50 und kein bisschen Weise – so präsentiert sich Jean-Paul Belmondo in „Der Außenseiter“. Unter der Regie von Jacques Deray („Der Profi 2“, „Borsalino“) ist er als unbequemer Kommissar Phillipe Jordan in gewohnt bestechender Form und wird dabei einmal mehr von einem unverwechselbaren Score Ennio Morricones begleitet.
Wer die Handlungs- und Denkweisen in „Der Profi“ schon als nicht politisch korrekt erachtete und das als großen Kritikpunkt sah, der sollte um „Der Außenseiter“ einen ganz großen Boden machen, denn deutliche Anzeichen von Rassismus und Vorurteilen sind hier genauso vorzufinden, wie ein alles andere als korrektes Vorgehen Bébels. Sein 64. Film ist ein einziger Poser-Film, angeblich um die realistische Darstellung der damaligen Situation bemüht, und dürfte daher nur seine Fans vorbehaltlos ansprechen.
Kommissar Jordan (Belmondo) ist ein unbequemer Zeitgenosse, der sich nicht bestechen lässt und aufgrund seiner Härte und Gnadenlosigkeit nach Marseille geschickt wird, um dort mit dem Kartell des unangreifbaren Drogenbosses Meccacci (Henry Silva, charismatisch wie immer) aufzuräumen. Während kleinere Dealer dingfest gemacht werden, droht der große Erfolg auszubleiben und so beschließt er bei einem waghalsigen Coup (genialer Stunt: Sprung aus einem Hubschrauber auf ein Boot) in Eigenregie dem Gesetz genüge zu tun. Sehr zum Ärger seines Vorgesetzten, der die Ladung Heroin lieber der Presse vorgeführt hätte, während Jordan sie im Meer versenkt, um Meccacci aus der Reserve zu locken.
Jean-Paul Belmondo präsentiert sich den Zuschauern gewohnt wortgewandt, aber brutaler als gewohnt. Angst und Respekt hat er noch nie vor jemandem gehabt, aber hier fehlt das Augenzwinkern, eine gewisse Portion Ironie. Einen flüchtenden Drogendealer schlägt er zusammen, bis der seine Informationen preisgibt, türkische Diplomaten, die mit Drogen gefüllte Kondome schlucken und nach Frankreich importieren, werden ohne Beweise eingesperrt und verprügelt (Sorgte damals für einen Riesenskandal) und in einer Schwulenpaar verarscht er Homosexuelle, um mit einem lockeren Spruch später einen von ihnen rückwärts die Treppe runterzuschubsen. Er lässt sich mit der Nutte Dolores (seine damalige Lebensgefährtin Carlos Sotto Mayor, die später noch in zwei weiteren Bébels mitspielen durfte) ein und schlägt seine Kollegen. Wie oben schon erwähnt, ist das nicht jedermanns Sache, aber mir gefällt dieser Film trotz oder vielleicht wegen seines diskussionswürdigen Inhalts. Muss denn jeder Filmheld ein politisch korrekter Saubermann sein?
Die Action kommt nicht zu kurz. Neben Schießereien und netten Explosionen ist vor allem die spektakuläre Verfolgungsjagd mit dem gepanzerten 240-PS-Sportwagen ein Highlight. Auch sie hat einmal mehr einen unkorrekten Ausgang (Insassen werden zu Tode gerammt). Belmondo ließ es sich auch hier nicht nehmen den Großteil der Stunts selbst durchzuführen und es ist schon beeindruckend wie dieser Fünfzigjährige in engen Jeans, ohne irgendwo ein Stück Fett zu viel am Körper zu haben, rennen und springen kann.
„Der Außenseiter“ dürfte wohl auch sein düsterster und schmutzigster Film sein. Oft treibt er sich in den einschlägig bekannten Milieus herum, wo er übrigens auch auf einen sehr jungen Tchéky Karyo („Bad Boys“, „Nikita“), in einer seiner ersten Rollen, trifft. Schwulenbars werden besucht, durchs Rotlichtmilieu wird spaziert und natürlich jemand aus einer Drogenhöhle befreit. Den Plot verliert der Film indes nur kurz aus dem Auge, denn jedes Vorgehen hängt weitestgehend mit Meccacci zusammen, der Jordan nur noch mehr gegen sich aufbringt, als er ihn schmieren will. Wie in vielen Bronson-Filmen der Siebziger versagt auch hier das Gesetz, an dem Jordan ein ums andere Mal kein gutes Haar lässt und so greift er final zur Selbstjustiz, die dann alle Probleme lösen soll?!
Fazit:
„Der Außenseiter“ ist objektiv betrachtet ein Actionreißer mit deutlichen, rassistischen Tendenzen, der kaum ein gutes Haar an Ausländern, Minderheiten oder Schwulen lässt. Belmondos Vorgehen ist von Vorurteilen und übertriebenem Einsatz von Gewalt geprägt. Kritische Aussagen über den französischen Justizapparat lassen sich zwar nicht leugnen, werden aber in einem sehr geschmacksabhängigen Film verpackt. Ich stehe als Belmondo-Fan auf seine One-Man-Show, auch wenn das hier, trotz lockerer Sprüche, alles etwas zu ernst daherkommt. Sicher nicht sein Bester, aber für seine Fans immer noch gute Unterhaltung – nicht zuletzt dank Morricones Kompositionen.