Die 90er Jahre haben viele gute Thriller hervor gebracht - Basic Instinct, Das Schweigen der Lämmer - nur um die bekanntesten zu nennen! Aber kaum einer dieser auch sehr populären Schweißtreiber war so fies und gemein, wie dieser Psychothriller von John Frankenheimer. Michael Keaton als Mieter, der einem idealistischen Ehepaar die letzten Nerven, das letzte Geld und beinahe auch das Leben raubt, ist dermassen eine Wucht und besitzt eine solch derbe Bösartigkeit, dass sich einem mehr als einmal die Nackenhaare aufstellen.
Das alte Haus, das die beiden symphatischen Yuppies mit Liebe und Engagement renoviert haben, die Reputation, die sie sich beruflich erarbeitet haben und ihre harmonische Beziehung - all das scheint mit dem Auftauchen des neuen Mieters den Bach runter zu gehen. Keatons Horror-Mieter zahlt nicht, zerlegt die Wohnung, lässt sich nie blicken, spielt mal den unschuldigen Charmeur, dann wieder den intriganten Widerling, sägt und hämmert ganze Nächte durch, vertreibt die braven asiatischen Mitmieter durch eine Flut von Kakerlaken und schafft es sogar durch juristische Spitzfindigkeit, bestehende Gesetze zu beugen und den Hausherrn gerichtlich vor die Tür zu setzen. Ein bisschen Schadenfreude hat man dennoch, schließlich hätte der Hausherr der Bewerbung eines schwarzen allein stehenden Mannes als Untermieter (der sich später als polizist entpuppt) lieber nachgeben sollen. Für diesen, offensichtlich aus einer unterschwelligen Rassenfeindlichkeit heraus gemachten Fehler folgt dann die Strafe auch gleich auf dem Fusse.
Die Wendung zum Guten hin, nachdem das Päärchen alle Rechtsmittel ausgeschöpft hat und sie doch nichts brachten, kommt spät, für einen Thriller dieser Art sogar sehr spät, aber sie kommt. Beinahe hat man als Zuschauer schon resigniert. Dass ausgerechnet die Frau die Sache in die Hand nimmt, weil ihr weinerlicher Ehemann das nicht gebacken kriegt, ist natürlich schon etwas klischeehaft. Aber es macht dennoch höllischen Spaß, wie sie dem gewieften Betrüger und Psychopathen Carter Hayes auf die Schliche kommt und ihn schließlich mit seinen eigenen Waffen schlägt.
Auch wenn man in Deutschland über den ein oder anderen Rechtsumstand, die der Film nicht nur effektvoll und extrem spannend zeigt, sondern auch als Metapher auf das juristische System Amerikas versteht, nur staunen kann - so weit entfernt sich die Handlung des Films dann auch nicht von unserer europäischen Realität.
Der Film ist ein wahrer Horrorthriller, obwohl er keine Splatter- oder Gruselszenen beinhaltet, sondern weil er es schafft, dem alltäglich Banalen einen derart furchterregenden Horror ab zu gewinnen, wie man es in den ersten Filmminuten nicht glauben würde. Für jeden Thriller-Fan ist dieser Film ein Muss!