Einer der schwächeren Brian de Palma Filme, der sich in den 70ern und 80ern hauptsächlich an Hitchcock orientierte und intelligente und bildgewaltige Hommagen an dessen bekannteste Werke inszenierte. Hier nahm er sich Antonioni's "Blow Up" mit David Hemmings vor und präsentiert mit "Blow Out" eine Thriller-Version des bizarr-abstrakten Vorgängers, wobei "schwach" noch immer weit über dem Durchschnitt bedeutet.
Für Travolta war es endlich eine brauchbare Abkehr von den schnittigen Tanz-Typen, auf die er festgelegt war seit "Nur Samstag Nacht", doch fühlt er sich in der spröden, etwas inaktiven Rolle als Ex-Polizist/Tontechniker reichlich unwohl, denn anders ist sein unemotionales Spiel wohl kaum zu erklären.
Erzählerisch hat die Idee immer noch den alten Reiz: statt der Optik sind es nun Soundeffekte, die darauf hinweisen, daß in einer Naturszenerie ein Mord geschehen ist, obwohl alles an einen Unfall glaubt.
Das Hauptproblem dabei ist weniger der ruhige Aufbau der Szene, der sehr atmosphärisch ist, als vielmehr die Tatsache, daß die Toneffekte nicht irritierend sind, zumindest in all der Biederkeit, mit der sie präsentiert werden. Von der ersten Aufnahme an ist überdeutlich ein Schuß hörbar und es zerrt an der Geduld der Zuschauer, daß sich Travolta erst mehrfach über das versichern muß, was wir eh schon alle wissen.
Gut dagegen das sogenannte Daumenkino, daß sich Travolta aus Zeitungsfotos bastelt.
Leider kommt der mysteriöse Thriller schließlich auf ein biederes Unterhaltungsniveau herab, wenn John Lithgow als Auftragskiller so offensichtlich gezeigt, alle Spuren beseitigt und schnell auf eigene Faust handelt, anders als seine Auftraggeber wollen. Das entbindet den Film seiner Möglichkeiten, einen mysteriösen Politthriller mit unsichtbaren Drahtziehern aufzubauen, sondern macht die Jagd zu einer Eigensinnaktion eines durchgeknallten Mietkillers.
Darüber hinaus sind beide Hauptdarsteller nicht eben passende Identifikationsfiguren für die Zuschauer. Travolta wirkt spröde und ausgebrannt, was der Rolle samt Vergangenheitsbewältigung (ein versauter Überwachungsjob, der einem Kollegen das Leben gekostet hat) zwar entgegenkommt, allerdings erfordert, daß er ständig zu langsam in die Pötte kommt. Auch ist sein Equipment viel zu rückständig und er selbst viel zu nachlässig mit dem brisanten Stoff. Dagegen wirkt Karen Allen noch inaktiver. Sie erweckt nach "Dressed to Kill" wieder eine Prostituierte zum Leben, allerdings nach einer äußerst cleveren hier eine wirklich Strohdoofe, die so naiv ist, daß man sie permanent gegen Türen rennen lassen möchte.
De Palma hat aber trotzdem genug auf der Pfanne, um ein paar atmosphärische Sequenzen aus dem Stoff herauszupressen, wenn auch der Showdown (mit bitterer Pointe) arg gestreckt wirkt und die Ermordung des Killers technisch schlecht umgesetzt ist. Die Morde des stark overactenden Lithgows sind alle gut in Szene gesetzt.
Bleibt zum Schluß jedoch immer der Zuschauerwunsch, daß die Charaktere hier etwas umsichtiger vorgehen würden und eine schnelle Reaktion wäre auch erstrebenswert. Das wirkt hier bemüht, denn die Gleichgültigkeit des drogengeschwängerten Swinging Sixties Originals kann man hier nicht gelten lassen. Wieder einmal war die Idee besser als die Ausführung. (6/10)