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Ein Alptraum für alle Mieter und Vermieter und ein Hauch von Psychothriller, das sind die Zutaten, aus denen "Fremde Schatten" gemacht sind. Ansonsten greift auch das Thrillerprinzip vom ungebetenen Gast, den man nicht wieder loswird inclusive etwas amerikanisches Mietrecht.

Leider klingt das in geschriebener Form wesentlich spannender als es sich letztendlich ansieht. Denn man muß schon ganz besonders geduldig sein, wenn man bei diesem Thema und seiner Aufbereitung nicht nervös im Sessel herumzurutschen beginnt.
Grund: unsere "Helden", unerfahrene Naivlinge erster Güte, die gerade deswegen schon Minuspunkte einfahren, weil sie sich zeitweise dümmer als der gemeine Zuschauer anstellen, kriegen über zwei Drittel der Laufzeit einfach kein Bein auf den Boden.

Matthew Modine und Melanie Griffith haben nun mal eine Riesenmenge Geld in ihr Traumhaus investiert und Michael Keaton als ungeahnter Psychopath zieht einfach ein und macht sich juristische Gesetzeslücken zunutze. Allein die Vorstellung Keatons mit seinen Lebensumständen ist dermaßen zweifelhaft, daß jeder sofort die Flucht ergriffen hätte. Das wäre soweit noch spannend, wenn der Rest dann nicht so konventionell ablaufen würde.
Modine brennen nämlich alle fünf Minuten die Sicherungen durch und macht auf die Holzhammermethode, womit er dem Psychopathen Keaton offene Türen einrennt, denn der hat nur auf so einen Idioten gewartet, weswegen er den Vermieter auch immer hübsch auflaufen läßt, bis er ihn sogar anschießen darf.
Griffith derweil hat wenig zu tun, bis sie der Nerv zur Fehlgeburt treibt, die auch nur dramatisches Indiz ist, daß die Geschundenen nun zurückschlagen dürfen.

Und das tun sie dann auch zur Freude des Publikums, indem plötzlich Griffith den aktiven Part einnimmt und dem Manne eine Falle stellt, die diesen seine Lebensfinanzierung kostet.
So gut das am Ende sich in unserer Stimmung ausmacht, so schwach und klischeehaft ist das ausgeführt, wenn auch mit einigem optischem Gespür für Suspense.

Was fehlt, ist und bleibt das Motiv. Obwohl ein ungeklärter Prolog andeutet, daß Keaton etwas ähnliches zugestoßen ist (was nun auf Trauma hinweist), ist der Auseinanderbau der Wohnung absolut vage. Einerseits scheint er sich das Objekt unter den Nagel reißen zu wollen, andererseits schadet er sich selbst damit, da die Rechtslage nach und nach gegen ihn steht. Wie wenig das ausgereift ist, zeigt der Showdown, in dem Keaton ganz durchgeknallter Psychopath auf die beiden losgeht und lediglich Wut als Grund angeben kann, während Griffith, nachdem sie endlich Profil entwickelt hat, in seiner Gegenwart wieder zu einem wimmernden Würmchen wird.

Sicher, John Schlesinger ist ein erfahrener Regieveteran und in einigen spannenden Sequenzen blitzt sein Können hitchcockgemäß sogar durch, aber die Story kommt halt mit Schema-F-Vorlage daher und reicht für ordentlich An-den-Kopf-fassen und etwas Gestöhne, wenn man einem der Protagonisten mal etwas logisches Denken wünscht.
Die Akteure sind hier durch die Bank passabel, wenn das Drehbuch sie läßt, wobei Keaton schön dämonisch wirkt. Nebenbei schauen noch Laurie Metcalf ("Roseanne") als Anwältin und Carl Lumbly "Cagney und Lacey, Mantis") rein und als wäre es der Suspense nicht genug, darf auch Hitch-Spezi Tippi Hedren einen Gastauftritt absolvieren.

Wägt man alles sorgfältig ab, bleibt nur solides Mittelmaß mit zeitweiser Spannung und auch reichlich Nerverei, was das Urteil "Einmal gesehen und abgehakt" durchaus rechtfertigt. (5/10)

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