Südpazifik, 1942.
Lt. Sam Lawson [ Cliff Robertson ] hat vier Wochen Urlaub in Frisco vor sich und bereitet sich mit Sonnenbaden am weissen Strand vor. Palmen und blaues Meer ergänzen die touristisch - einladende Szenerie ebenso wie die umschwärmten exotischen Schönheiten; das Bier in der Hand ergibt das i -Tüpfelchen.
Doch nur ein Tag später befindet er sich in einer fremden Einheit, unter ihm unbekannten Kommando und mit einem Auftrag, der nicht nur ihm nicht schmeckt und dazu noch wenig Aussicht auf eine Rückkehr bereithält.
Die Vorzeichen scheinen dabei klar zu sein: Regisseur Aldrich verändert und maändert seinen eigenen Das Dreckige Dutzend. Bezieht sich ebenso darauf wie allgemein den bis dahin aktuellem Trend derlei kinetischer Himmelfahrtskommandos; wobei die Armeslänge von Die Kanonen von Navarone über Colonel von Ryans Expreß, Agenten sterben einsam, Katanga und Tobruk zu Ein dreckiger Haufen und weiteren, auch in anderen Genres wie zum Bespiel dem Westen versuchten Exemplaren reicht [ Kanonen für Cordoba ]. Den Augenschein nach melkt man also nur die kommerzielle Kuh, und das Marketing des auf den Phillipinen gedrehten Projektes wird schlau gewesen sein, seine Besetzung mit den erprobten Michael Caine und dem gerade oscarprämierten Cliff Robertson in den Hauptrollen kassenträchtig hervorheben. Und natürlich auch seinen Filmemacher im Zusammenhang zu erwähnen.
Nun ist Aldrich trotz aller Kommerzialität, die mittlerweile verstärkt in seinen Produktionen hervorkam, doch noch ein Regisseur mit Bewusstsein für Unabhängigkeit und damit verbunden auch dem Vorsatz für Kritik und Anklage. Die frühe Gründung einer eigenen Produktionsfirma bewahrte ihn vor dem Hinabgleiten in die rein handwerkliche Tätigkeit und versetzte seinen Filmen den Ausdruck einer persönlichen Note; auch wenn zur Durchsetzung und Reflexion autarker Ansichten sicherlich auch die Mittel von Hollywood benutzt wurden.
Diese Arbeit hat deswegen immer noch etwas gemein mit den realistisch - harten Kriegsepisoden, die er besonders mit Ardennen 1944 [ 1956 ] glaubwürdig für die Leinwand umsetzte. Auch hier nehmen die Kampfgefechte erst spät seine Bedeutung ein und wird sich vorher lange Zeit um den Konflikt konträrer Auffassungen konzentriert. Der anfangs bukolisch lockere Ton, der sich in ganz seichten Anklängen an die momentan ebenfalls Geld einspielenden Kriegssatiren anlehnt, wechselt sowohl in der Geographie als auch der Stimmung seine Gesinnung und wird zu einer psychologischen Vertiefung umgewandelt. Sicherlich mit polemischer Ausbreitung, aber dieses pólemos nimmt in seiner sprachlichen Bedeutung von Auseinandersetzung / Streit / Krieg bereits die späteren Kampfszenen vorweg. Wenn die Worte nicht mehr helfen oder gar nicht versucht werden und sich dennoch um den status quo mißhelligt wird, müssen eben die Waffen sprechen.
Lawson hält sich dabei zurück. Bereits in den Wortfetzen erkennt er seine Bestimmung als weitgehend neutraler Aussenseiter; befindet er sich nicht nur missverstanden vor dem Einsatzort, sondern noch als einziger Amerikaner unter einem Dutzend Briten. Sein Vorgesetzter [ Henry Fonda in einem reinen Prestigeauftritt ] hat ihn auf die Vanuatu beordert; das ehemals "Neue Hebriden" genannte Kondominium aus vulkanischen Inseln und Felseilande gerät in den Mittelpunkt einer Groß - Offensive der Alliierten. Lawson kann als Einziger Japanisch und die Briten sollen die asiatische Funkstation ausschalten, damit die Operation solange geheimbleibt.
Die militärische Ordnung des Unternehmens ist dabei schon von Beginn weg brüchig.
Der Suicide Run wird von Capt. Hornsby [ Denholm Elliott ] geführt, der unter den Männern um Pvt. Hearne [ Michael Caine ] kein grosses Ansehen besitzt, gerade aus den Lazarett kommt und sein vorheriges Unternehmen in den Sand gesetzt hat. Der restliche Trupp ist ein Haufen Versager, die sich vorher schon einmal mit fliegenden Fahnen abgesetzt haben und sich jetzt mehr um Kakerlakenwettrennen kümmern als um den herum tobenden Krieg. Manche haben keine Kampferfahrung, manche verdrängen Gewalt und Tod mit der Flucht in den Irrsinn, Andere versuchen eigennützig, für sie so gut wie möglich aus der Gefahr zu kommen.
Teilweise verletzt man sich selbst, um mit einer Krankschreibung aussen vorgelassen zu werden. Und es soll nicht lange dauern, bis man Anderen unliebige Posten als Vor- oder Nachhut zuschanzt, offen über Fahnenflucht spricht und gefallene Kameraden plündert und getötete Feinde fleddert und verstümmelt, um an ihre Habseligkeiten zu kommen.
