Nachdem mir Schlagworte wie „Wunderwaffe“, „Witch of the Pacific Ocean“ und „Verschwörergruppe“ an den Gripskürbis gedonnert wurden, wurde es ganz blass um meine Nase. Obwohl ich bereits von Filmen wie „USS Montana“ oder „Das letzte U-Boot – Geheimmission Tokio“ arg vorbelastet war wollte ich dem mystischen U-Bootthriller aus Fernost doch wenigstens eine kleine Chance geben. Zumal sich einst „Yamato“ auch als durchaus konsumierbare Filmsubstanz heraus gestellt hatte. Mit etwas Glück sind beide vergleichbar. Außerdem könnte ich immer noch, wenn sich schon nach den ersten Minuten ein reines Debakel erahnen lässt, die Hexe aus dem Laufwerk zerren, sie mit Benzin übergießen und sie im Freudentanz abfackeln lassen. So war mein Plan.
Alles lag bereit, Kanister, ein Päckchen „Zündis“, die obligatorische Flasche Schnaps und die Kamera um mein Review dann mit passendem Bildmaterial zu versehen. Aber wie ihr seht, seht ihr nix, keine verwackelten Bilder, kohlende Überreste oder rußigen Hände. Das liegt ganz einfach daran dass, man mich positiv überrascht hat, ich dann eine ganze Weile gut unterhalten wurde und zum Ende hin sogar leichte Begeisterung in meinem sonst starren Blick zu erkennen war.
Gut eine Wunderwaffe an Effekthascherei war es nicht. Es gab zwar reichlich „Computer Generated Imageries“ aber hohes oder sogar Hollywoodniveau wird eben nicht erreicht. Da zeigt sich halt wo die wahren Filmpros hocken. Aber egal, ansehnlich sind sie alle male und immerhin Lichtjahre von der mir schwer im Magen liegenden, oben genannten Konkurrenz entfernt und viele Unterwasserszenen wissen dennoch zu gefallen.
Die „Witch“ war eigentlich gar nicht so mies wie ich es vorerst befürchtet hatte. Ich war bewusst skeptisch ob des mystischen Teils des Films aber irgendwie wurde es geschafft es entsprechend angenehm zu verpacken. Gewisse Klischees bleiben zwar nicht aus, aber dennoch verkommt es nicht zum reinen wirren Hexenzauber mit Kopfschüttelfaktor. Zum Ende hin tut es dem Ganzen sogar recht gut. Weil uns nicht alles erklärt wird und somit bis zum letzten Crediteintrag etwas Geheimnisvolles, Aufregendes mit schwimmt. Ein sehr interessanter Spannungsaspekt.
Nicht so spannend hingegen verhält es sich mit dem üblichen Thrilleranteil. Einheitsbrei, der logischerweise bis hoch zu den höchsten „Tieren“ Japans schwabbert und vor üblichen Klischees nur so überquillt. Aber ohne hätte sicherlich etwas gefehlt.
Bei dieser spannenden und technisch souveränen Umsetzung sehe ich gerne über kleinere Schnitzer hinweg. Als da wäre zum Beispiel das U-Boot. Klar als deutsche Wunderwaffe bezeichnet handelt es sich doch offensichtlich um eine rein japanische Konstruktion. Lediglich das Mini-U-Boot (ähnlich dem „Seehund“) kam tatsächlich aus deutschen Ingenieurbüros.
Aber ich war froh, dass man hier die Technik wenigstens glaubwürdig dieser Zeit zu ordnen konnte und nicht wie bei „Das letzte U-Boot“, das war wirklich gruselig. So wurde mein Unterhaltungswert kaum merklich beeinträchtigt und ich konnte die Show nahezu uneingeschränkt genießen.
Als Quintessenz:
Ein mystischer U-Bootthriller mit viel Getöse, der spannend bleibt und zumindest mich, als Unterwasserzigarillo-Fanatiker nicht enttäuscht hat.
Oder anders…
Eine Hexe ohne Besen, dafür mit Tauchfunktion, das gibt bei mir Bonuspunkte und ist demnach nichts für den Scheiterhaufen.
Euer Torpedorohr flutender Gonzo