Roch Theriault, der sich selbst „Moses“ nennt, lebt unter einfachen Bedingungen mit einem Harem von neun Frauen, 17 Kindern, sowie zwei weiteren Männern in den Wäldern bei Toronto. Die Francokanadische Sekte lebt wie vor hundert Jahren von Selbstangebautem, jagen, fischen und dem Tauschhandel. Eine etwas eigentümliche, weltfremde Art zu leben aber vielleicht ist es ja genau dass, was sich viele gestresste Büroarbeiter im ach so toleranten und weltoffenen Kanada erträumen. Vielleicht ist aber auch alles nur faule Fassade. Was sich unter dem Deckmantel der Toleranz in Kanada ausbreitet, erinnert, wenn man hinter den Fassaden sieht, eher an die Hölle.
Paula Jackson, Sozialarbeiterin beim Kindernotdienst, sieht hinter diesen Kulissen. Zum ersten mal begegnet Paula der Sekte, als zwei Frauen dieser Sekte mit ihren Kindern vorstellig werden um Unterstützung zu beantragen. Finanzielle Hilfe kann nicht erstattet werden, da die Verbindung um Roch Theriault nach kanadischen Recht als Kirche bzw. Institution einzustufen ist. So sind es dann praktische Dinge wie Winterbekleidung etc. die gestiftet werden. Zusammen mit einem Kollegen bringt Paula die Sachen persönlich vorbei. Sie lernen die Mitglieder dieser Sekt dabei auch ein wenig kennen. Was sie sehen ist eine etwas fremde, eigentümliche, vielleicht auch hinterweltlerische Art zu leben, jedoch sehen sie nichts, woran man im toleranten Kanada gerne Anstoß nehmen möchte. Alle Mitglieder dieser Verbindung scheinen recht glücklich und fast möchte man meinen, man befindet sich im Paradies.
Ich erwähnte aber bereits, dass Paula Jackson in der Lage ist hinter den Kulissen zu sehen. Sie kann das, weil ihre eigene Vergangenheit sie dazu befähigt. Was Paula sieht, kann sie nicht beanstanden, es ist vielmehr so, dass sie selbst böse Erfahrungen sammeln musste und daher diesen Ort im Wald mit einem Unwohlsein wieder verlässt.
Als dann ein Baby am plötzlichen Kindstod stirbt, muss Paula erneut in den Wald fahren. Ein Routienebesuch wie es scheint. Die „heile Welt“ ihres ersten Besuchs kann Paula nicht mehr vorfinden. Sie stößt auf Hinweise der Mutter, dass das Baby gewaltsam ums Leben kam und begegnet einen „Moses“, der völlig ungehalten scheint und nichts erinnert mehr an der Fassade aus gespielter Weltoffenheit und Biobauerntum.
Paula recherchiert und stößt auf Roch Theriaults Vergangenheit in Quebec, eine Vergangenheit die unrühmlich ist und von blinder Hörigkeit, Mord und grauenhaften Gewaltausschweifungen erzählt. Sie hat sich dazu das Vertrauen von Lise, einer von Theriaults Frauen erkämpfen müssen. Es ist aber gerade Lise, die dafür später bitter bezahlen muss.
Nach langem juristischem Kampf, gelingt es Paula wenigstens die Kinder aus diesem unseligen Waldcamp zu befreien. Paula weiß aber, dass das nur ein Teilerfolg ist. Paula muss Roch Theriault als Gewalttäter vor Gericht bringen, um auch die Leben der Frauen zu retten, die „Moses“ teilweise immer noch verfallen sind. Es kommt dann zu einem Prozess, der Einzelheiten von physischer wie psychischer Gewalt ans Tageslicht befördert, die man in Worten kaum noch beschreiben kann.
Savage Messiah beruht auf eine wahre Begebenheit. Roch Theriault wurde 1989 verhaftet und 1993 zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hat seit 1999 das Recht darauf frühzeitige Haftentlassung zu beantragen. Drei seiner Frauen sind ihn treu geblieben und er hat während seiner Haft noch vier Kinder gezeugt.
Der Film scheint mir sehr realitätsnah erzählt. Man kann hier keine Schauspielerischen Glanzleistungen bewundern. Savage Messiah ist vielmehr ein sehr sachlicher Film, dem es gelingt recht stimmungsvoll eine recht unrühmliche Geschichte zu erzählen. Es geht hier nicht um Horror. Wir sehen keinen Killerfilm und auch keine Action. Wer sowas erwartet ist hier im falschen Film!
Savage Messiah stimmt nachdenklich, gerade weil es sich um eine wahre Begebenheit handelt. Der Zuschauer fragt sich, wie Menschen einem anderen Menschen derart verfallen können. Nun handelt es sich im Film nicht um einen Einzelfall. Es wimmelt auf dieser Welt nur so von Sektenführern, Gurus und Despoten. Es scheint so, dass wir alle gefährdet sind eines Tages solch einem Sektenführer zu verfallen. Es liegt deshalb an uns selbst eine starke Persönlichkeit auszubilden um uns davor zu schützen, denn im ungünstigsten Fall tragen diese Despoten die Namen Saddam, Osama oder Adolf.