Es gibt wohl nur einige B-Filme die bereits im Vorfeld soviel Wirbel bereiten, das der Name des Filmes durch die Presse geht. Es gab viel zu lesen, viele Geschichten und Gerüchte um den Film „Max Havoc“ der im Jahr 2004 auf dem paradiesischen Guam gedreht wurde. Der ausführende Produzent John F.Liang bekam 1 Million $ dafür, das er auf Guam den Film drehen würde. Angeblich setzte er nur ein Bruchteil davon für den Streifen selbst ein, brach Verträge, versprach Darsteller die dann höchstens einen Miniauftritt beisteuerten und war nach ende der Dreharbeiten nicht mehr gesehen. Und selbst die Weltpremiere auf Guam war wohl eher peinlich als gelungen. Im Internet überschlugen sich bösartige Stimmen und zogen über ihn und Regisseur Albert Pyun her, der aber wohl am wenigsten damit zu tun hatte, da er zuletzt in sämtliche Presseberichte keine Erwähnung mehr fand und auch nach den Dreharbeiten nicht mehr in der Post-Production involviert war. Und um das Chaos perfekt zu machen wurden dann sogar noch Nachdrehs angesetzt, da den Produzenten der Film eher wie eine „Magnum“ Folge erschien, als ein Martial Arts Action Film. Das alles zögerte den Start des Filmes immer wieder heraus, bis er letzten Monat sang und klanglos in Amerika auf einer technisch unglaublich schwachen DVD veröffentlicht wurde. Erstaunlicherweise wurde sogar kurz darauf dennoch eine Fortsetzung gedreht, die diesmal aber in Kanada produziert wurde.
Doch kommen wir erstmal zu diesem Teil. Albert Pyun zählt sicherlich nicht umsonst zu einem umstrittenen Filmemacher, wobei ich immer einer bin der ihn gerne verteidigt, da er für mich mit „Cyborg“, „Nemesis“, „Radioactive Dreams“ oder auch „Bloodmatch“, „The Sword And The Sorcerer“ und „Kickboxer 2+4“ gute Unterhaltung lieferte. Vor allem wenn er über ein anständiges Budget verfügte, zeigte er seine Qualitäten. Aber natürlich darf man auch seine Totalausfälle weder vergessen, noch verzeihen. Die Hinrichtung der „Nemesis“ Reihe werde ich ihm immer übel nehmen und auch das Desaster „Ticker“ bedarf wohl keiner Erklärung. Nach seiner langweiligen und billigen Hip Hop Trilogie und eben dem Seagal Heuler wurde es ziemlich ruhig und erst jetzt, nach dem „Max Havoc“ Film, scheint er wieder auf dem richtigen Pfad zu sein. Sein ohne Schnitt gedrehter „Infection“, der noch immer auf eine VÖ wartet, bekommt verdammt gute Kritiken und die Bilder des Filmes „Left For Dead“ sehen auch ziemlich interessant aus. Nebenbei ist er neben seiner eigenen Firma FILMWERKS nun noch für eine zweite Firma tätig. Diese hat neben Projekten für Mario Kassar (ja, der „Terminator 2“ und „Total Recall“ Produzent) wohl auch 1-2 Pre-production Geschichten für SONYs SCREENS GEMS zu laufen. Ob das alles so stimmt bleibt abzuwarten.
Jedenfalls reiht sich „Max Havoc“ leider in die eher unterdurchschnittlichen Filme seiner Karriere ein. Das Budget muss wirklich sehr schmal gewesen sein und der Verdacht dass die Millionen der Filmbehörde Guams nicht für die Dreharbeiten benutzt wurden, liegt nahe. Mit 1 Million $ kann ein Pyun jedenfalls mehr zaubern, als hier herausgesprungen ist. Die nur sehr wenige Action besteht zwar aus Martial Arts Action die von J.J. Perry („Undisputed 2“ und hier als Schiedsrichter zu sehen) initiiert wurde, aber wirklich spektakulär ist diese nur selten. Aber immerhin befindet die sich auf einem höheren Niveau als manch anderer Film in letzter Zeit; ohne wirklich zu begeistern. Viel zu selten springt mal eine coole Szene wie anfangs im Ring oder im Finale heraus(welches übrigens einen anderen Grund hat, später mehr). Leider ist die einfallslose Story um einen gestohlenen Jadedrachen und dem Sportreporter und ehemaligen Kickboxchampion Max Havoc, nicht nur so fade wie sie klingt, sondern auch ebenso umgesetzt. Der Drache wechselt die Besitzer, deren Verhalten teilweise etwas merkwürdig ist, währenddessen zwei oder drei Parteien in den Besitz kommen wollen. Also gibt es ein paar Verfolgungen zu Fuß und kürzere Kampfszenen (die auch mal ohne Ende abgebrochen werden, wie der Kampf im Hotel). Eine gewisse Härte liegt leider auch nicht vor, denn selbst wenn mit einem Schwert gemetzelt wird gibt es kein Blut zu sehen. Deswegen ist der Film eher als PG-13 einzustufen, auch wenn die DVD erst gar nicht geprüft wurde.
