Sean Astin kennen wir noch alle zu gut aus der "Herr der Ringe"-Trilogie. Er war es nämlich, der Hobbit Frodo, als Hobbit Sam, auf seinem langen Weg begleitete und ihm immer ein guter Freund war. Das Astin aber auch mal etwas anderes darstellen will, als immer nur kleine Fantasie-Wesen, ist ja logisch. Und nach dem bombigen Erfolg von "Herr der Ringe" war es auch nur eine Frage der Zeit, bis er mit seinem ersten Co-Produzierten Streifen aufwartet, von seinen Kurzfilmen mal abgesehen, in dem er sogar die Hauptrolle spielt. Schade nur, dass er sich dabei anscheinend nicht einmal das Drehbuch richtig durchgelesen hat. Denn dann wäre ihm sicher aufgefallen, das dieses wirre Skript eigentlich keinen Pfifferling wert ist, trotz der netten Grund-Idee.
Denn diese Idee ist so ziemlich das Einzige, was bei "Slipstream" stimmt. Es geht um den Mitarbeiter einer Forschungsgruppe, die ein System entwickelt haben, mit dem man für jeweils 10 Minuten in die Vergangenheit reisen kann inkl. allem und jedem den man dabei berührt. Stuart, so der Name des Mitarbeiters und der Hauptfigur, ist Feuer und Flamme von dem Ding und möchte dessen Funktion gleich mal in einer Bank ausprobieren, in dem er sich seinen Gehaltscheck wieder und wieder auszahlen lässt. Dumm nur, dass genau in diesem Moment ein paar Bankräuber in die Bank stürmen, die u.a. auch diese "Zeitmaschine" mitgehen lassen. Ja, die Geschichte selbst ist eigentlich eine wunderbare Zeitreise-Geschichte in Reinform. Die Idee mit dem 10 minütigen Zeitrückschritt hat seine Reize und hätte eigentlich für gute Unterhaltung sorgen können. Können, wohlbemerkt!
Denn der guten Idee gegenüber steht ein Skript, aus dem schon nach wenigen Minuten vollkommen die Luft raus ist. Nicht nur das das Geschehen wirklich in keinster Weise eine gewisse Logik inne hat, selbst fürs Genre, so wirkt es auch irgendwie nur wie ein zusammen geflickter Teppich, an dem das eine Teil nicht zum anderen passt. Man kann sich manchmal nicht so recht entscheiden, ob man es nun mit einem Sci-Fi-Film zu tun hat oder doch eher mit einem unausgegorenen Geiseldrama. Dann gibt es zwischendurch mal ein paar heftig blutige Ballerszenen, die aber so gar nicht passen wollen. Und gleich im Anschluss gibt es dann auch noch ein paar Stellen die so wirken, als wollen sie einen auf moralischen machen, dass man Zeitreisen ja nicht missbrauchen soll. Und dieses ewige hin- und hergehopse, zwischen den einzelnen Genres, nervt auf die Dauer einfach nur, zumal auch der eigentliche Reiz der Geschichte, nämlich das Zeitreisen, nur sehr selten in Erscheinung tritt. Und als grausamen Höhepunkt gibt es dann noch von einer Dialog-Qualität zu berichten, der einem die Haare zu Berge stehen lässt. Schade, hier wurde wirklich unglaublich viel verschenkt.
Aber nicht nur das Skript stinkt, auch die ganze Inszenierung ist eher von der langweiligen Sorte. Die Macher des Streifens waren anscheinend riesige Fans der Matrix-Filme. Anderes ist es jedenfalls nicht zu erklären, warum auch hier wieder das, mittlerweile völlig ausgelutschte, Spiel mit Zeitlupen, Zeitraffern und gelegentlichem Bullett-Time, so penetrant eingesetzt wurde. Man hat manchmal das Gefühl, dass den Machern schon bewusst war, dass ihr Drehbuch nichts taugt und das sie deshalb wenigstens noch einen auf Coolness machen wollten. Jedenfalls laufen bestimmt insgesamt mindestens 20 (v. 80) Minuten des Films nur im Zeitraffer und in Zeitlupe ab und das ist dann irgendwann einfach nur noch einschläfernd.
Dazu gibt es dann noch ein paar ganz miese Special Effekts der Marke TV-Serie. Ein wenig Gore in Form eines Mannes, der von Dynamit in die Luft gesprengt wird und sein abgetrennter Kopf durch die Gegend fliegt. Und noch den ein oder anderen Farbfilter, die zwar für eine regelrecht abgeleckte Optik gut sind, aber unterm Strich auch nichts mehr retten können. Und als Krönung allen Übels ist auch die Sounduntermahlung nur selten gelungen. Meist ging vor allem das Timing für die Musikuntermahlung völlig daneben. Aber auch die Musik-Stücke an sich sind meist kein sonderlicher Ohrenschmaus! Hier wurde einfach viel zu viel Luft für absolut nichts verbraucht.
Einzig und allein die Darsteller können vielleicht noch ein wenig der verbrannten Erde retten. Sean Astin ist wie gewohnt recht gut in seinem Tun und bringt seine Figur recht gut rüber. Dazu Ivana Milicevic als sexy FBI-Agentin und Vinnie Jones als knallharter Bösewicht. All die anderen Darsteller kennt man dagegen weniger, machen ihre Sache aber auch so weit ganz gut. Na ja, wenigstens etwas.
Fazit: Völlig verschenktes Zeitreise-Filmchen, das aus seiner guten Grund-Idee leider absolut nichts machen konnte. Ein ödes Skript, das vor Logikfehlern und Ungereimtheiten nur so strotzt, wurde mit einem wilden Genre-Wechsel vollgestopft, der an keiner Stelle zusammen passen will, und mit Dialogen, die wirklich jenseits von Gut und Böse sind. Dazu eine nervtötende Inszenierung in der Art und Weise des mittlerweile abgelutschten Matrix-Stils und eine völlig misslungene Musikuntermahlung. Nur die Darsteller können noch einiges herausreißen, ansonsten aber ein weites müdes Direct-to-Video-Filmchen, dass man ruhig in den Regalen versauern lassen darf.
Wertung: 3/10 Punkte