Review

Jaja, ich gebe es ja zu. Eigentlich habe ich mir den Schmarren nur reingezogen, um mir postwendend die Bestätigung abzuholen, dass Sam Firstenberg, so leid mir das auch tut, nach „Operation Delta Force“ nur noch Murks im B-Milieu fabrizierte. Meine Güte, der Mann war mal so gut...
Hier versuchte er eventuell mal per Themenwechsel andere Gebiete auszuloten und beließ es dann auch gleich bei dem Versuch. „Motel Blue“ ist ein ganz blöder B-Erotikthriller, der immerhin von Marianne und Cormac Wibberley geschrieben wurde, die später an „Bad Boys II“ oder „National Treasure“ mitwirkten.

Ich weiß nicht, ob es nun am Regisseur, der fernab seines Fachs gar nicht zurecht kommt, dem holprigen, unglaubwürdigen Drehbuch oder einfach dem knappen Budget lag, dass man sich hier schon höllisch anstrengen muss, um der Versuchung der Vorspultaste nicht zu erliegen.

Die ganz böse abgerutschte Sean Young („Blade Runner“, „Fire Birds“) spielt hier die Wissenschaftlerin Lana Hawking, welche gern eine Unbedenklichkeitsbescheinigung für höhere Sicherheitsstufen hätte. Deswegen soll ihr die frisch zur Agentin des Verteidigungsministeriums gekürte Kyle Rivers (Soleil Moon Frye, „Pumpkinhead II: Blood Wings“, „Piranha“) auf den Zahn fühlen. Diensteifrig stürzt sie sich in den Job und wir müssen auch noch mit...

„Motel Blue“ wurde mit allen erdenklichen Klischees ausgestattet und davon sind auch noch viele bei, die wir gar nicht sehen wollen. Die zurückgezogene Kyle muss sich am Arbeitsplatz zunächst an den sexistischen, bebrillten Dickbäuchen vorbeidrängeln, hat mit Robert Vaughn („Renegade“, „River of Death“), der inzwischen wohl auch überall mitspielt, einen verständnisvollen Chef und darüber hinaus einen Partner, der das extreme Gegenteil seiner Kollegen darstellt. Na, wenn es da mal nicht funkt!

Nun ist unsere Kyle aber so eine Art getarntes, hässliches, schüchternes Entlein, das später ausgerechnet von Lana aufgebohrt wird. Denn Kyles Nachforschungen fördern zutage, dass ihre zu beschattende Zielperson über zu viel Kohle verfügt und darüber hinaus der „offenen Ehe“ frönt. Soll heißen, sie vögelt regelmäßig in einem Motel mit anderen Männern, was Kyle dann auch voyeuristisch unter die Lupe nimmt. So Schweinskram wie Strangulieren im Bett sieht sie nun mal nicht alle Tage.

Schon ein wenig fasziniert von der Frau, gibt sie sich an deren Arbeitsplatz als Putze aus, um das Büro zu durchwühlen. Fast in flagranti ertappt, kommen die Weibsbilder sich unversehens näher. Lana hat aber recht fix den Durchblick und treibt ihr erotisches Spiel mit der naiven Kyle, was uns Zuschauer aber eigentlich gar nicht interessiert.

Denn abseits diverser Stellungskriege oder Grabenkämpfe auf der Matratze und ständig trompetender Softpornomusik müht sich die Geschichte sichtlich, um überhaupt einen Abschluss hinzubekommen. Abseits des ohnehin fragwürdigen Ermittlungsauftrags und der schwer begriffsstutzigen Kyle versuchen nämlich noch ein paar Überraschungen ihr Ziel zu finden.

Optisch zudem sehr einfältig umgesetzt und trotz einiger Nacktszenen ohne prickelnde Erotik, dafür mit einem Geschehen, das längst out of focus verzweifelt zur eigentlichen Aufgabe Kyles zurückzugelangen versucht, fängt man als Zuschauer irgendwann an zu Wiehern, wenn die Protagonistin sich erst Hals über Kopf in Undercoverarbeit stürzt, ohne irgendwelche, ernsthaften Gründe Wohnungen durchsucht und sich schließlich auf ein von Lana eingefädeltes Blind Date einlässt, das ihr gleich ein besonders Prachtexemplar von Mann beschert.

Nein, das ist wirklich kein großes Tennis und die letztliche Auflösung, nachdem Kyle sogar zwischenzeitlich mal in den Knast einfährt, weil Lana sie austrickst, ist dann nur noch schwachsinnig.


Fazit:
Selbst mir Firstenberg-Fan fällt es schwer hier etwas schönzureden. Zugegeben, seine letzten Filme waren alle Mist und da macht das überflüssige „Blue Motel“ keine Ausnahme. Reichhaltig durchgewürzt mit anzüglicher Softsexerotik verfällt hier eine junge, unerfahrene Agenten-Stute ihrer eigentlichen Zielperson, die sie so geschickt zu manipulieren und vor den Kopf zu stoßen weiß, dass sie bald völlig verwirrt und überfordert ihren eigentlichen Job fast ganz aus den Augen verliert. Dröge erzählt und eintönig inszeniert, kann von Filmvergnügen nicht mehr gesprochen werden. Die vielen Klischees stapeln sich bis zur Zimmerdecke, schwach spielt die Riege zudem auch und der eigentlich nur auf erotische Szenen zielende Plot gibt auch irgendwann den Geist auf. Sehr dummer Film, der x-beliebig heruntergekurbelt wurde. Ohne Firstenbergs Credit würde dieser Film wohl niemandem auffallen.

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