Dafür bekommt man einige bekannte Gesichter zu sehen, deren Auftritte sich aber nur auf wenige Minuten belaufen. Carmen Electra ist sogar noch kürzer zu sehen und eigentlich absolut überflüssig. Da hätte man sicherlich auch eine x-beliebige Schönheit nehmen können (von denen es hier zum Glück einige gibt). Richard Roundtree („Shaft“) verschwindet ebenfalls schnell von der Bildfläche, hat aber immerhin mehr zu tun als das Model Nikki Ziering und David Carradine („The Last Sect“, „Kill Bill 1+2“) ist ebenfalls nur sporadisch im Bild und gibt noch mal die gleiche Performance aus Tarantinos Epos. So bleiben nur der deutsche Mickey Hardt („Der Puma“, „The Twins Effect“) und das polnische Topmodel Joanna Krupa („The Skinner Box“) die den Film tragen müssen. Leider sind beide nicht gerade großartige Darsteller, aber Hardt macht seine Sache OK und Krupa ist wahrlich nett anzuschauen. Dennoch zieht sich der Film außerhalb der Action immer wieder hin. Apropos hübsch anzusehen. Guam scheint wirklich ein nettes Örtchen zu sein. Die Location hebt sich sehr angenehm von üblichen Ostblock Geschehen ab, wird aber auch nicht ausreichend genutzt. Zu oft spielt sich die Handlung im inneren ab, was wirklich ziemlich schade ist. Das dunkle Bild der DVD trübt bei den Landschaftsaufnahmen (Stock Footage?) übrigens auch das Sehvergnügen.
Nun kommen wir noch zu den Nachdrehs, die nach der ersten Sichtung anberaumt wurden. Denn diese hat kein geringerer als Isaac Florentine gemacht (sein ehemaliger Stammproduzent Yoram Barzilai, war einer der Produzenten des Filmes) und es ist wirklich unglaublich das man sofort seine Handschrift erkennt. So ist das Finale komplett in L.A. neu gedreht wurden und hier haben wir die besten Momente und selbst die übliche Kameraführung und das eine oder andere male ein „swoosh“ Geräusch. Florentine hat diese übrigens unter der Bedingung gemacht dass es nirgends erwähnt wird. Wer jetzt glaubt ich verrate hier das große Geheimnis, der irrt, denn im Anspann des Streifens wird er namentlich genannt! Schon weil Florentine hier mitgearbeitet hat, ist es OK das ich diesem Film in meiner Sammlung habe.
Fazit:
Schwaches Actionfilmchen, das eindeutig dem Budgetmangel (oder Diebstahl) zum Opfer viel. Für Albert Pyun schien es auch nicht mehr als eine langweilige Auftragsarbeit gewesen zu sein (selbst im Team ist außer Vincent Klyn niemand von seinem Stammpersonal zu finden, die Szenen mit Fat Joe wurden komplett entfernt) und so flimmert der Film dann auch ab. Die Action ist zu Rar und außer Martial Arts gibt es hier nichts zu sehen. Diese ist dann zwar ordentlich, aber auch nicht rasant genug um den langweiligen Plot und die Verschwendung vom bekannten Personal auszugleichen. Ohne die Nachdrehs wäre es vermutlich noch schlimmer ausgefallen. Immerhin ist der Film besser als die letzten Albert Pyun Katastrophen und so kann man gespannt sein wie die Fortsetzung geworden ist, die zumindest hinter der Kamera von einem fast komplett anderen Team eingefangen wurde, aber ebenfalls mit einer bekannten Besetzung aufwatet. Bei Teil 1 bleibt am ende nur unterdurchschnittliches übrig.