Lucio Fulci hatte 1979 im Fahrwasser von George A. Romero's DAWN OF THE DEAD die Welle italienischer Zombiefilme losgetreten, zu der 1981 dann auch Andrea Bianchi seinen berüchtigten Beitrag leistete.
LE NOTTI DEL TERRORE orientiert sich daher nicht an den sozialkritischen amerikanischen Zombies, sondern greift wie Fulci auf das traditionelle Inventar der Gothic Novels zurück. Seine Zombies sind angesäuerte Etrusker, die sich durch die Grabungsarbeiten eines Professors und die sexuellen Umtriebe dreier Paare in ihrer Ruhe gestört fühlen. Wie ein mittelalterlicher Bauernhaufe belagern sie bewaffnet mit allerlei Gartengerät das Herrenhaus des Professors, bis ihnen nach und nach alle Protagonisten zum Opfer fallen.
In den sich aus diesem Handlungsrudiment ergebenden Splatterszenen ist dann auch das Vorbild Lucio Fulci am deutlichsten präsent: Die Zombies sind gnadenlos und unerbittlich, die Opfer sind dabei zumeist zusätzlich zur Untätigkeit verurteilt, weil sie in Bärenfallen festsitzen oder am Fensterladen angenagelt wurden. Die häufig verwendete Zeitlupe verstärkt diesen Eindruck von unausweichlicher Schicksalhaftigkeit noch.
Die Effekte selbst hingegen können nicht so richtig überzeugen: das Zombie-Make-Up ist zwar fantasievoll, aber zu offensichtlich als Maskerade zu erkennen und wirklich eklig sind im Prinzip nur die echten Maden, die den Zombies im Gesicht herumkrabbeln sowie die Tierinnereien, in denen die Jungs etwas lustlos herumwühlen dürfen wenn sie mal wieder Beute gemacht haben.
Fressen und Zerreißen bzw. die Angst vor dem Gefressenwerden verweisen auf die frühkindliche orale Entwicklungsphase und auf gewisse ödipale Gelüste und in dieser Hinsicht ist LE NOTTE DEL TERRORE erstaunlich konsequent wenn gegen Ende das von dem zwergwüchsigen Peter Bark gespielte einzige Kind des Films seiner Mutter die Brust abbbeißt (wobei der nette Kleine allerdings auch schon zu Lebzeiten Muttern unter den Rock grapschte, dafür aber abgewatscht wurde). Die Auferstehung der Toten bzw. die Verwandlung in einen Zombie hängt somit direkt mit verdrängten Begierden zusammen. Und mit dem damit verbundenen schlechten Gewissen, denn nicht zufällig treten die Schlurfer auch in Mönchsverkleidung auf, bevor sie zur von allem spirituellen Ballast befreiten Eucharistie schreiten. Kaum beginnen die Hauptpersonen des Films mit Bettakrobatik im Schloßpark, regt es sich auch schon unter dem Rasen oder in zufällig herumstehenden Särgen. Das ständige Geröchel der Butzemänner ist dabei eindeutig und es verwundert nicht, daß die Schmerzensschreie der weiblichen Opfer stark nach Porno klingen. Allerdings hält sich Bianchi im Vergleich zu seinem Exorzisten-Unfug MALABIMBA bei den eigentlichen Sexszenen zurück, die Hosen bleiben an.
Nun dürfte allgemein bekannt sein, daß es insbesondere deutschen Tugendwächtern am nötigen Sachverstand fehlt, derartige billig in Rekordzeit heruntergekurbelte Exkursionen in niedere Gefilde der menschlichen Triebstruktur angemessen zu würdigen. Im Falle von LE NOTTE DEL TERRORE hat es allerdings bis 2003 gedauert - schlappe 20 Jahre nach der Indizierung stellte man plötzlich im Rahmen der DVD-Auswertung eine strafrechtliche Relevanz fest und bechlagnahmte den Film, ein erneutes Armutszeugnis für die zuständigen Behörden. Merke: in Großaufnahme Gipsköpfe zerdeppern ist ein Verbrechen!