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Die beiden eingeschworenen Gauner Liao Fei Lung [ Lo Lieh ] und Ma Tien Piao [ Ku Feng ] machen mit Banküberfällen die Gegend unsicher. Das Militär ist nicht nur wegen den Straftaten hinter ihnen her, sondern erhofft sich bei Ergreifung selber die gestohlene Beute, bekommt allerdings nur Liao einmal kurz zu fassen. Ma lässt ihn auch prompt im Stich und sich selber woanders unter neuer Identität nieder, wo er im Geheimen die kriminellen Handlungen weiterbetreibt. Nach seiner Flucht aus dem Gefängnis stattet ihm Liao einen unwillkommenen Besuch ab...

Hätte man eine deutsche Fassung von The Fugitive vor sich liegen, würde man eindeutig darauf verwetten, dass wie früher üblich das Material nicht viel Gnade vor den Zensoren gefunden hätte. Beziehungsweise die Verleiher sich entschieden, die Regie selber in die Hand zu nehmen und den Film nach ihren Gutdünken und vermeintlichen Publikumsansprüchen bis auf Notwendigste zu trimmen; sprich allmöglich die Handlung zu kürzen.
Genauso wirkt es hier nämlich, Regisseur Chang Tseng – chai hat seine Neigung für recht kurze Werke - zumeist unter 80min - auch hier wieder durchgesetzt und diesmal sogar das passende Skript dafür. Wobei das Endergebnis zwar auch hier und da seine Schwächen aufweist, sich aber ansonsten derartig rapide fortentwickelt, dass man kaum Zeit zum Bemängeln hat.

Anders als bei den von der Laufzeit ähnlich konzisen River of Fury oder The Casino ist hierbei vor allem das Tempo ziemlich hoch; von Beginn weg entwickelt sich eine hit and run Strategie, die zwischendurch nur sehr wenig zum Luftholen kommt und dort meistens den Aufbau für die nächste Actionsequenz erschafft.
Die Einführung mit dem ersten Überfall gibt knapp Konzept und Bedienung vor; folgend geht es dann eine Weile fast wie im Schnellvorlauf, aber wird später etwas zuviel ausgereizt. Man bekommt fortlaufend eher das Gefühl, sich die ganze Zeit mit einem Aphorismus zu beschäftigen. Für ewig das letzte Glied einer Gedankenkette ist das Werk aber schon wieder zu lang, ausserdem fehlt die überraschende Wirkung. Die Geschichte nutzt nämlich prägnante und natürlich eben auch standardisierte Punkte für die Skizze seiner Erzählung; etwas dem man leicht nachfolgen und sogar vorausschauen kann. Das die Konzentration eben nicht von etwaigen Gedankenspielen ablenkt, sondern man aufnahmebereit für die Bilder ist.

Derartig stellen sich auch keinerlei Probleme dar; von der ersten Einstellung weg befindet man sich mit nur notwendigen, aber eben genügenden Informationen in der Handlung und bekommt das Wenige an Zusatz auch schnell nachgeliefert. Dabei wird nur punktuell vorgegangen und nicht die ganze Bandbreite permanent abgetastet; dafür sind auch die Themen passend traditionell und leicht begreiflich: Freundschaft und Verrat, Liebe und Hass, Gut und Böse versteht man auch ohne grosse Details ohne Schwierigkeiten. Die dramatis personae Charaktere dafür müssen nicht lange porträtiert werden, sondern nur klar in ihren Motivationen sein.
Das man dabei unvermeidlich an der Oberfläche bleibt und einzig visuell seine Stärken aufzeigen kann, wird deutlich, wenn einem in der Rasanz die Zügel entgleiten. Vor allem die zwei Zeitsprünge machen den Film noch dünner als er eh schon ist: Schon das Ausblenden von einigen Wochen Knast fällt etwas unangenehm auf, und später ist zwischen zwei Szenen bereits 1 ganzes Jahr vergangen. Sicherlich ist die Off – Zeit insofern irrelevant, als sich zwischendurch nichts verändert. Aber trotzdem wird ein richtiger Einstieg – vor allem in die angerissene Liebesgeschichte mit Ma‘s Patentocher Ming Ming [ Li Ching ] - noch schwerer gemacht, wenn nur Anfangs- und Endpunkt wahrgenommen werden und Raum und Zeit dazwischen verschwindet bzw arg gedrängt ist.

So knapp die offensichtlich konstruierten Prämissen, so deutlich sichtbarer der Akt des Erzählens.
Changs Regie ist diesmal eine reine Stilübung und erfreulicherweise auch mal eine einzig angemessene, um das Sujet samt fehlenden Orientierungsmöglichkeiten und Erklärungen geeignet zu veranschaulichen. Er nutzt nämlich die Montagemechanismen des Italowesterns; samt komplett übernommenem Morricone - Score wird geschwenkt und gezoomt und betont, dass es eine wahre Freude ist und sich als passendes optisches Gegenstück und zugleich Ergänzung der Narration ausdrückt.
Das geschickte Zusammenwirken kennzeichnender Gestaltungsmittel - verkippte Perspektiven, rapider Wechsel von Nahaufnahme und Weitwinkel, Reißschwenks - liefert in seiner auffälligen Instrumentierung den stimmigen Untergrund für die Akzeleration der Gewalt, die ebenfalls wie ein Derwisch vonstatten geht. Unzählige und auch unzählbare Gegner fallen, zumeist erhascht man nur den Blick auf eine blutende Wunde am Kopf und/oder Körper und sofort erwischt es den nächsten. Auffallend hoch ist dabei das Bleigewitter; zumeist wird erst geschossen und sich dann später mit blossen Händen bekämpft. Nachladen ist ebenso Fehlanzeige wie eine annehmbare Wahrscheinlichkeit der Aktionen; selbst wenn man zugutehaltend berücksichtigt, dass man die Gauner anfangs noch lebend will. In der allgemeinen Beschleunigung sind auch hier und da einige nachlässige Patzer zu entdecken; wahrscheinlich ist man selbst in der Nachproduktion so eilend gewesen, dass man ein paar Schläge deutlich sichtbar in die Luft ebenso übersehen hat und wie die klar erkennbare Strohpuppe, die Ma statt dem halbtoten Liao einen Berg hinuntertritt.

Das sollte allerdings in der Ökonomie nicht grossartig stören; die Genrekreuzung funktioniert abseits des etwas flüchtigen Eindrucks prima und stell auch mal eine etwas andere Kombination dar.

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