Es ist schon seltsam: Scanners II stammt aus einer Zeit, in der man eigentlich über jeden gedrehten Horrorfilm froh sein konnte, dennoch wurde er seinerzeit von den meisten Leuten verrissen, obwohl die deutsche Verleihkasette damals noch relativ zurückhaltend gekürzt war. Heutzutage schießen die Horror-Remakes und Fortsetzungen geradezu systematisch und täglich aus dem fruchtbaren Boden der geldigen Fans - und die Medien ergehen sich in wahren Jubelorgien ob solcher einfallsloser Teile wie "The Hills have Eyes II" oder "SawIII". So ändern sich die Zeiten!
Und deshalb ist es auch kein Verbrechen, diese Fortsetzung hier mal ernsthaft zu loben. Natürlich nimmt sie nur die im Vorgänger festgesetzten Schocksequenzen und formt die ziemlich grauslige "Scanner"-Fähigkeit zu einer Art Superman-Eigenschaft um. Das Ziel war ziemlich klar, ein schnelles, actionreiches Sequel nachzuschieben, das wieder ein Paar Quoten-Kopfexplosionen und schöne Gesichtsmorph-Effekte haben sollte und sonst nicht viel (im auch noch recht sehenswerten dritten Teil wurde diese Formel dann sogar etwas gewissenhafter umgesetzt - und die Kopfplatzer haben fast vollkommen ihre Wirkung verloren!)
Was heraus gekommen ist, wurde zwar ohne Zweifel weniger geistreich und auch technisch auf eher niedrigem Niveau gegenüber dem Original gedreht, kann aber mit einer konsequenten Storyline, passend plakativen Bildern (von korrupten Politikern, und zu Junkies gewordenen Scannern) und einer regelrecht angenehmen Zurückhaltung an FX zu Beginn des Streifens Punkte gutmachen. Dabei sind die handelnden Personen leider nicht wirklich gut besetzt, doch es stellt sich schnell heraus, dass es ja vor allem ihre Fähigkeiten sind, die zur Schau gestellt werden und das bisschen Soap-Handlung drum herum kriegen die unbekannten Mimen noch einigermaßen gebacken. Die Kameraführung ist recht solide - gut, die Szene in der Modepuppenfabrik hat mich ein bisserl genervt, das ist ja im Horrorgenre schon fast ein Gemeinplatz! Die Effekte selbst sind zwar drastisch - doch kommen die blutigen Erschießungen fast brutaler rüber als die Scanner-Morde, schwer zu sagen, warum...
Die Szenenfolge, als der Held bei seiner Familie unterkommt und dann direkt ihren Tod miterleben muss - diese ist mir persönlich fast schon zu negativ geworden, vor allem, weil man sie fast hätte weglassen können. Sie scheint nur eingefügt, um die Morde zu rechtfertigen, die der "gute" Scanner letztlich im Schlussmassaker anrichtet. Auch das plötzliche Auftauchen der Schwester scheint mir zu sehr an den Haaren herbei gezogen.
Fazit: insgesamt wäre es einfach unfair, dem Film seine vielen Unzulänglichkeiten vorzuwerfen, die er ohne Zweifel hat, doch es muss ja nicht immer gleich ein Klassiker draus werden - gewitzte Unterhaltung mit Seltenheitswert ist doch of Gold wert!