High Concept trifft Low Budget – für schmales Geld drehte Regisseur James Seale diesen auf seine Prämisse fixierten, simplen, aber durchaus spannenden B-Thriller.
Aufs Wesentliche fixiert etablieren die ersten Minuten zügig den Schauplatz und führen die Hauptfigur ein. Bei ersterem handelt es sich um eine Tiefgarage, bei letzterem um den Firmenangestellten Tom Weaver (Grayson McCouch), der dort seinen Boss Gavin Matheson (Adrian Paul) trifft, da die beiden noch einen Termin im Bürogebäude über der Tiefgarage haben. Da sein Stammparkplatz besetzt ist, muss Tom auf einen anderen im fünften Untergeschoss ausweichen. Zwar geben die Aufnahmen schon mal einen Einblick in das Layout der Tiefgarage, etwa wenn Bauarbeiten auf einer Etage gezeigt werden, auch wenn die Regie die Topographie nicht hundertprozentig nachvollziehbar macht – vielleicht weil wohl jeder Zuschauer schon mal in einer Tiefgarage war und sich ungefähr vorstellen kann wie es dort unten aussieht.
Schnell stellt sich heraus, dass Tom und Gavin bei dem Geschäft einen besonderen Coup vorhaben und einen Betrug anleiern, der ihnen 10 Millionen Dollar einbringen soll. Noch dazu verdächtigt Tom seine Frau Molly (Amy Locane) eine Affäre zu haben, doch „No Way Up“ setzt seinen Protagonisten nicht ungeschickt als Opfer von leichter Paranoia in Szene: Jeder Passant in der Tiefgarage scheint ihn anzugucken, als ob jeder wüsste, was er gleich ausfressen wird.
Als Tom nach dem Deal zu seinem Auto zurückkehrt, erweist sich sein Anflug von Verfolgungswahn als berechtigt: Sein Auto springt nicht an, die Aufzüge kann er nicht benutzen, weil er seine Keycard daheim gelassen hat, und die Türen zum Treppenhaus sind mit Ketten verschlossen. Als ihm keine andere Möglichkeit bleibt das Parkhaus zu durchqueren, macht dann ein Truck Jagd auf ihn…
Die Prämisse erinnert klar an „Duell“, auch wenn die Jagd sich von der Horizontalen der amerikanischen Landstraße in die Vertikale der Tiefgarage verlagert, doch Seale gibt sein Vorbild unumwunden zu: Die Hauptfigur von „No Way Up“ heißt mit Nachnamen wie der Hauptdarsteller von „Duell“, ein Dennis-Weaver-Lookalike gehört zu den Leuten, die Tom scheinbar anstarren (und fährt noch dazu das gleiche Auto), während der Schriftzug einer Malerfirma namens „Greblieps“ zu sehen ist – Spielberg rückwärts geschrieben. Der dämonische Truck wird auch hier effektiv als nahezu lebendige Entität inszeniert: Während seine getönte Scheibe keinen Blick auf den Fahrer erlaubt, bewegen sich die Suchscheinwerfer wie Augen, der aufheulende Motor klingt wie das Gebrüll einer Bestie, die unaufhaltsam Jagd auf Tom macht.
Jenen Everyman stellt Grayson McCouch auch durchaus überzeugend da ohne aber einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, während Adrian Paul als aalglatter Schmierlappen eine ähnlich routinierte Vorstellung abliefert. Doch auch wenn McCouch nicht als neue Schauspielhoffnung in Erinnerung bleibt, so ist er in der Lage den Film zu tragen, der größtenteils auf seinen Schultern lastet, denn die meiste Zeit ist Protagonist Tom allein in seinem Überlebenskampf.
Das liegt daran, dass der mysteriöse Truck und sein Fahrer mit anderen Personen, die ihm über den Weg laufen, kurzen Prozess machen. Da der Truck Tom mindestens einmal nicht umbringt, häufen sich die Fragen: Ist das ein perverses Spiel? Was ist das Motiv des Killers? Dafür legt „No Way Up“ durchaus geschickt verschiedene Fährten aus: Schon von Anfang an kommt Tom die Tiefgarage verdächtig vor, aber vielleicht ist es auch nur das Wissen, dass er gerade im Begriff ist etwas höchst Illegales zu tun. Als er kurz nach dem Deal kalte Füße bekommt, kommt Gavin als Killer oder zumindest dessen Auftraggebern in Bedacht. Und dann ist da noch das in Rückblenden sezierte Liebesleben der Weavers. Natürlich erweist sich mancher dieser Stränge in der Rückschau als nicht unbedingt von Belang, als Fährten in verschiedenen Richtungen sind sie aber wichtig für den Film.
Bei der Auflösung macht der Film durchaus Sinn, strapaziert die Glaubwürdigkeit für einen überraschenden Twist jedoch sehr und präsentiert daher auch nur ein begrenzt sinniges Tätermotiv. Somit geht dem Film auf den letzten Minuten leider etwas die Puste aus. Bis das passiert, bietet „No Way Up“ wenig überraschungsreiche, aber spannende Actionthrillerkost, die sowohl mit effektiv inszenierten Suspensepassagen (etwa wenn sich Tom einmal auf dem Dach der dunklen Verfolgerfahrzeugs verstecken kann) und handgemachten Actionszenen der kleineren Budgetklasse punkten kann. Da krachen Fahrzeuge in die Architektur und sorgen für ein paar Vehikelstunts, während der Mörder mit Karre und Knarre gegen alle Anwesenden vorgeht. Die eine oder andere Figur wird zwar nur eingeführt um kurz darauf gekillt zu werden, aber handwerklich ist das schon ordentlich in Szene gesetzt.
Insofern gewinnt „No Way Up“ vielleicht keinen Blumentopf für große Innovationen, liefert aber einen kleinen, recht spannenden B-Thriller ab, der mit erdigen, nett anzusehenden Actionszenen und effektiven Suspensepassagen punkten kann, während er sich vor dem Vorbild „Duell“ verbeugt. Die Auflösung enttäuscht ein wenig, ein paar Längen hat „No Way Up“ auch, doch dank der knappen Laufzeit etwas mehr als 80 Minuten geht das schon als solider Actionthriller-Happen durch.