Review

„Le Notti del Terrore“, das klingt doch großartig. Nach dazu ein Film, der sich mit einigen anderen Genrebeiträgen darum streitet, der legitime „Zombie 3“ zu sein. Da kann man ja nicht anderes, als sich mit einer gewissen Vorfreude ein wahres Schlachtfest einzuverleiben. Die Beschlagnahme macht den Film zusätzlich interessant. Dieser Film kann nur ein Erfolg sein….

Kann, muss aber nicht. Relativ schnell kommt der geneigte Zuschauer zu der Überzeugung, dass die Beschlagnahme nur den Grund haben kann, den ohnehin schon schwer gebeutelten Volksverstand vor weiteren Auflösungserscheinungen zu bewahren. Dafür danke ich von ganzem Herzen. Denn dieser Film ist wirklich geeignet, dem Denkvermögen ernsten Schaden zuzufügen. Er ist so herzzerreißend billig gemacht, dass man Lust bekommt, eine Sammlung für Herrn Bianchi durchzuführen, damit er denselben Film noch einmal abzukurbeln, diesmal aber mit Schauspielern und Maskenbildnern. Die 25 € müssten wir doch zusammenbringen. Trotz seiner billigen Machart will er uns aber weismachen, dass der Film ernst gemeint ist. Phasenweise ist er auch wirklich recht brutal, wobei man über die schlechte Ausführung der Brutalität nicht zu diskutieren braucht. So wird der Film ein ständiger Wechsel aus Klamauk und Eingeweideschau; dass hält kein Verstand aus.

Bianchi nimmt sich in seinem Machwerk seines berühmten Vorgängers an und kopiert Fulci, wo er nur kann. Es beginnt mit der Einführung völlig belangloser Charaktere und dem Ursprung der Zombie-Plage. Ein bisschen billigen Sex, damit das Publikum nicht einschläft, und dann beginnt das Schlachtfest. Seien wir mal ehrlich, „Woodoo“ hat das gleiche Strickmuster. Aber bei Fulci hat die Sache irgendwie funktioniert. Ich denke, das Versagen von Bianchi liegt schlicht an den Masken der Zombies. Während Fulic noch zwischen frischen und alten Untoten differenzierte, probiert Bianchi es mit einer Mischung. Er klebt seinen Komparsen Knete ins Gesicht und macht einen auf Mumie (die staubigen Köpfe beim Zerschlagen passen hier recht gut). Er findet es aber auch megagruselig, wenn er Regenwürmer und Maden auf die Köpfe streut. Was bitte sollen die armen Tier fressen bei einem wiederauferstandenen Etrusker? Und wieso staubt der Kopf, während der Körper noch schleimt? Fragen über Fragen! Bianchi kann auch gerne mal beantworten, was für eine weiße Flüssigkeit aus dem Schädel derjenigen Frau läuft, die verdientermaßen das entsetzliche Gör angefressen hat.

Das Schlachten und Fressen macht Bianchi nicht schlechter als Fulci. Aber er hat kein Gespür für Effekte. Das merkt man bei der Nummer mit der Glasscheibe, die versucht, die großartige „Splitter-im-Auge“-Szene von Fulci zu kopieren. Er kann es einfach nicht. Er ist Fulci auch im Bereich der Stimmigkeit weit unterlegen. Und das will etwas heißen. Wieso sind die Zombies so gut im Werkzeuggebrauch? Erstens müssten sie zerfusseln, wenn sie einen Rammbock benutzen oder mit einer Sense den Kopf des Zimmermädchens ernten (fand ich gar nicht so schlecht), zweitens wirkt das strategisches Vorgehen wie die Bewaffnung der ganzen Truppe sehr unglaubwürdig und drittens glaube ich nicht, dass die antiken Etrusker schon eine Kreissäge bedienen konnten.

Es schadet dem Film auch, dass er sich „Notti“ tituliert. Er spielt größtenteils am helllichten Tage in einer recht malerischen Umgebung. Da kann keine Stimmung aufkommen. Nebenbei sei bemerkt, dass die Nacht einen gnädigen Mantel über die Leistung des Maskenbildners gehüllt hätte. Das wäre schön gewesen.

Man darf aber auch bei einer Bewertung dieses Filmes nicht vergessen, dass es sich um einen Zombiefilm handelt. Dieses Genre besticht nicht durch ausgeklügelte Stories oder tolle Schauspielleistungen. Es geht nur um Splatter. Aber schon der direkte Vergleich mit den Beiträgen von Fulci zeigt, dass schnell ein primitives Machwerk entsteht, wenn die Schockeffekte nur noch ihrer selbst wegen bestehen und nicht in ein halbwegs stimmiges Ganzes eingebaut werden können. Das merkt man auch bei dem Soundtrack. Kein Zombie-Soundtrack wird jemals wirklich als Musik gelten, aber die Untermalung von „Le Notti del Terrore“ ist wirklich eine Frechheit. Und Frechheit sie das letzte Stichwort. Was bitte soll das für ein Ende sein? Da quält man sich durch 82 Minuten sehr mäßiger, schlecht gemachter Unterhaltung - und dann ist plötzlich Schluss? So mitten drin? Hallo, wenn der Effekt mit der Kreissäge zu teuer wäre, dann lasst ihn doch einfach weg. Aber kündigt bitte nichts an und lasst den geneigten Zuschauer dann in die Röhre gucken!

Man könnte dem Problem der Zombiefilme kein besseres Gesicht geben als diesen Film. Er zeigt, wie aus einem harten, aber vergnüglichen Teilstück des Horrorfilms ein primitives Schlachtfest wird, wenn der Regisseur keine Mühe auf das filmische Beiwerk verwendet, sondern nur Widerwärtigkeiten aneinander reiht. Dann muss man sich klar sein, dass hier Moralwächter auf den Plan gerufen werden. Und das (so schwer es mir auszusprechen fällt), irgendwie zu Recht. Nicht zum Schutze der Jugend (die ohnehin nicht betroffen ist, da diese Filme ohnehin indiziert sind), sondern vor allem zum Schutze des Genres. Fulci hat noch einige, sehr geglückte Zombiefilme nach dem Erscheinen dieser „Kopie“ gedreht. Hätte man das Maß der gerichtlichen Toleranz nicht mit Filmen wie „Le Notti del Terrore“ belastet, wer weiß, vielleicht würde der gute alte Zombiefilm heute noch leben?

„Le Notti del Terrore“ ist ein schlechter Film. Aber auch noch ein echter Zombiefilm. Er hat dem kompletten Verriss nicht verdient, aber mehr als 3 Punkte kann man ihm auch nicht mit gutem Gewissen geben.

Details
Ähnliche Filme