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Andrea Bianchis Italozombie-Klopper

Andrea Bianchis Italozombie-Beitrag aus einem der besten italienischen Horror-Jahrgänge, nämlich 1980, ist in vielem gar nicht so übel gefilmt, die Hintergründe, eine olle Gruft und ein respektabel ausgestatteter Landsitz inklusive parkähnlichem Anwesen, sind zudem nicht schlecht gewählt.

Ein (schnell gemeuchelter) Zauselhaar-Professor, drei miteinander befreundete Pärchen, Michael, der Sohn einer der jederzeit ausziehwilligen Damen (optisch gesehen Oskar Matzeraths bizarres Brüderchen, ständig großäugig starrend, mit bestens ausgebildetem Ödipuskomplex), sowie die Landsitz-Dienerschaft - das sind die Protagonisten, allesamt entweder ohne Eigenschaften und/ oder unsympathische Knallchargen. Besonders einigen der Männer wünscht man recht bald einen fresswütigen Untoten ans Gedärm. Und man/ frau handelt auch gerne drehbuchgemäß entgegen aller Logik, wenn die aus einer nahen Gruft gekletterten Etrusker-Zombies ungemütlich werden ("Was willst Du von uns? Verschwinde hier!").
Anhand der zahlreichen schreckgeweiteten Visagen des Zombiefutters offenbaren sich die kleinen bis riesengroßen schauspielerischen Defizite (Over- und Underacting) besonders. Mariangela Giordano, Darstellerin der Mutter des Matzerath-Verschnittes, bietet da noch die am wenigsten schlechte Leistung und war auch in so manch' anderer Produktion nicht allein aus dem Mittelmeerraum zu sehen, um irgendwann beim Fernsehen zu landen. Bei Michael-Matzerath selbst täuscht die Tatsache, dass er ein "Typ" ist, gut darüber hinweg, dass bei ihm im mimischen Bereich eher wenig geht.

Die Zombies sehen zünftig verrottet aus, wirken aber in manchen Einstellungen, etwa wenn sie die eine oder andere Steinmauer übersteigen, unfreiwillig komisch. Ganz klar kurios wirkt ein Zombie mit Schielauge, ich wette, da haben sich am Set alle bestens amüsiert. Die Masken sind leicht zu entlarven, da starr, aber mitunter doch hübsch grausig anzuschauen. Später mischen sich dann leider auch Untote ins Bild, wo die Darsteller nur mit etwas grauem Kleister und ein paar Pusteln versehen wurden, um budgetschonend die Zombiereihen aufzuforsten. Werden die Untoten angestochen oder angeschossen (der Liebhaber von Psycho-Michaels Mutti hat eine Pistole und später kommt noch eine Flinte ins Spiel), sprudelt fein pürierte Erbsensuppe aus den Wänsten und der Zombiekopf kippt kurz nach hinten, um einen von der Maske stiefmütterlich behandelten, also relativ unverwesten, Hals freizugeben. Fulcis Untote in z.B. "Woodoo" (da wurde bekanntlich richtig geklotzt und das Budget war vermutlich auch relativ hoch) gefallen mir persönlich summa summarum besser.

- Überhaupt mutet der Film nicht allzu "italo" an, sondern eher wie ein spanischer und manchmal französischer Film.
Die anfangs noch sehr lässige, später ein-, zweimal protzig hollywoodesk auftrumpfende Filmmusik führt dazu weit weg von dem, was sonst unter der Ägide von Fabio Frizzi/ Goblin/ etc. im Italo-Gore Atmosphäre erzeugt. Doch objektiv gesehen kann man Bianchi (bzw. den Komponisten Elsio Mancuso und Berto Pisano) deswegen kaum Vorwürfe machen, man hat sich ordentlich reingehängt! Die Passage, wo der verschwenderisch mit Maden ausgestattete Zombie im Garten auf das auf der Wiese unherkugelnde und unbeholfen fummelnde Paar zukrabbelt (dem Anschein nach sogar möglichst unauffällig), bietet neben der unbescheidenen Musik auch erstmalig interessant irritierende Störgeräusche, die gut zur Zombiethematik passen und ab dann auch in späteren Szenen eine morbide Untermalung bilden.

