Review

Mal ehrlich, gibt es denn eine wirklich gute Videospielverfilmung?
Mir zumindest fällt keine ein, denn wenn Produzenten versuchen die Ware möglichst massenfreundlich anzubieten, sind erstens die Fans enttäuscht, und Kritiker generell auch nicht so recht überzeugt.
Ganz schlimm hat es da Final Fantasy erwischt, dessen erste Verfilmung nur den Titel mit den Videospielen gemeinsam hatte.
Was für eine unverschämte Ausbeuterei, und dann steckt auch noch Square Enix persönlich dahinter!!
Es geht aber auch anders, wie die zweite Final Fantasy-Verfilmung unter Beweis stellt.

Hier sollen hartgesottene Fans voll und ganz auf ihre Kosten kommen.
Der unter Fans beliebteste Teil der Videospiel Reihe, Teil VII, welcher auch der erste war, der in Europa veröffentlicht wurde, sollte als Vorlage dienen.
Damit die Fans mehr Spaß am Film haben, und die ohnehin überkomplexe Story (wie sie eigentlich in jedem zweiten Japano-RPG enthalten ist) nicht auf Spielfilmlänge zu bringen ist, entschied man sich für eine Weitererzählung, also einer Geschichte, die an das Ende des Videospiels anknüpft.

2 Jahre nach den Ereignissen von FF7 um genau zu sein.
Da herrscht Friede im Lande, nach einem langen Krieg, der von einem gewissen Superkämpfer namens „Sephirot“ gestartet wurde; Dieser nämlich erfuhrt, dass er das Produkt eines Experiments war, und wollte deswegen eben vor lauter Hass die ganze Welt zerstören...
Irgendwie scheint Sephirot noch zu existieren, und der Präsident des Shinra Konzerns gibt Cloud den Auftrag wieder alles in Ordnung zu bringen, doch das wird nicht einfach, denn 3 grau behaarte, mysteriöse Gestalten stellen sich ihm in den Weg, bezeichnen ihn als Bruder, und wollen wissen wo ihre Mutter ist; die Überreste von „Jenova“, einem außerirdischen Wesen, das vor langer Zeit vom Himmel herabfuhr um die Erde zu zerstören...

„Super“, denkt sich da der Fan, der Final Fantasy VII bereits vor 10 Jahren ausgiebig zockte, reibt sich mit einem dicken Grinsen im Gesicht die Hände, und zeltet vor der Eingangstür vom DVD-Händler des Vertrauens.

Die anderen werden mit diesem groben Prolog, den ein kleines Mädchen wiedergibt mehr oder weniger ins Wasser geworfen, denn um wirklich alles, was da im Film gesagt und getan wird reicht diese Zusammenfassung des Videospiels von vorne bis hinten nicht.
Zum Beispiel wird die Krankheit von der viele Kinder befallen sind, genannt „Geostigma“, ein Produkt des Meteoriten, der eine Rolle im Videospiel gespielt zu haben schien nicht wirklich erläutert.

Ebenso Konfus wird es dann gegen Ende, etwa 40min vor Schluss, wenn plötzlich Figuren auftauchen, die im Prolog lediglich in einem Freezeframe gezeigt aber nicht namentlich genannt wurden.
Sie sind plötzlich da und mischen kräftig mit.

Und das ist dann genau die Stelle im Film, bei der man sich das tiefere Verstehen der Handlung schließlich auch schenkt, denn ab da regiert die äußerst opulente Bildersprache, die jeden Actionfan zufrieden stellen dürfte.
Die Computeranimationen sind vom aller Feinsten, Gesichtsausdruck und Mimik der einzelnen Figuren sind bis ins Detail höchst realistisch herausgearbeitet worden, und das Set Design, das einen wunderschönen Kristallwald, eine trockene Wüstenlandschaft, eine Metropole und auch eine verwüstete Endzeit Gegend inklusive alter Kathedrale zu bieten hat, könnte nicht abwechslungsreicher sein.

Und die Action ist dabei natürlich das absolute Non Plus Ultra.
Ganz in fester Tradition eines Fantasy-Adventure-Martial Arts Animes werden hier sämtliche Gesetze der Schwerkraft außer Acht gelassen, und so fliegen unsere Helden mit überdimensionalen großen Schwertern durch die Gegend, von Wand zu Wand, springen Kilometer weit hoch und tragen ihre Duelle in hohen Lüften aus, während die Kamera abwechselnd hin und her zoomt, die einzelnen Fighter umkreist, und dabei optimal die Balance zwischen High Speed Aufnahmen und Slow Motion hält.

Der reine Wahnsinn, wie das aussieht!
Da hüpfen unsere tapferen Helden alle auf einem gigantischen Baugerüst rum, bekämpfen ein riesiges, umherfliegendes Monster, und sind sich dabei für keine waaghalsigen Manöver zu schade.
Die langen, schnittlosen, Kamerafahrten machen diese verrückte Jagd zu einem besonders schmackhaften Leckerbissen für Action Junkies.

Glücklicherweise verliert der Zuschauer bei diesen wilden, hyperkinetischen Kamerafahrten auch nicht sofort den Überblick, da jeder einzelne Charaktere sein ganz eigenes, extravagantes Outfit trägt, und höchst individuell bewaffnet ist.

Dieser knapp 40minütige Showdown, der über mehrere Phasen und Kulissenwechsel anhält, stellt auch so ziemlich das gigantomaseste dar, dass mir je zu Augen gekommen ist.
Die Kreativität der Macher schien gar keine Grenzen zu kennen und verwickelt den Helden Cloud zusammen mit seinem Gefolge in die verrücktesten, und absolut unrealistischsten Stunts, die man sich nur ausdenken kann.
Bei einem Real Film hätte man da auch zu CGI Effekten greifen müssen, und da sie hier in so deutlicher Überzahl sind, ist dieser Film als Komplett Animation auch die einzig vernünftige Entscheidung gewesen.

Das hat dann zusätzlich auch teure Gelder für Hairstylisten eingespart.
Mindestens genauso skurril wie die durchgeknallten Outfits (welche btw. Standard im Japano-RPG bereich sind) sind eben auch die Frisuren...typisch Anime.
Wer sich aber in dem Genre auskennt, spart sich auch die peinliche Frage, weshalb denn so junge Macker sich unbedingt die Haare grau (ok, Silber) färben müssen.
Sieht ja auch eigentlich ganz cool aus.

Wie eben der ganze Film.
Style over Substance.
Ich als Nichtkenner der Videospielvorlage jedenfalls habe mich zu Beginn doch Recht gelangweilt, da ich im Gegensatz zu den Kennern keinen Bezug zu den Figuren aufbauen konnte und das Wiederkehren “alter” Figuren eröffnete in mir auch kein Gefühl der Nostalgie.
Das aufmerksame Verfolgen der Story blieb weitestgehend auf der Strecke.
Doch die Animationen sehen super stylish aus, der Soundtrack ist grandios, die Action absolut Over the Top (aber vollkommen unblutig, daher auch FSK 12), und der Gesamteindruck damit zufrieden stellend.

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