In London werden Banken unter dem Einsatz von Panzerfäusten ausgeraubt. Superintendent Cooper-Smith (Stewart Granger) tritt auf der Stelle. Auf der Suche nach einem verschwundenen Kollegen kommt er in das Schloss Emberdale Hall mit einem angegliederten Nonnenkonvent. Sein Instinkt als Polizist sagt ihm dass hier etwas nicht stimmt, und dass sein verschwundener Kollege hier auf der Spur der Bankräuber war.
Oho, Edgar Wallace goes James Bond. Dachte ich im Vorfeld noch, dass mich hier angetrashtes Kino der unteren Preisklasse erwartet, haben mich die Spritzigkeit und die Spielfreude geradezu überrollt. Stewart Granger agiert wie der junge Sean Connery: er flirtet mit allem was bei drei nicht auf den Bäumen ist, trinkt zum Frühstück Cointreau und nach der Beerdigung Wodka-Martini, fährt einen Aston-Martin und wirft seinen Hut quer durchs Zimmer. Außerdem trägt er einen recht vernünftig aussehenden Anzug und lässt seinen Charme hemmungslos sprühen. Im direkten Vergleich mit seinem Kollegen aus dem Geheimdienst macht er dabei eine ziemlich gute Figur. Die Verwendung eines Raketenwerfers beim Bankraub (sehr spannend und geradezu Heist-mäßig inszeniert) inklusive gelber Schutzrüstung hätte ich auch eher bei James Bond verortet anstatt beim normalerweise eher bieder inszeniertem Edgar Wallace. Eine Schlägerei im Keller ist reichlich hart und direkt inszeniert, und am Ende kommt überraschend sogar ein Hauch GOLDFINGER in die Handlung.
Ein anderer Vergleich, der sich im Jahr 1966 ebenfalls fast automatisch aufdrängt: Wenn Polly im letzten Drittel in den Park eindringt und dabei dem seltsam kostümierten Luke in die Arme läuft, der mit ihr spielen und ihr Haar berühren möchte, dann wirkt das genauso abgehoben und bizarr wie bei SCHIRM, CHARME UND MELONE. Der Eindruck wird durch die bei Edgar Wallace-Verfilmungen einmalige Verwendung von Technicolor noch unterstützt – der Park, die schreiend bunten Farben, die recht skurrile Handlung, und man würde sich gar nicht wundern, wenn Polly ihren Verfolger mit ein paar gekonnten Handkantenschlägen außer Gefecht setzen würde.
Dies ist aber beileibe nicht negativ gemeint, im Gegenteil. Diese Elemente bringen eine ungeheure Frische in den Film und hätten, wenn noch mehr Wallace-Streifen in Großbritannien gedreht worden wären, die Serie sicher noch lange am Leben halten können. Was auch in sehr hohem Maße für die britische Beteiligung spricht sind die Schauspieler: Robert Morley ist immer wunderbar anzusehen, Cathleen Nesbitt gibt die nett-dämonisch alte Schlossbesitzerin mit vollem Elan, Susan Hampshire, James Culliford und Allan Cuthbertson (um nur ein paar zu nennen) sind ganz einfach einmal andere Gesichter. Für das deutsche Publikum nervt Eddi Arent diesmal nicht sondern führt stattdessen seine Rollen aus den beiden vorhergegangenen Filmen weiter, und Siegfried Schürenberg darf sich nach den Kalauer-Exzessen des BUCKLIGEN VON SOHO wieder ein wenig zurücknehmen. Tja, und Brigitte Horney beherrscht das Bild sowieso sobald sie zu sehen ist. Was für eine Frau, was für eine Ausstrahlung …
Nein, hier weht definitiv ein frischer Wind durch den Film. Die dynamische und schnelle Inszenierung, die sich trotzdem genügend Zeit lässt die Geschichte zu erzählen, lässt dem Zuschauer wenig Zeit zur Erholung, ohne dass aber Hektik aufkommt. In Bezug auf Timing, Darsteller, Musik (nicht so aufdringlich wie bei DER BUCKLIGE VON SOHO, und dabei sehr groovy) und Sets stimmt hier eigentlich fast alles. Sogar Erotik kommt auf wenn Sophie Hardy sich in der Badewanne räkelt (ganz kurz im Spiegel nackt zu sehen!), wenn Susan Hampshire mit Stewart Granger flirtet und ihm Avancen macht, oder wenn 4 Unterwäsche-Models Haferbrei essen und dabei Stewart Granger eindeutig anlächeln.
Ein völlig überraschendes Highlight der Serie. Schade, dass es danach wieder zurück zur Hausmannskost ging. Schade, dass Sophie Hardy so wenig Filme in ihrem Leben gedreht hat. Schade, dass Technicolor innerhalb der Serie nur einmal verwendet wurde. Schade, dass Stewart Granger nicht öfters ermitteln durfte. Schön, das solche Perlen heutzutage noch zugänglich sind und mit moderner Technik zumindest auf DVD konserviert werden können.
Ich vergebe 8 von 10 Zeitreisemaschinen, die mich bitte umgehend zurück in das London des Jahres 1966 bringen …