Henry und Otis haben sich während ihrer Haft kennengelernt, nun leben sie gemeinsam in der Wohnung von Otis. Henry saß wegen dem Mord an seiner eigenen Mutter, die Prostituierte war, doch auch nach seiner Haft ermordet er regelmäßig Frauen, die sich für Geld verkaufen. Eines Tages zieht Otis’ Schwester zu ihnen. Sie und Henry verstehen sich sofort gut und scheinen sich ineinander zu verlieben. Doch Henry hört mit dem Morden deshalb nicht auf. Schlimmer noch: Er zieht Otis mit hinein, der ebenfalls Gefallen daran findet.
Was kann man von einem Film erwarten, der gerade mal 100.000 Dollar kostete und in gerade mal vier Wochen von einem First Time Director mit einem Neuling in der Hauptrolle runtergekurbelt wurde? Eigentlich ja nicht viel, aber Henry beweist das man mit Talent, einer guten Idee und viel Enthusiasmus auch aus der kleinsten Brieftasche etwa machen kann. Als Grundlage diente der reale Serienmörder Henry Lee Lucas, der über 100 Morde gestand, aber im Making of wird deutlich, daß es wohl sehr viel weniger waren.
John McNaughton wählte für die Geschichte allerdings einen eigenen Erzählstil. Eigentlich ist Henry kaum ein richtiger Film. Es kommen keine Cops vor, die die vielen Morde untersuchen, sondern der Zuschauer erlebt aus einer bewußt distanzierten Position quasi voyeuristisch das Leben von Henry und Otis plus dessen Schwester. Es ist gerade dieser Blickwinkel, der viele Szenen gut wirken läßt. Der Überfall auf die Familie wirkt da erst richtig verstörend.
Das schlimme ist ja eigentlich auch das man Henry fast schon als Antihelden bezeichnen kann, weil sein Partner Otis noch viel schäbiger rüberkommt. Er selbst ist, wie ja bekanntlich fast alle Serienkiller, äußerlich ein ruhiger und eloquenter Mensch. Es gibt dabei kein Ego, kein Spiel mit der Polizei, sondern nur die Leere im Leben, die über das wahllose Töten kompensiert werden soll. Naja, mit dem was seine Mutter mit ihm angestellt hat, muß man ja wohl zwangsläufig einen Riss in der noch jungen Zwiebel bekommen.
Sehr gelungen auch das Ende, das hier sehr pessimistisch ausfällt. Im wirklichen Leben wurde Henry ja von der Polizei geschnappt, aber hier entschloß man sich ihn einfach wegfahren zu lassen, nach dem Motto, als nächster könnte er jederzeit deine Stadt aufsuchen. Ich finde das Wort Portrait wurde sehr geschickt gewählt, denn genau die bietet der Film. Es gibt keine vorgekaute Moralisierung, der Zuschauer wird in den Film reingeworfen und am Ende wieder rausgezogen und soll sich selbst seine Gedanken machen. Nix für schwache Nerven
8/10