- Aufgrund solcher Details sollte man Bianchis Film, der zu Beginn streckenweise ganz schön langweilt, nicht als misslungen oder lieblos runtergekurbelt abtun. In einigen Passagen, wie in der Garage, wo bei verlangsamten Bild und mit schräger Hintergrundtönen Untote flambiert werden, kommt sogar Atmosphäre auf, genauso wie bei einigen Spukschloss-Stimmungen im Landhaus (inklusive der kleinen Roger Corman-Hommage).

Nackheiten und Gefummel bringt Bianchi im Übrigen gerade zu Beginn unter, wo es irgendwie geht: Wenn nicht gerade die muffigen Untoten in Zeitlupe angewankt kommen und sich Extremitätenteile oder Hautlappen eines der Knallchargen einverleiben, wird - seltsam ungelenk - aufeinander rumgeturnt. Zu sehen gibt es nicht wirklich etwas, was heute nicht in einem 20 Uhr-Fernsehspiel präsentiert werden würde, wofür man wegen der abstoßenden männlichen Darsteller mehr als dankbar ist, zudem ist dies hier kein D'Amato-Film.

Die Gewalt ist FSK 18 und würde aus heutiger Sicht auch kein "beschlagnahmt" oder desweiteren rechtfertigen. Ein paar happige Szenen, wie die oft zitierte mit Muttis Brust (bzw. deren Abhandenkommen), die gleich noch geschilderte mit der Sense, oder jene mit dem zerbrochenen Fenster (dreist bei Fulci geklaut) sind zu begutachten, aber nichts gerät wirklich in jene Bereiche, wo die Herren Fulci, Lenzi, Deodato oder D'Amato desöfteren richtig hingelangt haben. Es wird aber ordentlich und reichlich rumgesuppt und Eingeweide-rauszerr-Intermezzi oder das Erzeugen einer Zombiematschbirne werden auch gerne mal mit fulciesk überspitzten Toneffekten unterlegt - sehr stimmungsvoll.
 
Die Effekte sind billig gemacht, aber man hat sich bemüht.
Die Zombies sind allerdings, das will ich noch anfügen, "Zombies plus", denn sie gehen in einigen Szenen ansatzweise planvoll vor. Den sich anschleichenden Zombie hatte ich bereits geschildert, in einer anderen Sequenz tackert ein hübsch Verrotteter die Hand eines sich zu weit aus dem Fenster lehnenden Zimmermädchens mit einem geworfenen Zimmermannsnagel an den Fensterladen, damit die Zombiekollegen dem hilflosen Weib dann mittels Sense (!) beikommen können (bei stark abgedunkeltem Bild). Selten albern, dass das Zimmermädchen nach dem Antackern ihre noch freie Hand nicht an die fixierte führt, wegen der Schmerzen, oder um sich aus der misslichen Lage zu befreien, wie es normales menschliches Verhalten wäre. Stattdessen lässt sie die freie Hand lässig auf dem Fensterrahmen liegen und macht auch keine Anstalten, die sich langsam nähernde Sense abzuwehren. Schreiende Unlogik.

Die beinahe finale Szene mit den zombiefizierten Mönchen (zum Schluss des Filmes nimmt die Qualität des Untoten-Masken übrigens deutlich ab) ist dann auch noch mal naiv-nett, einer der Zombiedarsteller hat eigens zuvor noch seine Zahnbrücke rausgenommen, um vor dem anstehenden Kadaver-Gelage eine Visage mit halbem Gebiss präsentieren zu können. Ganz großes Kino, Bianchi nutzte wirklich alle natürlichen Ressourcen, um Schauwerte zu schaffen...

Die Handlung von "Die Rückkehr der Zombies" ist im Großen und Ganzen mit den meist wiederkehrenden Stationen "Unbeholfenes Rumfummeln", "Wegrennen vor Zombies", "Mit Zombies balgen", "Im Landhaus verbarrikadieren", "Zombies zunichte machen" und "Von Zombies zunichte gemacht werden" voll umrissen. Aber "Rückkehr" hat das spezielle Etwas und auch einige unerwartete Regieeinfälle zu bieten, ab der Hälfte der Spielzeit dreht der (herrlich naive) Film auf, bietet so manche morbide Bilder und lässt den drögen Auftakt beinahe vergessen.

Acht, weil dieser selten bekloppte Film, der wirklich bar jeder Vernunft inszeniert wurde, einfach Spaß macht (wenn man die dröge erste halbe Stunde überwunden hat). Für Italo-Gore-Geneigte ist er absolutes Pflichtprogramm.

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