlung mit dem Rest zu befassen.
Dabei erwächst mit dem Fortgang auch das Interesse und der Ideenreichtum der Regie, die vielen Abzweigungen und Spielchen von Beginn fliessen später auf einen gemeinsamen Showdown zu. Protagonisten und Antagonisten sind dann auf beiden Seiten vereint und tragen das Duell erst im grösseren Ausmass und dann synekdochisch im persönlicheren aus; der Gesamtzusammenhang ist dann entfaltet.
Angesichts des mehrfachen zielgerichteten Sterbens ist der Film allerdings weitab von kühler Konsequenz, sowohl narrativ als auch in der psychologischen Konstruktion.
Bill leidet nicht um die Wette und Ryan ist nach der jahrelangen Haft auch nicht gebrochen oder zerknirscht. Das Unglück, dass beide zusammen geführt hat und auch nie trennen wird, wird solange mit hochgepeitschter Musik und Rotfilter eingespielt, bis es schon künstlich wirkt; vor allem auch weil Law's babyblaue Augen und sein an Terence Hill erinnerndes Spiel als zu starker Kontrast wirkt. Der Mangel an Ernsthaftigkeit darin und damit abstrahierender Emotionen schwächt auch die Substanz. Allerdings muss sich sowieso nicht jede Sekunde dem Zuschauer im Gedächtnis einbrennen; die Symbolkraft kann es lange nicht so auf die Spitze wie Leone treiben und ironisiert den Showdown sogar mit schwarzem Humor. Es lauert auch nicht immer Bedrohung und desperater Stimmung auf die Helden, die auch keine mythographischen oder antonomastischen Figuren darstellen.
Morricones Score entwirft unterstützend eine akustische Faszination, die die wortlosen Phasen des Filmes blendend und stimmig trägt, aber sich auch nicht als minimalistisch, sondern eher voluminös und treibend - eingängig beschreiben lässt.
Damit werden auch einige Füllszenen überspielt, Petroni veranschlagt anfangs kein wirkliches Tempo und kann die Spannung auch nur allein aus reiner Unterhaltung beziehen. Das reicht locker allerdings aus.