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Die Legende von Tristan und Isolde ist laut Wikipedia eine der ältesten europäischen Sagen, erste Spuren stammen schon aus dem 7. Jahrhundert. Annähernd genauso lange trägt sich wohl Regie-Oldie Ridley Scott mit Verfilmungsplänen, die er jetzt mit Bruderherz Tony, noch einem Veteranen (Kevin "seit Robin Hood warte ich auf einen Erfolg" Reynolds) und einer eher überschaubaren Menge "internationalen" Geldes in die Tat umgesetzt hat. Das Ergebnis sieht entsprechend aus - ziemlich lauwarm.

Immerhin wird die Liebesgeschichte in einen nicht uninteressanten historischen Kontext eingebettet: In das Machtvakuum, das die Römer nach ihrem Abzug hinterlassen haben, stoßen (wußte ich auch noch nicht, wenns denn stimmt) zunächst die Iren, die ihre zerstrittenen englischen Bruderstämme klar im Griff haben. Einigungsversuche werden brutal torpediert, dabei kommt u.a. der Vater des jungen Tristan (als Erwachsener: James Franco) ums Leben. Jahre später nimmt der den Kampf zusammen mit seinem Ziehvater Marke (Rufus Sewell) wieder auf, kommt dabei fast ums Leben, gelangt nach Irland und wird dort von Königstochter Isolde (Sophia Myles) wieder hochgepäppelt. Natürlich verliebt man sich unsterblich, was tragische Züge annimmt, als Tristan Isolde für seinen Chef als Frau "gewinnt". Und der heimtückische Irenkönig hat natürlich auch noch eigene Pläne.

Historische Stoffe hatten es in letzter Zeit an der Kinokasse schwer, der ungleich aufwändigere King Arthur etwa bewegte sich haarscharf an der Flopgrenze. Kein Wunder also, das niemand wirklich viel Geld in so ein Projekt investieren wollte, und das sieht man bei Tristan & Isolde (klingt in dieser Schreibweise aus wie eine GmbH) leider überdeutlich auf der Leinwand. Schöne und vor allem kostengünstige Landschaftsaufnahmen füllen viel Laufzeit, ein paar überschaubare Bauten stellen ganze Königreiche dar, und wenn die "Heere" der beteiligten Parteien aufmarschieren, braucht man nicht mal die Finger beider Hände, um die Kampfteilnehmer abzuzählen. Letzteres hat dann auch schon fast humoristische Züge, wenn der Irenkönig nach einer Niederlage, die ihn geschätzte 8 - 10 Leute gekostet hat, erst mal mangels Streitmacht keinen zweiten Angriff riskieren will. Überhaupt inszeniert Reynolds mit einer Fülle von eigentlich lächerlichen Details, wie schon bei Robin Hood, nur waren die dort mit viel Tempo, Action und (beabsichtigtem) Humor gut kaschiert. Kostproben ? Vor den Küsten Irlands gibt es wundersamerweise giftige Kugelfische, das Meer zwischen Irland und Cornwall überquert man gleich zwei mal mit einer Nussschale so schnell und zielsicher, dass Ryan-Air nur blass werden kann, und wenn die Leute in einem Turnier aufeinandereinkloppen, geht das dabei so heftig zur Sache, dass beim Stand der damaligen Medizin die Hälfte der Teilnehmer am nächsten Tag tot sein müsste.

Bei aller Kritik: Die erste Hälfte der überlangen Schmalspur-Sage ist dabei noch recht unterhaltsam. Die ersten Kampfszenen haben Tempo und kommen trotz der beschränkten Teilnehmerzahlen ziemlich gut, das Duell Francos mit dem wirklich furchterregenden Chefkämpfer der Iren hat sogar richtig Highlight-Qualität, wenn auch etwas kurz geraten. Leider begeht der Film hier bereits einen verhängnisvollen dramaturgischen Fehler, denn dabei tritt die bei weitem imposanteste Figur auf der Seite der Bad Guys ab und hinterlässt ein Riesenvakuum, das weder der schwachmatische Iren-König noch die obligatorischen Verräter auf der Briten-Seite ansatzweise ausfüllen können. Da passt es ins Bild, dass der Iren-Boss erst in der Schlusszene sein Schwert in die Hand nimmt, und sein Schicksal nicht geklärt wird.

Nach dem letzten echten Höhepunkt, dem schon erwähnten ziemlich heftigen "Turnier", geht es mit dem Film ab Minute 65 dann aber dramatisch bergab. Die unvermeidlichen Liebesverirrungen werden mehr als zäh ins Bild gesetzt, und das knappe halbe Dutzend absolut jugendfreier Knatterszenen hilft da auch nicht wirklich. Tristan darf verzweifelt und die holde Isolde rehäugig aus der Wäsche schauen; die Darstellung der "großen Gefühle" bringt die beiden Jungmimen dabei allerdings weit über die überschaubaren Grenzen ihrer schauspielerischen Talente hinaus. O.K., die Verpflichtung von Franco (der mal über einen Rollen- und Friseurwechsel nachdenken sollte) war vermutlich die einzige Chance auf einen kleinen Kassenerfolg. Aber auch im restlichen Cast, vor allem bei den Bad Guys, tauchen kaum charismatische Figuren (ansatzweise Ausnahme: Sewell) auf, das muss man dann allerdings schon unter den weniger lässlichen Sünden einordnen.

Das Ganze endet dann in einem restlos enttäuschenden Finale; einmal mehr versuchen zwei Dutzend Statisten, so etwas wie eine Belagerung nachzustellen, dabei wird hektisch hin- und hergeschnitten, und das Duell des bis dato so kampfkräftigen Tristan mit dem Verräter ist eine einzige Nullnummer, wird mit zwei oder drei Schwerthieben abgehandelt. So wird der unvermeidliche tragische Ausgang völlig verschenkt; dass dann nicht mal das Ende des Schlächtleins im auf der Leinwand zu sehen ist (eine schlaffe Texttafel informiert über den den Schluss) passt ins Bild, am Ende waren Lust, Geld und Zeit aller Beteiligten offenbar restlos erschöpft.

Fazit:
Preiswerte Sagen-Verfilmung der Discount-Klasse. Trotz eher bescheidenem Aufwand gelingen in der ersten Filmhälfte immerhin ein paar schöne Panoramen und ansehnliche Kampfszenen. Danach wird es arg zäh, und die beschränkten Mittel in jeder Hinsicht sind überdeutlich. Weder die überforderten Jungschauspieler noch die schwachen Bad-Guys können irgendwelche dramatische Spannung erzeugen, da ist das enttäuschende Finale fast schon folgerichtig.

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