Je weiter man in den undurchdringlichen, lichtabwehrenden Dschungel vorprischt, desto mehr lässt der Anschein von Disziplin nach. Die anfänglich witzigen Sprüche von Hearne werden erst sarkastisch, dann zynisch, dann hören sie ganz auf. Aldrich verlässt den Boden der vorstellbaren Realität und steigt hinab in ein Märchenreich, nur diesmal ein albtraumhaftes, räumlich desorientiertes aus plötzlich auftauchenden Spähtrupps, Landminen, heimtückischen Anschlägen und Zwietracht aus eigenen Reihen. Die Sicherheit der Kameradschaft fällt ebenso weg wie das primärsystematische Verhältnis von Befehl und Ausführung, welches das Gefühl von Beständigkeit und Regelmäßigkeit ausradiert. Einstandspflicht und Garantien sind kurz nach dem Verlassen des Stützpunktes keinen Deut mehr wert; sinnbildlich zerfleddern im Vorspann die anfangs stolz wehenden Landesflaggen zu löchrig - faden Lappen. Heroismus oder gar Patriotismus ist nicht zu spüren. Man will nicht Soldat spielen und schon gar nicht für die Ehre sterben.
Der Tod ist dreckig; meist anonym und oft sogar durch die Kameraden selber verursacht. Fehlentscheidungen in der Taktik, das zufällige Befinden in der Schußlinie, das schutzlose Zurücklassen Verletzter aufgrund der drängenden Zeit. Das Zögern angesicht veränderter Umstände, in denen man Taten verweigert und sich gegen das nicht-gemeinschaftliche Ziel stellt.
Aldrich nutzt das unerforschte Dickicht, um seine Darsteller mit der Natur verschmelzen zu lassen und sie bis auf die sparsame Mimik und umso aussagekräftigere Stimmen darin verblassen zu lassen. Schweißgetränkt klebt die Tarnkleidung an den Körpern. Die nassen Haare und verschwitzten Gesichter und die gewöhnungsbedürftigen Dialoge ergeben zusammen mit dem verlorengegangenen Zusammengehörigkeitsgefühl eine unangenehme Stimmung. Die originale Synchronisation verstösst durch seinen Cockney - Akzent; die deutsche hört sich trotz wörtlicher Übernahme der Sätze deutlicher derber an und bereitet hauptsächlich im Flüstern ein Erschaudern. An den Darstellern als Rettungsanker kann man sich nicht klammern. Elliott ist ein strategisch unsicherer Anführer ohne voranschreitender Akzeptanz; der sich zwar lange handzahm gibt, auch nur auf den günstigen Moment zum Beleidigen wartet. Caine ist Derjenige, der als Erstes von Untreue, Flucht und dem Unsinn der Pflichterfüllung redet. Bannen befindet sich gar nicht in der Handlung, sondern in seinem wahnsinnigen Paralleluniversum. Robertson wirkt schon von Beginn in seiner trägen Faulheit bar jeder Hauptrollenfunktion und bekommt diese auch nur zugeschanzt, weil die Truppe in einer hohen Verlustrate nach und nach ihre Mitglieder verliert. [Robertson hat das Drehbuch vorher nicht gelesen und seine dann erkannte zurückgezogene Stellung mit einem eigenen Autoren aufbessern wollen, scheiterte aber am Regisseur. Beide stellten auf stur.]
Auch das sonst Spektakuläre lässt auf sich Warten; weder findet man perfekte Einstellungen vor noch welche, die den Bildern eine kompositionelle Schönheit verleihen. Pracht - Kino ist das nicht. Auf Apelle, die Bildung von Legenden und saubere Action muss man verzichten
Sicherlich bleibt man dabei trotzdem noch den gängigen Konstruktionen und Konventionen des Genrekinos treu. Man biegt nur, bricht aber bei weitem nicht. Auch entwickelt man sich nie zum einer Antikriegsaussage und hat dies sicher auch nie vorgehabt. Die Menschenverachtung in Kriegsführung und Militarismus weicht dem Blick auf die innere Spannung; die Beschränkung der Charaktere und ihr Ziel wird nicht ad absurdum geführt, sondern geht wie gängig in Shootout und Explosion über, in denen man eben doch Argumente und Überzeugungen findet. Traditionelle Sehgewohnheiten werden durchgängig bedient; die Grenzsituationen könnten auch aus Abenteuerfilmen, Western oder eben anderen Kriegsabenteuern stammen und werden mit wenig subtilem, aber umso wirkungsvollerem Thrill inszeniert. Man filmt weder betont nüchtern noch mit politischen Argumenten noch wagt man sich ohne Rücksicht auf Verluste [ der Zuschauer ] in Chaos und Konfusion.
Nach der eigentlichen Mission, einer fatalen Entdeckung und dem wiederum zeitlich drängenden Rückzug ins heimische Lager, verhält sich die Erzählung wie die Metapher, die der feindlich jagende Maj. Yamaguchi [ Ken Takakura ] den Flüchtenden per Lautsprecher und Verstärker durch den Wald nachschallen lässt: Wie Wasser durch einen Trichter werden nicht nur die Alliierten getrieben, sondern auch die Wirkung der Handlung. Das Publikum ist mittlerweile genauso mürbe wie die Figuren; ausgezerrt bis zur Entkräftung schleppt man sich dem Ende entgegen.
Am Box Office konnte man den Erfolg des zugänglicheren Dreckige Dutzend nicht wiederholen. Mittlerweile war man selber im Krieg und dieser nicht mehr Teil der Populärkultur. Es war die Zeit von Wie ich den Krieg gewann, Die Hölle sind wir, M.A.S.H., Catch 22 und Johnny zieht in den Krieg, und wahrlich Zu spät für Helden.
Erst Ende der 70er wurde die hier formulierte Methodik noch einmal erneut in diversen Söldnerstreifen erfolgreich aufgekocht; dort im fliegenden Wechsel mit den grossen Filmen über das bisherige Tabuthema Vietnam und seine militärische und vor allem menschliche Katastrophe.