Man beraubt einem Film seinen eigentlich Inhalt, schon hat man einen Film, der wunderbar in die Edgar Wallace Reihe passt, im Original aber eigentlich gar nichts damit zu tun hat. Deswegen unterliegt diese Besprechung hier der Originalfassung aus Italien und nicht dem dt. Free-TV Schnittwerk.
Enrico Rosseni (Fabio Testi) ist ein junger und erfolgreicher Professor an einem Mädchencollege in England. Zwar ist Enrico verheiratet, aber dies hält ihn nicht davon ab, eine Affäre mit der Schülerin Elizabeth zu haben. Als sie sich mal wieder heimlich am See treffen und im Boot treiben, glaubt Elizabeth, einen Mord gesehen zu haben. Enrico glaubt ihr nicht, ist gar verärgert, doch als er später im Radio hört, dass es tatsächlich einen brutalen Mord gab, fährt er zum Tatort und acht sich gleich verdächtig bei Kommissar Barth (Blacky Fuchsberger). Enrico kommt in arge Schwierigkeiten, da niemand, auch seine Frau Herta nicht, von seinem Verhältnis wissen soll. Als immer mehr Mädchen umgebracht werden, vertraut sich Enrico Barth an und auch seine Frau will ihm helfen, den Killer zu finden. Scheinbar wissen alle etwas, sogar die Schulmädchen, doch niemand traut sich was zu sagen. Erst ein Mädchen namens Solange sorgt langsam für Aufklärung...
In Deutschland ist dieser Mix aus Krimi und Giallo unter seinem Namen „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ bekannt, was wohl optisch und sprachlich besser in die Wallace-Reihe passt als der italienische Originaltitel. Doch hat dieser Film in der Wallace-Reihe eigentlich gar nichts zu suchen, wenn man erst mal die Originalfassung kennt, die in gewissen Szenen wirklich ein echter Sicko ist und natürlich gar nicht in die Krimi-Reihe passt. Wir haben hier auch keinen blödelnden Eddie Arent oder einen irre dreinblickenden Klaus Kinski, nein, dies ist ein waschechter Krimi, der mehr du mehr fesselt und bei dem erst am Ende alle Fäden zusammenlaufen. Daher behaupte ich auch mal, dass es hier fast unmöglich ist, den Täter auf anhieb zu erraten, da gegen Ende erst wichtige Erkenntnisse hinzukommen. Hat man am Anfang noch viele Fragezeichen vor Augen, man weiß gar nicht, warum dieses oder jenes wichtig sein könnte, so kapiert man am ende alles und hat erst dann das große Aha-Erlebnis.
Von der bekannten Wallace-Reihe gibt es hier eigentlich nur noch Joachim „Blacky“ Fuchsberger, der mal wieder den Kommissar mimen darf. Auch wenn man den Rest der Darsteller nicht wirklich kennt, machen sie ihre Sache mehr als ordentlich und der Zuschauer wird zufrieden sein. Die musikalische Untermahlung stammt von niemand anderen als von Ennio Morricone.
Wir haben es hier mit einem Krimi aus dem Jahre 1972 zu tun, ergo sollte man keine allzu blutigen Szenen erwarten. Was den Film dann aber endgültig aus der Wallace-Bahn rauswirft sind die recht ungewöhnlichen Morde. Denn diesmal wird mit dem Messer nicht ziel- und planlos drauflos gestochen, sondern es wird ganz gezielt der primäre Geschlechtsbereich der Frauen gesucht. Ob Zufall oder nicht, man muss den Film halt bis zum Ende schauen und versteht dann mehr. Etwas aufgesetzter wirken dann schon einige Szenen, in denen ein unbekannter Mann die Mädchen beim Duschen beobachtet, doch werden auch hier Informationen ausgetauscht, die der normale Mann halt nicht erfahren würde.
Ferner sollte man „Cosa avete fatto a Solange“ nicht einfach als 08/15 Giallo abstempeln, denn der Zuschauer muss schon aufpassen, da es hier nicht primär um die Morde, sondern um die Story geht und man im Verlaufe immer mehr über das wieso und warum erfährt. Schon deshalb ist der Film von Massimo Dallamano sehenswert, da er sich ein wenig von den üblichen Geschichten abhebt und erst gegen Ende dem Zuschauer alles klar wird.
Fazit: Normalerweise habe ich für die Wallace-Reihe nicht so viel übrig, zwei bis drei Filme gefallen mir schon, sonst aber ist die Reihe nicht so mein Fall, deswegen ist mir „Cosa avete fatto a Solange“ nicht schon eher aufgefallen, wobei er jetzt erst in einer wirklich superben Fassung zu haben ist. Wenn man sich für Krimis mit Gialloelementen interessiert, kommt man kaum an diesem Film vorbei. In der Originalfassung bekommen wir einen ernsthaften Mix aus Krimi und Giallo, der ohne die üblichen Humoreinlagen auskommt und ein ernstes Thema behandelt. Daher uneingeschränkte Empfehlung für diesen Film von Massimo Dallamano.