Franks Bewertung

starstarstarstarstar / 8

0-5 Sterne für den Film, gefolgt von dem "Härtegrad" auf einer Skala von 0-10

Diese Kritik stammt aus der Buchreihe "Die Angst sitzt neben Dir"


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Review

von Frank Trebbin

Ein nicht unsympathischer Allerweltstyp namens Henry lebt zusammen mit seinem Kumpel Otis in einer schäbigen Wohnung in Downtown Chicago. Otis hält sich mit krummen Geschäften und Gelegenheitsjobs über Wasser. Henry ist ein eiskalter und gefühlloser Mörder, der in den Tag hineinlebt und wahllos tötet. Als sich die Schwester von Otis, die ihren Mann verlassen hat und zu den beiden nach Chicago gezogen ist, in Henry verliebt, nimmt das grausame Schicksal seinen Lauf.

„Henry– Portrait of a Serial Killer“ ist ein verstörender und zugleich faszinierender Vertreter des True-Crime-Subgenres. Regisseur John McNaughton verzichtet fast völlig auf genretypische Gesetzmäßigkeiten und kreiert dadurch einen halluzinatorischen Blick auf eine dunkle und böse Gesellschaft, die von Inzest, Kindesmißhandlungen und Nekrophilie geprägt ist und solche Massenmörder wie den wirklich existierenden Henry Lee Lucas, der das Vorbild für den fiktiven Film-Henry ist, hervorbringt. Durch den halbdokumentarischen Stil des Ganzen (John McNaughton arbeitet nicht nach den Mustern des klassischen Erzählkinos) wird der Zuschauer unweigerlich in das grauenhafte Geschehen gezogen und erlebt somit die Gefühlskälte, die der Mörder bei seinen Taten an den Tag legt, hautnah. Henry wird von dem unbekannten, aber hervorragend spielenden Michael Rooker dargestellt, der eine so beachtliche Leistung abliefert, daß es dem Zuschauer schwerfällt, ihn nur als Schauspieler zu sehen. Die Hauptfigur kommt erstaunlich sympathisch herüber, so daß dies zusammen mit dem bitteren, desillusionierenden Ende dem Film in den USA ein vernichtendes X-Rating eingebracht hat. Die Gewalt in „Henry -Portrait of a Serial Killer“ ist explizit, geht aber bis auf wenige Ausnahmen nie ins Detail. Ihr fehlt auch völlig der comichafte Charakter, der vielen modernen Hardcore-Horrorfilmen innewohnt und sie dadurch verträglicher macht. Fazit: Ein Film, der Dir mitten ins Gesicht spuckt. Die deutsche Fassung ist uncut! Mit Michael Rooker, Tom Towles, Tracy Arnold u.a.

© Selbstverlag Frank Trebbin

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