Henry - Portrait of a Serial Killer (1986)

"Henry-Portrait of a Serial Killer" ist John Mc Naughtons freie Interpretation der Geschichte des amerikanischen Serienmörders Henry Lee Lucas.Rund 100 Morde konnten ihm nachgewiesen werden,er selbst sprach von über 500 Morden.Entsprechend geht es in dem Film zur Sache.Der Film ist angelegt wie eine Dokumentation.Nichts wird beschönigt,die Gewaltausbrüche stehen für sich und bleiben unkommentiert (aus Sicht der Akteure eh ein positiver Akt der Befreiung ).Das für sich wäre ja schon verstörend,weit schlimmer ist jedoch,daß Henry als ganz normaler Mitbürger rüberkommt,der charmant und hilfsbereit ist.Hier ist kein irrer Psychopat am Werke und auch kein Schöngeist á la Hannibal Lector. Henry ist ein Otto Normalbürger.Wie er zum Massenmörder wurde interessiert Regisseur Mc Naughton dabei nicht,die Geschichte wird allenfalls angedeutet.Er zeigt uns einen großen Bier trinkenden Jungen,der gerne in seiner Freizeit Fernseh schaut und ... tötet.Die Gewalt bricht dabei absolut unmittelbar herein und man spürt immer wieder aufs Neue wie einem die Haare zu Berge stehen.Dabei erfolgt noch nicht einmal eine exzessive Gewaltdarstellung ,die echten Gore-Szenen sind eher rar.Die Gewalt kommt viel subtiler zum Wirken,durch den schrägen Soundtrack ,durch die Unmittelbarkeit und nicht zuletzt durch das Filmen der Morde durch die Agierenden selbst(aber völlig anders als etwa in Peeping Tom).Die Perversion wird auf die Spitze getrieben.Mc Naughton war seinerzeit fasziniert von Sonys neuer Handkamera,die ermöglichte jedem seine eigenen Filme zu drehen und so schauen sich Henry und sein Kumpel Otis genüßlich beim Abendessen die Tortur einer von ihnen überfallenen Familie an.Michael Rooker spielt den Henry mit einer unglaublichen Intensität,an ihm liegt es nicht zuletzt,daß der Film einen so nachhaltigen Eindruck beim Zuschauer hinterläßt.Bis hin zur Schlußsequenz,der ganz reale Horror sitzt einem auch nach 20 Jahren noch im Nacken .Mord zur Entspannung - nichts für schwache Nerven,aber wer sich auf den Film einläßt darf sich auf ein Meisterwerk freuen.Von mir gibt es 8 von 10 Punkten.